Gynäkomastie: Wie entsteht eine Männerbrust und was hilft dagegen?
Welche Ursachen hat eine Gynäkomastie?
Eine Gynäkomastie ist oft hormonell bedingt. Dabei spielt ein Überschuss an weiblichen Geschlechtshormonen eine Rolle, der natürlicherweise oder durch starkes Übergewicht (Adipositas) entstehen kann.
Manchmal führen Erkrankungen dazu, dass sich eine Männerbrust entwickelt. Mitunter tritt sie als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, ärztlicher Therapien oder anderer Gründe auf. Bei etwa einem Viertel bleibt die Ursache unklar. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer idiopathischen Gynäkomastie.
Natürlicher Östrogenüberschuss als Ursache
Das Brustwachstum wird von weiblichen Geschlechtshormonen wie Östrogene und männlichen Geschlechtshormonen (Androgene) wie Testosteron reguliert. Östrogene fördern das Wachstum, Testosteron hemmt es. Normalerweise herrscht bei Männern der Einfluss von Testosteron vor, sodass sich die Brustdrüse nicht vergrößert.
Bei Männern mit einer Gynäkomastie ist das Gleichgewicht zugunsten von Östrogen verschoben, was das Brustwachstum begünstigt. Das passiert vor allem bei Neugeborenen und Jungen in der Pubertät. Eine pubertäre Gynäkomastie bildet sich in der Regel ein halbes bis zwei Jahre nach dem Auftreten von selbst zurück. Passiert das nicht, liegt der Verdacht nahe, dass es einen anderen Grund für die vergrößerte Brustdrüse gibt.
Erkrankungen als Ursache
Zu den Krankheiten, die mit einer Gynäkomastie einhergehen können, zählen unter anderem:
- Hypogonadismus: Hier ist die Funktion der Hoden gestört, die zu einem Testosteronmangel führt. Ein Hypogonadismus kann angeboren sein wie beim Klinefelter-Syndrom oder im Lauf des Lebens entstehen – zum Beispiel durch Erkrankungen oder Verletzungen der Hoden oder eine vermehrte Bildung des Hormons Prolaktin (Hyperprolaktinämie).
- Leberzirrhose
- Mangelernährung durch verminderte Nährstoffzufuhr
- Hodentumoren
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), etwa aufgrund von Morbus Basedow
- chronische Nierenerkrankung
Medikamente als Ursache
Zu einer durch Arzneimittel ausgelösten Gynäkomastie kann es beispielsweise kommen bei der Einnahme von:
- Antiandrogenen: Das sind Medikamente, die die Wirkung männlicher Geschlechtshormone hemmen. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Bicalutamid, der zur Therapie bei Prostatakrebs eingesetzt wird.
- Spironolacton, einem entwässernden Mittel
- Magensäureblockern wie Cimetidin oder Omeprazol
- Digitalis, einem speziellen Herzmedikament
- Statinen bei erhöhten Cholesterinwerten
- Blutdrucksenkern wie Nifedipin und Diltiazem
- Beruhigungsmitteln wie Diazepam
- bestimmten Medikamenten gegen Schizophrenie und Depressionen
- antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung einer HIV-Infektion
Wichtig: Besteht der Verdacht, dass eine vergrößerte Brust mit der Einnahme eines Medikaments zusammenhängt, besprechen Sie das mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Setzen Sie das Medikament nicht von selbst ab.
Weitere mögliche Ursachen
Darüber hinaus können östrogenhaltige Kosmetika, Alkohol, Drogen wie Amphetamine oder Cannabis und Anabolika eine Gynäkomastie begünstigen.
Ist eine Gynäkomastie schlimm?
Eine vergrößerte Brustdrüse bei Männern ist meist kein Grund zur Sorge. Sie kann aber das Selbstbild beeinflussen und emotional belasten. Ernst zu nehmen ist eine Gynäkomastie etwa auch dann, wenn sie:
- in der Pubertät entsteht und sich nach spätestens zwei Jahren nicht wieder zurückbildet
- bei erwachsenen Männern auftritt
Dann kann die vergrößerte Brust Zeichen einer anderen Erkrankung sein.
Selten ist es möglich, dass Brustkrebs hinter einer Gynäkomastie steckt. Ertastet man einen Knoten in der Brust, vor allem nur auf einer Seite, sollte man das zügig abklären lassen. Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Dort wird man an einen geeigneten Facharzt oder eine geeignete Fachärztin überwiesen.
Woher weiß ich, ob ich eine Gynäkomastie habe?
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Gynäkomastie hindeuten. Häufig äußert sich eine gutartig vergrößerte Brustdrüse durch:
- Schwellung einer oder beider Brüste
- Brustspannen und Schmerzen bei Berührung
- empfindliche Brustwarzen – zum Beispiel, wenn die Brust am T-Shirt reibt
Vergrößert sich die Brust aufgrund anderer Erkrankungen, können weitere Symptome hinzukommen wie:
- Absonderungen aus der Brustdrüse
- Erektionsstörungen
- Unfruchtbarkeit
- Hodenschwellung
Halten die Brustbeschwerden oder andere Begleitsymptome über längere Zeit an oder sind sehr stark ausgeprägt, ist ärztlicher Rat wichtig.
Achtung: Kommt eine Männerbrust im Zusammenhang mit Adipositas vor, kann es sich auch um eine unechte oder Pseudo-Gynäkomastie handeln. Dann ist nicht die Brustdrüse vergrößert, sondern die Brust wirkt durch das eingelagerte Fettgewebe größer.
Was kann man gegen eine Gynäkomastie tun?
Die Behandlung einer Gynäkomastie hängt von der Ursache des Brustwachstums ab und davon, wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind.
Die Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
- Bei einer hormonell bedingten Gynäkomastie in der Pubertät warten Ärztinnen und Ärzte meist beobachtend ab. Denn im Normalfall bildet sich die Brustdrüse bei ihnen wieder zurück.
- Kommt es nicht zur Rückbildung und lässt sich keine Ursache für das Brustwachstum finden, kann eine Hormontherapie oder ein operativer Eingriff infrage kommen.
- Hat eine andere Erkrankung zu einer vergrößerten Brustdrüse geführt, behandeln Ärztinnen und Ärzte diese nach Möglichkeit.
- Hängt das Brustwachstum mit der Einnahme eines Medikaments zusammen, ist mit der Behandlerin oder dem Behandler zu klären, ob es ein alternatives Präparat gibt. Keinesfalls sollte man das Medikament eigenmächtig absetzen.
- Belastet die vergrößerte Brust körperlich oder psychisch, kann ein operativer Eingriff weiterhelfen. Dabei wird in der Regel das Brustdrüsengewebe entfernt, manchmal auch Fettgewebe. Bei Jungen wird meist so lange mit einer OP abgewartet, bis die Pubertät vollständig abgeschlossen ist. Um Komplikationen wie eine verformte Brust oder Taubheitsgefühl um die Brustwarze zu vermeiden, sollte ein Facharzt oder einer Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie den Eingriff vornehmen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
Quellen:
- Braunstein GD, Anawalt BD: Clinical features, diagnosis, and evaluation of gynecomastia in adults. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 14.08.2024)
- Braunstein GD, Anawalt BD: Epidemiology, pathophysiology, and causes of gynecomastia. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 15.08.2024)
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- Taylor SA: Gynecomastia in children and adolescents. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 15.08.2024)