Diabetes Ratgeber

Das Wichtigste in Kürze

  • Hohen Blutdruck spürt man meist nicht. Doch er schädigt die Blutgefäße. Unbehandelt steigert er das Risiko für Herz und Kreislauf weiter, das der Diabetes bereits erhöht.
  • Der wirksamste Weg zur Blutdrucksenkung ist, mehrere Strategien zu kombinieren: Medikamente plus gesunder Lebensstil mit Bewegung, ausgewogener Ernährung, Entspannung sowie Verzicht aufs Rauchen.

Sie schleichen sich meist leise in Ihr Leben, verursachen oft lange keine Beschwerden: Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes. Bei deren Ursachen spielen erbliche Veranlagungen eine wichtige Rolle. "Übergewicht und Bewegungsmangel können die Erkrankungen dann auslösen", erklärt Diabetes- und Hochdruckexperte Dr. Thomas Werner. Häufig besteht zusätzlich eine Fettstoffwechselstörung. Die Kombination aus hohem Druck, hohem Zucker plus hohen Blutfetten schädigt viele Organe.

Bei Typ-1-Diabetes, der häufig in jungen Jahren auftritt, ist die Gefahr für Blut­hochdruck zunächst nicht erhöht. "Das ändert sich, sobald die Nieren geschädigt sind oder die Patienten zunehmen", erklärt der Mediziner Werner.

Ein weiterer Risikofaktor zeigt sich nachts: obstruktive Schlaf­apnoe. Betroffene schnarchen laut mit Atemaussetzern und schlafen schlecht. Tagsüber sind sie dann müde und neigen zu Sekundenschlaf. "Obstruktive Schlaf­apnoe kann den Blutdruck zusätzlich erhöhen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt weiter steigern", so Dr. Dora Triché, Fachärztin für Innere Medizin. Die gute Nachricht: Weil Bluthochdruck und Diabetes häufig so eng verwoben sind, lassen sie sich gemeinsam gut behandeln.

Die fünf besten Strategien gegen beide Krankheiten:

1. Medikamente nehmen

Zwei bis drei verschiedene Wirkstoffe: Das ist fast die Regel, wenn der Blutdruck über dem Normalbereich liegt. "Viele Vorgänge regulieren im Körper den Blutdruck", sagt Professor Thomas Forst. "Um ihn wirksam zu senken, muss man an mehreren Stellen ansetzen." Außerdem vertragen Patien­ten eine Therapie mit verschiedenen Arznei­mitteln oft besser: "Mehrere niedrig dosierte Mittel verursachen oft weniger Nebenwirkungen als ein hoch dosiertes", erklärt Forst. Häufig beginnt der Arzt die Behandlung mit einem Kombinationspräparat.

Bis die Blutdruckwerte passen, braucht es oft Geduld: Manchmal muss man unter ärztlicher Kontrolle mehrere Kombinationen probieren. Ziel ist, die Werte dauerhaft unter 140/90 mmHg zu halten. Oder unter 130/80, aber nur, wenn sich der Patient damit wohlfühlt. Zu starkes Senken der Werte kann bei Herzproblemen gefährlich sein. Mit einer niedrigen Dosis einzusteigen und sie langsam zu erhöhen: Das vertragen die meisten gut.

"Bei Diabetikern lässt sich die Blutdruckeinstellung manchmal mit Diabetesmitteln wie SGLT-2-Hemmern oder GLP-1-Analoga optimieren, die vorteilhaft bei Herz-Kreislauf-Krankheiten sind", berichtet Forst. Ob sie infrage kommen, entscheidet der behandelnde Arzt oder die Ärztin. Forst rät: "Wenn Sie ein Medikament nicht vertragen, fragen Sie ihn nach Alternativen. Einfach nichts zu nehmen wäre gefährlich."

2. Täglich aktiv sein

Aus eigener Kraft etwas gegen Blut­hochdruck und Diabetes tun: Das ist viel einfacher, als sich viele vorstellen. "Wenn bisherige Vielsitzer anfangen sich zu bewegen, und seien es nur 10 bis 15 Minuten täglich, kann der Blutdruck um 5 bis 10 mmHg sinken", ermutigt Dr. Thomas Werner, Diabetologe und Hochdruckspezialist. Aktiv sein macht die Gefäßwände elastischer, der Druck sinkt. Positive Effekte auf die Zuckerwerte gibt es obendrein.
Trainierte steigen in Absprache mit dem Arzt auf einem höheren Level ein. Täglich eine halbe Stunde zügig spazieren gehen bringt schon sehr viel.

"Man sollte sich ein bisschen anstrengen", erklärt Werner, "aber noch Puste haben, um sich unterhalten zu können." Ausdauertraining wie Walken, Radfahren oder Schwimmen kombiniert man am besten mit Krafttraining, etwa mit einem Therapieband. Aber Achtung! Pressatmung bitte vermeiden. Dies lässt den Druck kurzfristig nach oben schießen. Abgesehen davon macht es nichts, dass der Druck während der Bewegung zunächst geringfügig steigt. Es zeigt nur: Die Gefäße reagieren darauf. Wer länger keinen Sport getrieben hat, fragt beim Arzt, wie viel er sich zumuten darf.

Der blutdrucksenkende Effekt durch Bewegung hält etwa 24 Stunden an, ähnlich wie bei Tabletten gegen Bluthochdruck. Sich täglich zu bewegen wäre also perfekt.

Mehr bewegen: So geht's

  • Spaß-Faktor: joggen oder doch lieber tanzen? Egal, was immer Ihnen guttut! Freude ist der beste Antreiber.
  • Typ-Sache: Sie lieben Gesellschaft? Trainingspartner und eine Gruppe helfen beim Durchhalten. Erfinderisch bei Ausreden? Halten Sie Bewegungstermine im Kalender genauso streng ein, als müssten Sie einen Zug erreichen.
  • Mutmach-Taktik: Sie waren zehn Minuten auf dem Stepper? Eine Minute dranhängen! Heute so gar keine Lust? Einfach mal die Sportschuhe anziehen und gucken, was passiert. Meist läuft es dann.

3. Besser essen

Haben Sie schon mal eine Frikadelle gegessen, bei der die Hälfte des Hacks durch pürierte Kidneybohnen ersetzt war? Mit solchen kleinen Tricks bleibt das Essen schmackhaft, wird aber gesünder. Ernährungsexperten raten nicht nur Menschen
mit Übergewicht, Diabetes und Hochdruck zu ausgewogener Kost: Auf den Teller kommen viel Gemüse und Hülsenfrüchte, aber maximal zwei Portionen zuckerarmes Obst am Tag. Außerdem Vollkornprodukte, Milchprodukte, aber nur wenig Fleisch und wenn, dann weißes. Auf Zucker und zuckerhaltige Getränke sollten Sie möglichst verzichten. "So kann man abnehmen", erklärt Ernährungsexperte und Diabetologe Dr. Matthias Riedl. Denn eine gesunde Ernährung sättigt gut.

Wurst und Fertigprodukte lassen Sie besser links liegen. Denn in ihnen steckt unter anderem viel Salz, was bei vielen den Blutdruck erhöht. Hypertoniker sollten laut Empfehlung ohnehin insgesamt höchstens sechs Gramm Kochsalz täglich zu sich nehmen. Ernährungsexperte Riedl rät außerdem: "Essen Sie nur drei Mahlzeiten am Tag. Das vermeidet wiederholte Blutzuckerspitzen." Außerdem: Wenn wir ständig essen, steigt der Blutzucker, der Körper muss Insulin ausschütten und das kann den Aufbau von ungesundem Bauchfett steigern – ungünstig für die Gefäße.

Pro abgespecktem Kilo Übergewicht sinkt der obere, systolische Blutdruck um etwa 1 mmHg. Wer fünf Kilo loswird, kann also eventuell sogar schon in Absprache mit der Ärztin Medikamente einsparen.

Gesund essen ist einfach:

  • Selber kochen: So behalten Sie die Kontrolle über Fett, Salz und Zuckerarten, die den Insulinspiegel schnell in die Höhe treiben.
  • Finger weg: Fertigprodukte wie Brot, Wurst, Fruchtjoghurt oder Pizza enthalten zu viel von dem, was der Gesundheit eher schadet.

4. Stress abbauen

Auf Knopfdruck entspannen: Schön wär’s, wo doch dauernder Stress den Blutdruck in die Höhe jagt und die Zuckerwerte verschlechtert. Innerer Anspannung kann man nicht immer entgehen.Einfach den stressigen Job kündigen – das funktioniert ja meist nicht. Dennoch steht man dem Druck nicht machtlos gegenüber. "Es gibt Entspannungstechniken, welche die Wirkung von Stress deutlich lindern", erklärt der Experte für Gesundheitsvorsorge, Professor Hans-Georg Predel.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation, autogenes Training, Biofeedback, spezielle Atemtechniken: Solche Methoden beeinflussen jene Nervenbahnen, die unter anderem den Blutdruck regulieren. Wer so ein Verfahren beherrscht, verändert seine körperlichen Reaktionen. Stress setzt dem Organismus dann weniger zu. Aber: "Um gezielte Entspannung zu lernen, braucht es fachkundige Anleitung. Man kann manches falsch machen", sagt Predel. Buchen Sie also lieber einen Kurs bei der Volkshochschule oder Krankenkasse.

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5. Nicht rauchen

Bei Diabetes ist Rauchen noch deutlich gefährlicher als ohne diese Krankheit. "Wegen des oft etwas erhöhten Blutzuckerspiegels haben diese Patienten von vornherein ein höheres Risiko für Gefäßerkrankungen als Stoffwechselgesunde", erklärt Professor Thomas Forst, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Herz der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Die Giftstoffe aus Zigaretten schädigen die Gefäße, fördern die Insulinresistenz und schwere Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen, Raucherbein oder Erblindung.

Kommt noch Bluthochdruck dazu, beschleunigt sich die Schädigung der Blutgefäße weiter.
Das Rauchen aufzugeben ist daher bei Diabetes besonders wichtig. Fast alle Aufhörwilligen benötigen mehrere Anläufe, weil die Gründe, warum Menschen rauchen, verschieden sind und weil sich Raucher im Grad ihrer Abhängigkeit unterscheiden. "Probieren Sie mehrere Strategien aus", sagt Forst. "Irgendwann kommen Sie vom Rauchen los." Am besten schließen Sie sich einem Raucherentwöhnungspro­­gramm an, welches die Kassen oft ganz oder teilweise bezahlen.

In Abstimmung mit dem Arzt können Nikotinersatzstoffe aus der Apotheke den Übergang erleichtern. Bei einer sehr schweren Abhängigkeit kann der Arzt möglicherweise Medikamente verordnen — sofern gesundheitlich nichts dagegenspricht.