Skoliose: Diagnose

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Meistens entwickelt sich eine Skoliose in einer Wachstumsphase vor oder in der Pubertät, häufig zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr. Sie kann auch schon früher auftreten. Verschiedene Zeichen wie ein Schiefstand der Schultern oder des Beckens deuten auf eine Skoliose hin (siehe Symptome).
Verdacht auf Skoliose? Im Zweifel den Arzt fragen
Wenn Eltern vermuten, ihr Kind könne betroffen sein, sollten sie nicht zögern, den Arzt um Rat zu fragen. Vor allem dann, wenn in der Familie bereits Fälle von Skoliose vorkamen. Es wäre ein Fehler, einfach darauf zu hoffen, dass sich eine Skoliose schon irgendwie "auswachsen" wird. Oft ist eine frühzeitige Therapie besonders wichtig und kann einen schweren Verlauf verhindern.
Erster Ansprechpartner ist meistens der Hausarzt oder der Kinderarzt. Er sollte dann an einen Orthopäden überweisen. Der Arzt wird sich nach der Krankengeschichte und eventuellen Beschwerden erkundigen. Dann folgt eine körperliche Untersuchung. Aufschlussreich ist unter anderem der sogenannte Vorbeuge- oder Adams-Test (siehe Kapitel Symptome).
Röntgenuntersuchung
Besteht der Verdacht auf eine Skoliose, braucht der Arzt eine großformatige Röntgenaufnahme der gesamten Lenden- und Brustwirbelsäule im Stehen, um die Diagnose Skoliose zu sichern. Solche Röntgenaufnahmen können nicht in jeder Praxis angefertigt werden. Sie sind jedoch wichtig, um die Verformung genau ausmessen und ihren Schweregrad einschätzen zu können. Differenzen der Beinlänge, welche die Aufnahme verfälschen könnten, werden dabei vorab durch untergelegte Erhöhungen ausgeglichen.
Mithilfe der Röntgen-Untersuchung kann der Arzt feststellen, an welcher Stelle die Wirbelsäule verformt ist – ob es sich also um eine thorakale, thorakolumbale oder lumbale Skoliose handelt. Thorakal bedeutet, dass die Wirbelsäule in Höhe des Brustkorbs (Thorax) gekrümmt ist, bei einer thorakolumbalen Skoliose ist der Bereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule und bei einer lumbalen Skoliose die Lendenwirbelsäule gekrümmt.

Winkelmessung nach Cobb bei Skoliose: Die Krümmungswinkel sind rot markiert
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Bestimmung des Krümmungswinkels
Aus der Röntgenaufnahme lässt sich der Schweregrad der Wirbelsäulenverkrümmung ermitteln. Dazu wird der Krümmungswinkel bestimmt (sogenannte Winkelmessung nach Cobb). Daraus ergeben sich folgende Schweregrade einer Skoliose:
Leichte Skoliose: Winkel von mehr als 10, aber maximal 40 Grad
Mittelschwere Skoliose: ab 40 bis 50 Grad
Schwere Skoliose: über 50 Grad
Um den Winkel nach Cobb zu bestimmen, ermittelt der Arzt im Röntgenbild den obersten und den untersten Wirbelkörper, der an der Krümmung der Wirbelsäule beteiligt ist. Der Arzt zieht nun eine Linie im 90-Grad-Winkel zur Oberfläche des oberen Wirbels. Dann zieht er eine weitere Linie im 90-Grad-Winkel zur Unterseite des unteren Wirbels. Dort, wo sich die beiden Linien schneiden, kann der Cobb-Winkel gemessen werden.
Wächst das Kind noch, rät der Arzt üblicherweise zu Röntgenverlaufskontrollen. Sie dienen auch dazu, die Therapie zu überprüfen.
Selten ist eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) erforderlich, beispielsweise um die Nerven und Weichteile im Wirbelsäulenbereich genauer beurteilen zu können oder um mögliche Auswirkungen auf innere Organe zu erkennen.