Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Patient bei einer EKG-Untersuchung - sie liefert Hinweise auf Durchblutungsstörungen oder Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus
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Von "Herzinsuffizienz" oder Herzschwäche spricht der Arzt, wenn das Herz nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpt, um Muskeln und Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Die häufigsten Ursachen: Arterienverkalkung und Bluthochdruck
Eine Herzschwäche kann viele Ursachen haben. Dazu zählen unter anderem:
- Verkalkungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzerkrankung)
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Herzklappenfehler
- Herzrhythmusstörungen
- Virusinfektionen des Herzmuskels
Diabetes erhöht das Risiko für eine Herzinsuffizienz
Diabetes bedeutet ein zusätzliches Handicap: Zum einen fördern erhöhte Zuckerwerte Ablagerungen in den Gefäßen. Deshalb haben viele Diabetiker verengte Herzkranzarterien. Zum anderen können Herzinfarkte bei Diabetes mit untypischen Symptomen oder auch völlig ohne Symptome verlaufen, sodass sie zu spät erkannt und behandelt werden. Zum dritten kann Diabetes die Herzmuskelzellen direkt schädigen.
Luftnot und geschwollene Beine – die typischen Symptome
Symptome einer Herzinsuffizienz sind vor allem:
- Luftnot (Dyspnoe), die anfangs nur bei Belastung auftritt, später auch in Ruhe
- Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme) in den Beinen, vor allem im Bereich der Knöchel. Nachts nimmt die Schwellung typischerweise ab
- Flüssigkeitseinlagerungen im Bauchraum (Bauchwasser, "Aszites"), Leberschwellung
Die verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz
Ärzte unterscheiden zwischen einer Linksherz-Insuffizienz, einer Rechtsherz-Insuffizienz und einer Insuffizienz des gesamten Herzens (Globale Herzinsuffizienz).
Am häufigsten ist die Linksherz-Insuffizienz, beispielsweise infolge eines Herzinfarktes oder Bluthochdrucks. Wenn die linke Herzkammer das Blut nicht mehr ausreichend weiter pumpt, staut es sich in die Lungen zurück. Typische Folgen: Atemnot, rasche Erschöpfung (weil die Organe nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden), auf Dauer auch trockener, chronischer Husten.
Bei einer fortgeschrittenen/schweren Linksherz-Insuffizienz führt der Rückstau des Blutes in die Lunge zu einer Überlastung der rechten Herzhälfte (die sauerstoffarmes Venenblut in die Lungen pumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert wird). Infolge der jetzt entstehenden globalen Herzinsuffizienz pflanzt sich der Rückstau über die Venen vor dem Herzen fort. Die Folgen sind geschwollene Beine (weil Flüssigkeit aus den gestauten Venen in das Gewebe austritt), Wassereinlagerungen im Bauch oder eine Leberschwellung.
Eine allein auftretende Rechtsherz-Insuffizienz ist eher selten. Deren Ursache liegt meist in der Lunge: Wenn das rechte Herz das Blut ständig gegen erhöhten Widerstand durch die Lungen pumpen muss (beispielsweise bei einer schweren, chronischen Bronchitis), kann dies zu einer Rechtsherz-Schwäche führen. Eine plötzliche Rechtsherz-Insuffizienz kann auch infolge einer Lungenembolie auftreten, bei der ein in die Lungen verschlepptes Blutgerinnsel eine Lungenarterie verstopft, sodass sich schlagartig der Widerstand erhöht, gegen den das rechte Herz pumpen muss.
Weiterhin wird unterschieden zwischen einer systolischen und einer diastolischen Herzinsuffizienz. Während der "Systole" ziehen sich die Herzkammern zusammen und pumpen das Blut weiter, während der "Diastole" erschlaffen sie und nehmen gleichzeitig neues Blut auf.
Bei einer systolischen Herzinsuffizienz wirft die linke Herzkammer nicht mehr genug Blut aus (die "Auswurffraktion" kann der Arzt z.B. mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens messen).
Bei einer diastolischen Herzinsuffizienz dagegen füllt sich die linke Herzkammer nicht mehr ausreichend mit Blut; zum Beispiel, weil ihre Wand infolge eines langjährigen Bluthochdrucks verdickt und weniger elastisch ist.
Die vier Stadien der Herzinsuffizienz
Die New York Heart Association (NYHA) unterscheidet vier Stadien der chronischen Herzinsuffizienz
NYHA I: keine Symptome bei alltäglicher körperlicher Belastung
NYHA II: Beschwerden bei stärkerer Anstrengung (z.B. Treppensteigen)
NYHA III: Beschwerden bei geringer Anstrengung (z.B. normalem Gehen)
NYHA IV: Beschwerden auch in Ruhe
Diagnose: Ultraschall zeigt, wie es um das Herz steht
Besteht der Verdacht auf eine Herzinsuffizienz, liefern dem Arzt schon die typischen Beschwerden (Atemnot, Erschöpfung, geschwollene Beine, die nachts wieder abschwellen, plötzliche Gewichtszunahme infolge Wassereinlagerungen) eindeutige Hinweise.
Erhärten lässt sich die Diagnose mit einfachen Untersuchungen, unter denen besonders die Sonografie (Ultraschall) eine wichtige Rolle spielt. Die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) zeigt dem Arzt, wie der Herzmuskel aussieht und arbeitet: ob er sich kräftig zusammenzieht, krankhaft verdickt oder, etwa infolge eines Infarktes, in bestimmten Bereichen geschwächt ist. Auch die Herzklappen lassen sich mit der Untersuchung gut beurteilen.
Bei der Ursachensuche helfen auch Untersuchungen wie das EKG (es zeigt zum Beispiel, ob eine Herzrhythmusstörung vorliegt, die eine Herzschwäche mitbedingen oder verschlechtern kann und ob Hinweise auf Durchblutungsstörungen oder einen früheren Herzinfarkt bestehen), sowie im Bedarfsfall die Herzkatheter-Untersuchung.
Therapie: Tabletten entlasten und kräftigen das Herz
Zur Therapie einer Herzinsuffizienz stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die als Tabletten eingenommen werden. Dazu zählen Betablocker (senken den Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels und verlangsamen einen zu schnellen Herzschlag), ACE-Hemmer (senken erhöhten Blutdruck und beeinflussen den Herzmuskel auch direkt), AT1-Antagonisten (ähnlich wie ACE-Hemmer), Diuretika (harntreibende Medikamente, die das Herz entlasten) und Digitalis (verbessert die Pupkraft des Herzens und hilft, Vorhofflimmern zu vermeiden – eine bei Herzinsuffizienz besonders häufige Rhythmusstörung).
Bei schwerer Herzinsuffizienz ist außerdem die Einnahme eines Gerinnungshemmers sinnvoll. Der Grund: Weil das Blut nur langsam weitergepumpt wird, können sich im Herzen Gerinnsel bilden. Werden diese ins Gehirn verschleppt, kann ein Schlaganfall die Folge sein.
In Einzelfällen kommen außerdem spezielle Herzschrittmacher zum Einsatz, die das Zusammenspiel der Herzkammern verbessern und so die Herzleistung fördern. Helfen all diese Therapien nicht, bleibt als letzte Therapieoption die Transplantation eines Spenderherzens.
Wichtige Regeln, die dabei helfen, das Herz gesund zu halten und die jeder beachten sollte, sind:
- Nicht rauchen (verschlechtert die Durchblutung der großen und kleinen Herzgefäße)
- Regelmäßige körperliche Aktivität (auch bei Herzinsuffizienz wichtig – dann unbedingt in Abstimmung mit dem Arzt, idealerweise im Rahmen einer Herzsportgruppe)
- Regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker
- Regelmäßige und zuverlässige Einnahme der verordneten Medikamente
- Regelmäßig Körpergewicht wiegen, um rasche Gewichtszunahmen, die auf Flüssigkeitseinlagerungen hindeuten, rechtzeitig zu erkennen
- Übergewicht abbauen