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Nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, gesund essen und viel bewegen – das gilt bei Bluthochdruck immer. Senken diese Maßnahmen die Werte jedoch nicht ausreichend und liegen weitere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren oder bereits Organschäden vor, können zusätzlich Medikamente helfen. Sie können Nebenwirkungen haben und oft dauert es einige Wochen oder sogar Monate, bis der Blutdruck richtig eingestellt ist.

ACE-Hemmer hemmen die Bildung von Angiotensin II.

ACE-Hemmer

Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer werden vor allem zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt. zum Artikel

Welche Blutdrucksenker gibt es?

Zur medikamentösen Behandlung des Bluthochdrucks stehen folgende Medikamente, einzeln oder kombiniert einsetzbar, zur Verfügung:

  • ACE-Hemmer: Hemmer des sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, (RAAS)
  • AT-1-Rezeptorantagonisten: Sartane, ebenfalls Hemmer des RAAS
  • Diuretika
  • Kalziumantagonisten
  • Betarezeptorenblocker, kurz Betablocker
  • Alpharezeptorenblocker
  • Reservearzneistoffe: ältere Arzneistoffe gegen Bluthochdruck

ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptorantagonisten (Sartane)

ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptorantagonisten senken den Blutdruck, indem sie in das körpereigene Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) eingreifen.

Das Enzym Renin aktiviert das Hormon Angiotensin I, welches durch das Enzym ACE in Angiotensin II umgewandelt wird. Angiotensin II ist ein hochwirksamer Blutdruckstimulator. ACE-Hemmer blockieren seine Bildung, allerdings nicht vollständig, da Nebenwege offen bleiben. AT-1-Rezeptorantagonisten – sogenannte Sartane – hemmen vor allem die Bindung von Angiotensin-II an den AT-1-Rezeptor, die den Blutdruck steigen lässt.

Beide Arzneistoffgruppen können auch diabetische Nierenschäden verlangsamen. Die Dämpfung des RAAS ist günstig bei einer verdickten oder vergrößerten linken Herzkammer sowie bei einer Herzmuskel- und Nierenschwäche. Wenn sich unter einem ACE-Hemmer ein Reizhusten einstellt, ist der Wechsel zu einem AT-1-Rezeptorantagonisten empfehlenswert.

ACE-Hemmer hemmen die Bildung von Angiotensin II.

ACE-Hemmer

Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer werden vor allem zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt. zum Artikel

Mögliche Nebenwirkungen von AT-1-Rezeptorantagonisten sind u.a.:

Diuretika

Diuretika wirken entwässernd. So reduzieren sie das Flüssigkeitsvolumen im Körper und damit auch den Druck in den Gefäßen. Gleichzeitig werden aber auch einige wichtige Mineralstoffe mit ausgeschwemmt. Diuretika eignen sich besonders zur Kombination mit anderen Blutdrucksenkern, da sie auch in niedriger Dosierung deren Wirkung verstärken. Bei Herzschwäche und Nierenschwäche sind sie meist unverzichtbar.

Mögliche Nebenwirkungen von Diuretika:

  • häufiges Wasserlassen (erwünscht)
  • Müdigkeit
  • Schwäche
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Magnesium- und Kaliummangel
  • Anstieg des Blutzuckerspiegels
  • Verdauungsprobleme bis hin zur Verstopfung

Blutdruckmessgerät

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Kalziumantagonisten

Es gibt verschiedene Arten von Kalziumantagonisten, die auch unterschiedlich wirken. Gegen Bluthochdruck werden lang wirksame Kalziumantagonisten aus der Gruppe der Dihydropyridine eingesetzt, etwa Amlodipin oder Lercanidipin. Sie bremsen den Einstrom von Kalzium in die Zellen, was unter anderem zur Erweiterung der arteriellen Blutgefäße führt. Dadurch sinkt der Blutdruck. Das Schlaganfallrisiko beeinflussen sie günstig, eine Diabetes-Erkrankung ist keine Einschränkung.

Mögliche Nebenwirkungen sind u.a.:

  • Wassereinlagerungen an den Knöcheln
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Verstopfung
  • Zahnfleischwucherungen

Betablocker

Betarezeptorenblocker, kurz: Betablocker, schirmen den Organismus gegen die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ab, indem sie die Andockstellen für diese Botenstoffe an den Zellen blockieren. Diese Andockstellen heißen Beta-Rezeptoren. Es gibt verschiedene solcher Rezeptoren. Beta-1-Rezeptor-selektive Arzneistoffe wie zum Beispiel Metoprolol oder Bisoprolol zielen dabei besonders auf die Rezeptoren für Adrenalin und Noradrenalin am Herzen. Der Herzschlag wird langsamer, der Herzmuskel benötigt weniger Sauerstoff und wird entlastet. Betablocker können aber auch zur Behandlung einer Migräne zum Einsatz kommen. Zur Blutdrucksenkung kombinieren Ärztinnen und Ärzte Betablocker meist mit anderen Wirkstoffen.

Betablocker gelten als gut verträglich. Nicht geeignet sind sie jedoch bei Bronchialasthma, ausgeprägten Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen, akuter Herzschwäche, deutlich verlangsamtem Herzschlag oder sogenanntem Herzblock. Vorsicht geboten ist bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes, die zu Unterzuckerungen neigen. Auch können Betablocker das Auftreten eines Diabetes bei entsprechender Veranlagung begünstigen. Darüber hinaus sollten Patientinnen und Patienten, die an einer Depression, Schuppenflechte (Psoriasis) oder erektilen Dysfunktion leiden, möglichst keine Betablocker einnehmen.

Betablocker haben in der Therapie von Bluthochdruck an Bedeutung verloren. Für Patientinnen und Patienten mit einem überaktiven Sympathikus-Nervensystem, einer Erkrankung der Herzkranzgefäße, nach einem Herzinfarkt oder mit Herzschwäche ist ihr therapeutischer Nutzen aber weiterhin belegt.

Tabletten als Blutdrucksenker

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Kombinationspräparat bevorzugt

Der Arzt oder die Ärztin kann je nach individuellem Fall die Therapie mit einem einzelnen Medikament beginnen oder auch gleich mit einer niedrig dosierten Kombination aus zwei Medikamenten starten – denn ein Kombinationspräparat ist laut der Nationalen Versorgungsleitlinie Bluthochdruck oft wirksamer als zwei Einzelpräparate. Das hängt unter anderem von der Ausprägung des Bluthochdrucks und den Begleiterkrankungen ab. Infrage kommt beispielsweise ein Hemmer des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) – also ein ACE-Hemmer oder Sartan – plus ein Kalziumantagonist oder ein Diuretikum. Braucht die Patientin oder der Patient mehr, kommt zum Beispiel eine Dreierkombination aus RAAS-Hemmer plus Kalziumantagonist plus Diuretikum infrage.

Dagegen ist die Kombination zweier RAAS-Blocker untereinander, also eines ACE-Hemmers und eines AT-1-Rezeptorantagonisten, nicht empfehlenswert.

Bei hartnäckig hohen Werten kann der Arzt oder die Ärztin weitere Substanzen einsetzen – zum Beispiel Alpharezeptorenblocker.

Lässt sich der Druck damit nicht unter 140/90 mmHg senken, gilt er als therapieresistent. Dann können verschiedene Hindernisse vorliegen. Häufige Gründe sind eine unregelmäßige oder unzureichende Einnahme der Medikamente oder ein weiterhin ungesunder Lebensstil. Manchmal mindern zum Beispiel andere Medikamente die Wirkung der Blutdrucksenker. In diesem Fall kann die Ärztin oder der Arzt über eine Therapieumstellung nachdenken. Schließlich kann eine sekundäre Hypertonie vorliegen – also eine den Bluthochdruck verursachende Krankheit, die bislang noch nicht bekannt ist.

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Wann nimmt man die Blutdrucksenker am besten ein?

Medikamente gegen Bluthochdruck nimmt man meist morgens ein. Manchmal ist es jedoch günstig, eines der Medikamente am Abend zu nehmen, um den Blutdruck nachts oder über alle Tageszeiten hinweg noch besser in den Griff zu bekommen. Bei zu tiefen Blutdruckwerten in der Nacht ist die Einnahme am Abend dagegen nicht sinnvoll.

Anfangs ist Geduld gefragt: Die meisten Blutdrucksenker erreichen nach etwa drei bis vier Wochen ihre volle Wirkung. Erst dann lässt sich der Therapieerfolg beurteilen. Der Arzt oder die Ärztin kontrolliert den Blutdruck engmaschig und passt die Dosis des oder der Medikamente so lange an, bis der gewünschte Blutdruckwert erreicht ist. Wird die Dosis verändert, dauert es wiederum einige Wochen, bis sich der Effekt zeigt. In der Regel vergehen daher mehrere Wochen oder Monate, bis der Blutdruck gut eingestellt ist.

Operation bei Bluthochdruck?

Bei einem sogenannten therapieresistenten Bluthochdruck, der sich weder mit einer Anpassung des Lebensstils noch mit Medikamenten ausreichend senken lässt, können auch neuere operative Verfahren zum Einsatz kommen[1].

Bei der renalen Denervation (RND) werden die Nervenbahnen des Sympathikus an den Nieren verödet. Diese Nerven sind bei Bluthochdruck überaktiv. Werden sie ausgeschaltet, kann der Blutdruck wieder sinken. Die Operation erfolgt minimalinvasiv über einen Katheter, der über die Leistenarterie bis zur Niere geschoben wird. Dort verödet die Ärztin oder der Arzt die Nerven, die um die Arterie verlaufen. Die Funktion der Nieren wird durch den Eingriff nicht beeinträchtigt. Die Wirkung der Operation tritt innerhalb der ersten Monate nach dem Eingriff ein. Wichtig: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gut über die Methode aufklären und wägen Sie gemeinsam ab, ob ein Einsatz sinnvoll sein kann.

Eine weitere Möglichkeit, einem therapieresistenten Bluthochdruck mithilfe einer Operation zu begegnen, ist die Barorezeptorstimulation. Barorezeptoren befinden sich an den Gefäßwänden der meisten Schlagadern. Sie kontrollieren und regulieren den Blutdruck. Um den Blutdruck zu senken, wird bei einer minimalinvasiven Operation eine Elektrode an die Barorezeptoren im Bereich der Halsschlagader platziert. Sie ist mit einem Impulsgeber verbunden, der im Bereich der Brust der Patientin oder des Patienten eingesetzt wird. Er sendet Impulse an die Elektrode, was den Blutdruck dauerhaft senkt. Das Verfahren ist aber aufwändig und birgt gewisse Komplikationen[1].

Fazit: Verschiedene Wirkstoffe können – meist in Kombination – helfen, den Blutdruck zu senken. Sie können Nebenwirkungen haben und oft dauert es einige Wochen oder sogar Monate, bis der Blutdruck richtig eingestellt ist. Blutdruckmedikamente nimmt man meist morgens ein. Sinken die Werte auch mit ihrer Hilfe nicht, kann die Ärztin oder der Arzt prüfen, ob die Patientin oder der Patient die Therapiemaßnahmen richtig durchführt oder ein anderes Medikament oder eine zugrundeliegende Krankheit den Blutdruck weiterhin erhöht. In manchen Fällen kann auch eine Operation gegen Bluthochdruck wirksam sein.


Quellen:

  • [1] Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) et al.: Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023). https://www.leitlinien.de/... (Abgerufen am 06.10.2023)