Er galt einmal als Alterskrankheit, doch längst finden Ärzte bei immer mehr jungen Menschen Blutwerte von 140/90 mmHg und höher. Die Zahl der männlichen Betroffenen zwischen 18 und 29 Jahren hat sich allein zwischen 1998 und 2011 verdoppelt - auf fast neun Prozent.

Von den 44 Jahre alten Männern hatten vor neun Jahren bereits 16 Prozent einen zu hohen Bluthochdruck. Zu diesem Ergebnis kommt die DEGS1-Studie des Robert-Koch-Instituts, die derzeit aktuellste Erhebung zum Thema - inzwischen sind die Zahlen womöglich deutlich höher.

Experten der Deutschen Hochdruckliga schätzen, dass bereits fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen einen zu hohen Bluthochdruck haben.

Was sind die Ursachen von Bluthochdruck bei jungen Menschen?

Abgesehen von altersbedingten Versteifungserscheinungen der Blutgefäße, sind die Ursachen dieselben wie bei älteren Leuten: Vor allem familiäre Veranlagung und der Lebensstil gelten als Risiko. Dazu zählen Übergewicht und falsche Ernährung - etwa mit zu viel Salz. Die empfohlene Menge liegt bei sechs Gramm pro Tag.

Bewegungsmangel und Alkohol, Rauchen und Stress treiben den Blutdruck ebenfalls in die Höhe. So bewirken sowohl Nikotin als auch Stresshormone, dass die Blutgefäße sich zusammenziehen. Aber auch Medikamente, etwa gegen ADHS, können manchmal eine Rolle spielen.

Wie wird der Blutdruck gemessen?

Mit Blutdruck ist der arterielle Blutdruck gemeint. Er pendelt zwischen zwei Werten, gemessen in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Wenn das Herz sich zusammenzieht und stoßartig Blut in die Gefäße pumpt, entsteht der obere Wert (Systole). Der untere Wert (Diastole) kommt zustande, wenn der Herzmuskel erschlafft und das Organ sich wieder mit Blut füllt.

Beim Messen zieht sich die Manschette des Messgeräts am Oberarm zu, der Puls ist nicht mehr spürbar. Wird der Manschettendruck abgelassen, lässt sich der Puls wieder tasten, und Gefäßgeräusche setzen ein. Dieser Zeitpunkt beschreibt den systolischen Blutdruck. Der diastolische Blutdruck ist erreicht, wenn das letzte Gefäßgeräusch zu hören ist und das Blut wieder ungehindert im Arm fließt.

Wie bemerkt man, dass man einen zu hohen Blutdruck hat?

"Man muss messen", sagt Professor Martin Middeke, Leiter des Hypertoniezentrums München. Denn viele Menschen wissen gar nicht, dass ihre Werte zu hoch sind: Die Dunkelziffer bei den Frauen liegt bei circa 30 Prozent", sagt Middeke.

Von den betroffenen Männern wüssten sogar 40 bis 75 Prozent nichts von ihrer Krankheit. Denn Bluthochdruck verläuft meist lange Zeit ohne Symptome. Nur einige Patienten verspüren morgens Kopfschmerzen oder Schwindel.

Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck. Das ist fast jeder Dritte in Deutschland.

Um solche Symptome - aber vor allem Folgeschäden durch hohen Blutdruck - zu verhindern, sollte man regelmäßig seine Werte checken. Vor allem Übergewichtige und Raucher sollten das unbedingt tun.

Warum sind die Werte so gefährlich?

Bluthochdruck ist gefährlich, weil er eine Hauptursache von Schäden an großen und kleinen Arterien darstellt. Mögliche Folgen sind Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Nierenversagen oder Sehstörungen durch Netzhautschäden. Je höher der Blutdruck schon bei jungen Menschen ist und je länger er andauert, desto mehr schädigt er unter anderem die Herzmuskelfunktion.

Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass nicht nur Schlaganfälle wahrscheinlicher werden, sondern auch das Gehirngewebe selbst Schaden nimmt. Wissenschaftler der Universität von Pennsylvania (USA) stellten bei Studienteilnehmern mit Bluthochdruck ab mittlerem Alter zum Beispiel ein reduziertes Hirnvolumen fest. Und Forscher in Leipzig maßen schon bei jungen Patienten bis 40 Jahre mit geringfügig erhöhtem Blutdruck Gehirnveränderungen.

Ob daraus spätere Schäden resultieren, muss jedoch noch weiter untersucht werden. Fest steht aber: Je früher Bluthochdruck festgestllt und behandelt wird, desto besser.

Was können junge Menschen gegen Bluthochdruck tun?

"Ganz eindeutig wirkt erstmal die Lebensstiländerung", sagt Middeke. "Sind noch keine Gefäßschäden vorhanden, können solche nichtmedikamentösen Maßnahmen besser wirken als bei älteren Patienten." Also: Übergewicht reduzieren, Sport treiben, Stress vermindern, mit dem Rauchen aufhören, sich gesund ernähren.

Hat das keine ausreichende Wirkung auf den Blutdruck, gilt es andere Ursachen zu suchen, also Erkrankungen, die den Blutdruck beeinflussen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Stresshormone produzierende Tumore der Nebenniere oder Verengungen der Nierenarterien, die an der Blutdruckregulierung beteiligt sind).

Eine Überblicksstudie im Magazin Cardiovascular Research weist zudem auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Bluthochdruck hin. Der genaue Zusammenhang muss erst erforscht werden.

Und wenn ein gesünderer Lebensstil die Werte nicht genug senkt?

Dann - oder wenn die Blutdruckwerte gefährlich erhöhrt sind - verschreibt der Arzt Arzneimittel. Die Behandlung unterscheidet sich nicht von jener älterer Patienten, erklärt Middeke.

Um die Medikation möglichst genau einzustellen, ist es bei jdem Bluthochdruck-Patienten sinnvoll, eine Langzeitmessung zu machen. Das zeigt, wie sich die Werte im 24-Stunden-Verlauf verändern.

Gibt es auch einen Unterschied zwischen Alt und Jung?

Bei der isolierten systolischen Hypertonie ist nur der obere (systolische) Wert erhöht, aber nicht der untere (diastolische). "Lange Zeit war sie als typische Hochdruckform im Alter bekannt", sagt Middeke.

Erst in letzter Zeit sei ihre Bedeutung für juvenile Hypertonie in den Fokus geraten. Bei großen schlanken, gesunden und sportlichen Männern ist eine Erhöhung des oberen Wertes meist unproblematisch.