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Das Immunsystem schwächelt, die Waage zeigt zu viel, in der ­Familie besteht eine Veranlagung zu Diabetes, Herzinfarkt, Brust- oder Darmkrebs. Drei unterschiedliche Szenarien. Doch sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf an, wird ein wesentlicher Therapierat immer gleich lauten: viel bewegen und die Ernährung auf mediterran umstellen.

Mediterran, das klingt nach ­Dolce Vita, Sommer, Sonne und Meer. Doch wer versucht, den gesunden Genuss für sich umzusetzen, steht bald vor Fragen. Allen voran: Was genau beinhaltet diese Mittelmeerkost ­eigentlich, auf die es der Gesundheit zuliebe ankommt? So viel sei schon mal gesagt: XXL-Pizzen und Gyros mit Pommes gehören nicht dazu.

Aus welchen Lebensmitteln besteht die Mittelmeerdiät?

Wissenschaftlich ist die mediterrane Ernährung klar umrissen: „Vor allem frisches Gemüse und auch etwas Obst, Hülsenfrüchte, ­Nüsse und Samen, naturbelassenes Oliven­öl und gelegentlich frischer Fisch“, fasst es der Ernährungs­wissenschaftler Dr. Benjamin See­thaler von der Universität Hohenheim zusammen. Die günstige Wirkung zeigt sich vor allem in der Abgrenzung von all dem, wovon die Durchschnittsdeutschen zu viel aufnehmen: gesättigte Fettsäuren aus Butter und Fleisch sowie Salz, Zucker und verarbeitete Kohlenhydrate, etwa aus Weißmehl, die den Blutzuckerspiegel hochschnellen lassen.

„Wer mehr aus der mediterranen Lebensmittelgruppe isst, verzehrt automatisch weniger von den ungünstigen Komponenten unserer heutigen Ernährung“, erklärt See­thaler. Für Professor Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke ist klar: „Würden alle Menschen in Deutschland sich mediterran ernähren, hätten wir weniger Betroffene mit starkem Übergewicht, mit Diabetes Typ 2, Herzinfarkt und Schlaganfall.“

Welche Effekte hat die Mediterrane Diät?

Natürlich bewahrt die Mittelmeer­küche nicht jeden Einzelnen vor ­einer schweren Krankheit. „Aber im Bevölkerungsdurchschnitt ginge es uns besser“, sagt Epidemio­loge Schulze.

Dieses extrem positive Urteil teilt der Potsdamer Forscher mit der Mehrheit der wissenschaft­lichen Fachwelt. Selten herrscht dort so viel Einigkeit. „Die Empfehlung zur Mittelmeerküche basiert nicht so sehr auf der ungeheuren Fülle der Studien“, berichtet Schulze. „Sie fußt vor allem auf einigen Untersuchungen mit hoher Aussagekraft, wie der Predimed-Studie vom Anfang der 2000er-Jahre.“ Dort wurden Effekte wie Blutdrucksenkung und bessere Blutzuckerwerte durch mediterranes Kochen an so vielen Menschen nachgewiesen, dass es als wissenschaftlicher Beleg taugt.

Warum gilt auch die japanische Küche als gesund?

Vermutlich könnte die Menschheit mit anderen Ernährungsweisen ähnlich fit bleiben. So sind Sushi und Co., die zur traditionellen Ernährung in Japan gehören, neben der Mittelmeerkost ein Anwärter auf den Thron der gesündesten Küche. „Immerhin besteht in ­einigen Regionen Japans die höchste Lebenserwartung weltweit“, sagt Benjamin Seethaler. „Allerdings liegt uns in Europa die Mittelmeerküche viel näher, auch darum raten wir dazu.“

Die Nähe bezieht sich nicht nur auf Geschmack und Kochmethode, sondern auch auf die Frische und Natürlichkeit der verwendeten Lebensmittel. Im Um­kehrschluss bedeutet dies: Wer saisonal, regional und naturbelassen isst, kann überall auf der Welt gesund alt werden.

Warum ist es gut, selbst frisch zu kochen?

„Die eigene Zubereitung mit Nahrungsmitteln, die direkt vom Acker oder aus dem Meer in der Küche landen, ist ein wesentlicher Faktor für den gesundheitlichen Nutzen“, betont Professorin Stefanie Schoppen von der Fresenius-Hoch­schule in Hamburg. Ballaststoffe, viele andere schützende pflanzliche Inhaltsstoffe sowie moderate Mengen an wichtigen tierischen Nährstoffen kommen dabei zusammen.

Wer selbst kocht, vermeidet auch die zweifelhaften Bestandteile von Fast Food und vorgefertigten Gerichten aus dem Supermarkt: übermäßige Zucker­mengen, schäd­liche Fettarten, viel Salz, künstliche Zusatzstoffe. „Und durch die intensivere Beschäf­ti­gung mit den Lebensmitteln beim Kochen erkennt man auch Qualität bald leichter und ist weniger versucht, mehr zu essen, als der Körper braucht“, ergänzt Schoppen.

Die mediterrane Kost ist mehr als nur eine Art, sich zu ernähren. Studien zeigen zudem: Wer sich aus­reichend bewegt, vor allem im Freien, kann die günstigen ­Effekte der Speisenwahl noch deutlich stei­gern. Also: Los geht’s!

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Quellen:

  • Buch

  • Estruch R. et al. , N Engl J Med 2013: Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet. In: N Engl J Med 01.01.2013, 368: 1279-1290
  • Galbete C. et al. : Nordic diet, Mediterranean diet, and the risk of chronic diseases: the EPIC-Potsdam study. In: BMC Med 27.06.2018, 16: 99
  • Schwingshackl L. et al. : A network meta-analysis on the comparative efficacy of different dietary approaches on glycaemic control in patients with type 2 diabetes mellitus. In: Eur J Epidemiol 01.02.2018, 33: 157-170
  • Sezaki A. et al.: Global relationship between Mediterranean diet and the incidence and mortality of ischaemic heart disease . In: Eur J Public Health 28.02.2021, 1: 008
  • Seethaler B. et al.: Einfluss der mediterranen Ernährung auf das Brustkrebsrisiko: Welche Rolle spielt das Mikrobiom?. In: Senologie 01.01.2022, 19: 34-42
  • Morze J. et al.: An updated systematic review and meta-analysis on adherence to mediterranean diet and risk of cancer. In: Eur J Nutr. 01.04.2021, 60: 1561-1586