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Bluthochdruck (Hypertonie) ist häufig nur über eine Blutdruckmessung erkennbar, denn er verursacht meist zunächst keine Symptome. Liegen die Werte bei der wiederholten und korrekt durchgeführten Messung zu Hause über 135/85 mmHg, sollte die Ärztin oder der Arzt den Blutdruck überprüfen.

Wie oft sollte man den Blutdruck messen lassen?

Jeder ab 18 Jahren sollte seinen Blutdruck zumindest einmal überprüfen lassen. Ab Mitte 30 ist es sinnvoll, ihn regelmäßig mindestens alle paar Jahre zu kontrollieren, bei familiärer Belastung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch schon früher. Dazu eignet sich die Messung zu Hause, aber zum Beispiel auch der Gesundheits-Check-up bei der Hausärztin oder beim Hausarzt. Die Krankenkassen bezahlen ihn alle drei Jahre ab einem Alter von 35 Jahren und einmal zwischen dem 18. und dem 35. Lebensjahr. Bei Menschen über 40 Jahre sowie jüngeren, die Risikofaktoren aufweisen, sollte einmal pro Jahr eine Blutdruckmessung durchgeführt werden[1].

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In vielen Fällen werden die Werte bei der Kontrolle des Blutdrucks normal sein. Werden jedoch zu hohe Werte gemessen, sollte der Arzt oder die Ärztin überprüfen, ob wirklich ein Bluthochdruck vorliegt. Wiederholte Druckmessungen und eine Langzeitmessung des Blutdrucks können die Diagnose bestätigen. Soweit noch nicht bekannt, klärt die Ärztin oder der Arzt ab, ob weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen – etwa eine familiäre Vorbelastung, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Diabetes, Stress oder Nikotinkonsum.

Bei Verdacht auf einen sekundären Bluthochdruck – also einen, der durch eine andere Krankheit ausgelöst wird – oder Folgekrankheiten schließen sich weitere Untersuchungen an.

Verdacht auf Bluthochdruck: So gehen Arzt oder Ärztin vor

Zu den ersten Diagnosemaßnahmen bei Verdacht auf Bluthochdruck gehören:

  • Krankengeschichte (Anamnese) und Familienanamnese
  • körperliche Untersuchung mit Messung des Blutdrucks an beiden Armen

Zunächst sieht der Arzt oder die Ärztin sich die bisher zu Hause oder in der Arztpraxis gemessenen Blutdruckwerte an. Dann fragt er oder sie die Krankengeschichte der Patientin oder des Patienten ab – und außerdem, ob Bluthochdruck oder andere Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Familie vorkommen. Das sind Anhaltspunkte dafür, ob die Person zu Bluthochdruck neigt oder familiär vorbelastet ist. Wichtig ist außerdem zu wissen, welche Medikamente die Patientin oder der Patient einnimmt.

Bei der körperlichen Untersuchung stehen zunächst einmal Herz und Gefäße im Mittelpunkt: Der Arzt oder die Ärztin hört Herz und Lungen mit dem Stethoskop ab, tastet den Puls und misst den Blutdruck. Außerdem werden Körpergröße, Gewicht und Bauchumfang überprüft sowie die Beine auf Wassereinlagerungen untersucht.

Wie funktioniert die Blutdruckmessung in der ärztlichen Praxis?

Vor der Blutdruckmessung bei der Ärztin oder beim Arzt sollte der Patient oder die Patientin etwa fünf Minuten ruhig sitzen. Anschließend wird der Blutdruck dreimal nacheinander gemessen, mit jeweils zwei Minuten Zeitabstand. Als Ergebnis wird der Mittelwert aus der zweiten und dritten Messung gebildet. Alternativ kann einmal gemessen werden und bei Auffälligkeiten nach fünf Minuten ruhigem Sitzen erneut. Das Ergebnis ist dann die letzte Messung.

Eine einzelne Messung genügt nicht, denn die in der Praxis erhobenen Einzelwerte können zwischenzeitlich spontan zu hoch sein – dieser Umstand wird Weißkitteleffekt genannt. Andererseits können die bei der Ärztin oder beim Arzt festgestellten Werte in manchen Fällen auch annähernd normal sein, während die Messungen zu Hause oder die Langzeit-Blutdruckmessung erhöhte Werte ergeben. Dann liegt ein sogenannter maskierter Hochdruck vor. Gibt es Hinweise auf eines der beiden Phänomene, wird die Ärztin oder der Arzt entsprechende Untersuchungen veranlassen.

Gemessen wird an beiden Oberarmen, etwa zwei Finger oberhalb der Armbeuge und in ruhiger Sitzposition.

Die erste Zahl im Blutdruckwert bezeichnet den systolischen Druck, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht. Die zweite Zahl – hinter dem Schrägstrich – bezeichnet den diastolischen Druck, der in den Gefäßen besteht, wenn sich die Herzkammern wieder füllen. Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt.

Normalwerte und Klassifikation des Bluthochdrucks

Klassifikation

Werte

Optimal/Normal:

100 – 129 mmHg systolisch und/oder 60 – 84 mmHg diastolisch

Hochnormal (leicht erhöht):

130 – 139 mmHg systolisch und/oder 85 – 89 mmHg diastolisch

Hypertonie Grad 1:

140 – 159 mmHg systolisch und/oder 90 – 99 mmHg diastolisch

Hypertonie Grad 2:

160 – 179 mmHg systolisch und/oder 100 – 109 mmHg diastolisch

Hypertonie Grad 3:

ab 180 mmHg systolisch und/oder ab 110 mmHg diastolisch

Isolierte systolische Hypertonie:

ab 140 mmHg systolisch und unter 90 mmHg diastolisch

Sämtliche Werte gelten für Erwachsene aller Altersgruppen. Die Blutdruckwerte können am rechten und linken Arm leicht unterschiedlich ausfallen. Ein beständiger Seitenunterschied des systolischen Blutdrucks am rechten und linken Arm von mehr als 10 mmHg, insbesondere wenn nacheinander gemessen wurde, ist jedoch nicht mehr normal. Es ist dann ratsam, sich genauer auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchen zu lassen.

Bei Kindern ist der Blutdruck niedriger als bei Erwachsenen, mit zunehmendem Alter steigt er auf das Level von Erwachsenen an. Auch die Körpergröße spielt dabei eine Rolle. Die Blutdruckwerte von Kindern werden daher auf die alters-, größen- und geschlechtsabhängige Körperentwicklung des Kindes bezogen. Das heißt: Für unterschiedlich große Gleichaltrige gelten unterschiedliche Blutdruckwerte als normal.

Bei Jugendlichen gilt in der Regel ein Blutdruck über 140 mmHg systolisch oder über 90 mmHg diastolisch als Bluthochdruck[2].

Die Langzeit-Blutdruckmessung

Waren die in der Praxis gemessenen Werte erhöht oder unklar, wird die Ärztin oder der Arzt eine Langzeit-Blutdruckmessung durchführen, auch 24-Stunden-Blutdruckmessung oder ambulantes Blutdruck-Monitoring (ABPM) genannt.

Die Patientin oder der Patient bekommt ein entsprechendes Gerät mit nach Hause, das sich unauffällig unter der Kleidung tragen lässt. Das Registrierkästchen wird an einem Gürtel um den Bauch befestigt, die Druckmanschette am Oberarm angelegt. Die Langzeitmessung erfasst die Blutdruckwerte tagsüber mithilfe einer automatischen Messung alle 15 Minuten, und nachts mithilfe einer automatischen Messung alle 30 Minuten. Die Messintervalle können aber auch vom Praxispersonal individuell angepasst werden. Die aufgezeichneten Daten informieren darüber, wie stark der Bluthochdruck ausgeprägt ist und wie sehr die Werte schwanken.

Mittelwerte der Langzeit-Blutdruckmessung[3]:

Tagesmittelwert – normal: unter 135/85 mmHg

Nachtmittelwert – normal: unter 120/70 mmHg

24-Stunden-Mittelwert – normal: unter 130/80 mmHg

24-Stunden-Blutdruckmessung: Die Spitzen tagsüber zeigen ein paar Situationen an, die das Herz-Kreislauf-System kurzfristig belasten – die Nacht verläuft ruhig, der Blutdruck sinkt üblicherweise leicht ab. Für die Diagnostik entscheidend sind die Mittelwerte.

24-Stunden-Blutdruckmessung: Die Spitzen tagsüber zeigen ein paar Situationen an, die das Herz-Kreislauf-System kurzfristig belasten – die Nacht verläuft ruhig, der Blutdruck sinkt üblicherweise leicht ab. Für die Diagnostik entscheidend sind die Mittelwerte.

Hat die Ärztin oder der Arzt die Diagnose Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) gestellt, führt er oder sie weitere Untersuchungen durch, um möglicherweise bereits entstandene Schäden an Organen und weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen festzustellen. Diese sind:

  • Untersuchung des Bluts und des Urins
  • Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms (EKG)

Diese Laborwerte sind bei Bluthochdruck wichtig

Wer erstmals die Diagnose Hypertonie erhält, bei dem wird der Arzt oder die Ärztin folgende Laborwerte bestimmen:

  • Natrium
  • Kalium
  • eGFR (Serumkreatinin): Marker für die Nierenfunktion
  • Blutfette: Gesamt-Cholesterin, HDL, LDL und Triglyceride
  • Nüchternblutzucker, bei Bedarf HbA1c
  • Urinstatus, zum Beispiel mittels Urinstreifentest

Weitere Werte werden meist gleich mitbestimmt, wenn es notwendig erscheint – zum Beispiel, wenn bei der Anamnese oder körperlichen Untersuchung ein Verdacht auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung entstanden ist.

Nur 20 Prozent des Cholesterins wird durch die Nahrung aufgenommen.

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Untersuchung des Urins

Der Arzt oder die Ärztin untersucht den Urin unter anderem auf Beimengungen von Eiweiß. In Verbindung mit dem Blutwert Kreatinin kann er oder sie sich so ein erstes Bild von der Nierenfunktion machen. Gleichzeitig wird der Verlust von Albumin über die Niere bestimmt. Albumin ist ein wichtiges Körpereiweiß, das die Nieren bei der Filterung des Blutes normalerweise weitgehend zurückhalten. Schon eine leicht vermehrte Ausscheidung von Albumin kann auf eine Nierenfunktionsstörung hinweisen. Bei Bluthochdruckpatienten und -patientinnen ohne Nierenschädigung wird die Untersuchung in der Regel alle drei Jahre wiederholt – bei solchen mit Nierenschäden häufiger[1].

Elektrokardiogramm (EKG)

Bei Patienten und Patientinnen, bei denen ein Bluthochdruck vorliegt, macht der Arzt oder die Ärztin außerdem ein Ruhe-EKG. Die Herzstromkurve gibt Auskunft über den Herzrhythmus und eventuelle Herzmuskelschädigungen, beispielsweise einen verdickten Herzmuskel.

Eventuell klärt der Arzt oder die Ärztin auch mithilfe weiterer Untersuchungen wie einem Belastungs-EKG, einem Ultraschall des Herzens oder der Gefäße oder einer Augenuntersuchung ab, ob bereits Organschäden vorliegen.

Im Anschluss kann er oder sie den Bluthochdruck der Patientin oder des Patienten in eines der folgenden Stadien einteilen:

Erkrankungs-Stadien bei Bluthochdruck[1]

Stadium 1: Unkomplizierter Bluthochdruck ohne bereits entstandene Organschäden oder Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber eventuell mit chronischer Nierenerkrankung Grad 1 und 2.

Stadium 2: Zusätzlich zum Bluthochdruck liegen bereits Organschäden, ein Diabetes mellitus oder eine durch den Bluthochdruck entstandene chronische Nierenkrankheit (CKD) Grad 3 vor.

Stadium 3: Bluthochdruck mit Organschäden an Herz oder Gefäßen oder eine chronische Nierenkrankheit Grad 4 oder 5.

Außerdem erhöhen einige andere Krankheiten, wenn sie zusätzlich zu Bluthochdruck auftreten, das Herz-Kreislauf-Risiko. Zu diesen sogenannten Komorbiditäten gehören Schlafstörungen, die Lungenkrankheit COPD, chronische entzündliche Erkrankungen, eine nicht alkoholische Fettlebererkrankung, chronische Infektionen sowie Migräne und depressive Erkrankungen. Der Arzt oder die Ärztin wird abfragen oder untersuchen, ob diese vorliegen und das erhöhte Risiko entsprechend berücksichtigen[1].

Andere Erkrankungen manchmal Ursache

Bluthochdruck wird in den meisten Fällen nicht durch eine andere Krankheit verursacht, sondern durch Lebensgewohnheiten oder die Gene. Man nennt ihn dann primäre Hypertonie. Nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen sind andere Erkrankungen die Ursache, zum Beispiel der Nieren, Nebennieren oder der Schilddrüse. Ärzte und Ärztinnen nennen das sekundäre Hypertonie. Mit der Behandlung der Ursache normalisiert sich der erhöhte Blutdruck hier meist. Ergibt sich bei einem Patienten oder einer Patientin der Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie, wird der Arzt oder die Ärztin weitere Diagnosemaßnahmen vornehmen.


Quellen:

  • [1] The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension: 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Journal of Hypertension: https://journals.lww.com/... (Abgerufen am 11.10.2023)
  • [2] Robert Koch-Institut: Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen und Blutdruck aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS), 2. erweiterte Auflage. Gesundheitsberichterstattung des Bundes: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 11.10.2023)
  • [3] Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) et al.: Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023). https://www.leitlinien.de/... (Abgerufen am 06.10.2023)