Diabetes Ratgeber

Etwa 20 Prozent der Deutschen essen mor­gens nichts. Ist das ungesund oder eine Frage des persönlichen Lebensstils? Galt doch lange Zeit die Regel, das Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages, bei der man ordentlich zugreifen soll. Gerade Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Sulfonylharnstoff-Präparate einnehmen, wurde zum Frühstück ­geraten, um Snack-Attacken vorzubeugen und die Blutzuckerwerte stabil zu halten. Doch wie wichtig ist das Frühstück tatsächlich für unsere Gesundheit?

Die erste Mahlzeit des Tages beschäftigt die medizinische Fachwelt. Hunderte Studien zur Frühstücksfrage wurden in den vergangenen fünf Jahren publiziert. Einige zeigen positive Effekte des morgendlichen Mahls. So kommt eine Untersuchung des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf zu dem Ergebnis, dass Frühstücken das Risiko senken kann, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Andere Forschungsarbeiten betonen Vorteile des morgendlichen Fastens. So besagt eine australische Studie, dass der Verzicht auf das Frühstück beim Abnehmen unterstützen könne, weil man dadurch insgesamt Kalorien spare. Was bedeutet das für uns? Sollen wir unserer Gesundheit zuliebe frühstücken, oder dürfen wir es auch bleiben lassen?

Die wichtigsten Tipps im Überblick:

Lebensmittel

Ernährung bei Diabetes

Verzicht muss nicht sein: Menschen mit Diabetes dürfen praktisch alles essen. Die wichtigsten Tipps im Überblick

Jeder Mensch isst anders

"Aus den meisten Ernährungsstudien kann man keine Empfehlungen für den Alltag ableiten", sagt Dia­betologe Dr. Bertil Kluthe. Er ist ein Mann der Praxis. Täglich spricht der Chefarzt für Innere Medizin in der Klinik Hohenfreudenstadt mit Patienten über das Essen. Er beobachtet Blutzuckerspiegel, stellt medikamentöse Therapien ein, begleitet beim Abnehmen. "Es kommt nicht darauf an, wann wir essen", sagt er. "Wichtiger ist, dass wir regelmäßig eine gesunde Mahlzeit essen."

"Dreimal am Tag!", so lautet Kluthes Formel für ein gesundes Essverhalten. Das Frühstück gehört für ihn hier dazu. Viele Kliniken praktizieren diesen festen Rhythmus. "Die Patienten können aus einem reichhaltigen Angebot an Speisen frei wählen und sich bei den Mahlzeiten satt essen." Gemüse, Vollkornprodukte, Eiweißlieferanten wie Hülsenfrüchte, pflanzliche Öle: Mit dieser Ernährung nehmen Patienten in drei Wochen Klinik­aufenthalt im Schnitt 2,5 Kilo ab — ohne Hungergefühle.

Essenspausen und Medikamente

Ein gesundes Frühstück hilft dabei, die Blutzuckerwerte über den Tag stabil zu halten. "Wann etwas gegessen wird und wie viel, kann jedoch variieren", sagt Kluthe.
"Insulinpflichtige Patienten haben hier die Flexibilität, die Insulingaben an ihre individuellen Gewohnheiten anzupassen." Wichtig ist, dass die Blutzuckerwerte am Morgen im Zielbereich liegen. Wer Misch­insulin verwendet oder ein Sulfo­nyl­­harnstoff-Präparat einnimmt, muss daran denken, dass das Auslassen oder Verschieben einer Mahlzeit zu einer Unterzuckerung führen könnte. Am besten bespricht man das Vorgehen mit dem Arzt.

"Messen Sie im Tagesverlauf häufiger den Blutzucker. So finden Sie heraus, ob sich die Werte verbessern, wenn Sie später oder früher am Tag erstmals etwas essen", rät Katrin Ahrens, Diabetesberaterin aus Bad Lauterberg. Sie hält das Frühstück zwar für eine wichtige Mahlzeit, aber nicht für ein Muss. "Längere Essenspausen zwischen den Mahlzeiten könnten sogar dazu beitragen, die Insulinempfindlichkeit der Zellen und die Blutfettwerte zu verbessern", sagt der Expertin.

"Wer das Frühstück auslassen möchte, sollte das eigene Essverhalten und die Blutzuckerwerte beobachten", empfiehlt Diabetesberaterin Ahrens. Haben Sie morgens großen Appetit, oder sitzen Sie lustlos vor dem Teller? Wie reagieren Ihre Zuckerwerte auf Fasten bis zum Mittagessen? Fangen Sie an zu snacken, wenn Sie morgens nichts zu sich nehmen?

Frühstück: Anti-Stress-Mahlzeit

"Falls Sie zur Snack-Fraktion gehören, sollten Sie frühstücken oder früher zu Mittag essen", rät Ahrens. Denn kurz nach dem Aufwachen zirkulieren Stresshormone im Blut. Sie können sich ungünstig auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Und bei Stress steigt die Lust auf ungesunde Snacks. Bevor wir dann wahllos essen, sollten wir doch lieber beim Frühstück zugreifen.