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Wann ist eine Dialyse notwendig?

Gesunde Nieren filtern das Blut, halten wertvolle Stoffe zurück und scheiden Abfallprodukte mit dem Urin aus. Der Mensch hat zwei Nieren. Selbst wenn eine ausfällt, kann das Partnerorgan das Blut noch ausreichend reinigen. „Erst wenn die Funktion der Nieren nur noch sieben Prozent oder weniger beträgt, ist die Grenze in den meisten Fällen erreicht und man benötigt eine Dialyse“, sagt Dr. Kai Toussaint von der nephrologischen Ambulanz des Medizinischen Versorgungszentrums Nephrocare Hamburg-Barmbek. Dabei übernehmen physikalische Filterverfahren die Aufgaben der Nieren.

Diabetes als Risikofaktor für Nierenschäden

Warum besteht bei Diabetes ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden? Hoher Blutzucker und Bluthochdruck schädigen die Filtermembranen in den Nieren. Weil beide Faktoren durch Diabetes begünstigt werden, ist er der größte Risikofaktor dafür, dialysepflichtig zu werden: Fast die Hälfte aller Dialysefälle wird durch Diabetes verursacht.

Welche Dialyseverfahren gibt es?

Heute sind zwei Arten von Dialyse verbreitet:

  1. Hämodialyse (Blutwäsche): Herzstück ist ein Zylinder, der durch eine hauchdünne Membran in zwei Bereiche unterteilt wird. Auf der einen Seite wird das Blut durchgepumpt und auf der anderen Seite fließt in die entgegengesetzte Richtung die sogenannte Spülflüssigkeit. Durch die Membran gelangen bestimmte Substanzen aus dem Blut in die Dialyseflüssigkeit — das Blut wird gereinigt. Eine Hämodialyse braucht aufwendige Apparaturen und spezialisiertes Personal, daher wird sie meist dreimal pro Woche in speziellen Dialysezen­tren durchgeführt. Es ist auch möglich, ein Hämodialyse-Gerät zu Hause einzurichten. Die Technik ist kompliziert und die Schulung aufwendig. „Einmal installiert, wird diese Form von den Betroffenen aber meist als sehr angenehm empfunden“, so Toussaint.
  2. Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse): Sie funktioniert nach dem gleichen physikalischen Prinzip — allerdings wird hier eine körpereigene Membran genutzt: das Bauchfell. Die dünne Haut kleidet den Bauchraum von innen aus und ist stark durchblutet. Die Patientin oder der Patient kann selbstständig mehrmals am Tag einen neuen Beutel mit Spülflüssigkeit an ein implantiertes Verbindungsstück anhängen. „Bei der Peritonealdialyse muss man sehr auf Hygiene achten, um gefährliche Infektionen im Bauchraum zu vermeiden“, erklärt Toussaint. Dafür verschaffe das Verfahren Freiheit. Mit Reisen sei es einfacher zu vereinbaren als die Hämodialyse.

Wie funktioniert die Dialyse?

Vier bis fünf Stunden dauert die Dialyse. Das Blut läuft bis zu zehnmal durch ein Dialyse-Gerät und wird dabei mit einer speziellen Flüssigkeit gereinigt. Danach gelangt das Blut über eine Pumpe zurück in den Körper.

Funktionsweise der Hämodialyse.

Funktionsweise der Hämodialyse.

Was bedeutet eine Dialyse für den Alltag?

Je nach Methode müssen die Patienten mehrmals in der Woche für einige Stunden in ein Dialysezentrum kommen oder zu Hause mehrmals am Tag unter streng hygienischen Bedingungen einen Beutel am Bauch wechseln. Bei der Ernährung gilt es, unter anderem die Flüssigkeits-, Salz- und Phosphatzufuhr gemäß den Empfehlungen des Nierenarztes einzuschränken. Eine Alternative gibt es für Patienten mit Nierenversagen nicht. „Ohne Blutreinigung würden die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit sterben. Dank der Dialyse können sie — wenn auch mit Einschränkungen — ein recht normales Leben führen“, sagt Toussaint.

Gesundheitliche Folgen bei Dialysepflicht

Kein medizinisches Verfahren kann die Nierenfunktion vollständig ersetzen, deshalb ist die Lebenserwartung bei Dialysepatienten geringer. „Auch weil die Dialyse bestehende Grunderkrankungen wie Bluthochdruck und Gefäßverkalkung noch einmal verschärfen kann“, sagt Experte Toussaint.

Einen Weg zurück aus der Dialyse gibt es normalerweise nicht. Die einzige Möglichkeit, davon wieder wegzukommen, ist die Transplantation einer Niere. „Damit steigt auch die Lebenserwartung wieder“, so Toussaint. Allerdings findet sich nur für einen Bruchteil der Dialysepatientinnen und -patienten ein Spenderorgan.

Wie kann ich meine Nieren schützen?

„Ein gut eingestellter Blutzucker und Blutdruck sind für die Nierengesundheit entscheidend“, sagt Kai Toussaint. Blutfette spielen ebenfalls eine Rolle. Zu guten Werten verhelfen: eine gesunde, salz- und zuckerarme Ernährung, regelmäßige Bewegung und bei Bedarf auch Medikamente. Aufs Rauchen sollten gerade Menschen mit Diabetes ihren Nieren zuliebe unbedingt verzichten.

Mit regelmäßigen Checks, etwa im Rahmen eines Chronikerprogramms (Disease-Management-Programm, DMP) für Diabetespatienten, kann der Arzt die Filterorgane im Blick behalten und bei Bedarf entsprechend gegensteuern.

Ohne Früherkennungsuntersuchungen bleiben Nierenschäden oft über Jahre unbemerkt. Spürbare Symptome wie Müdigkeit oder Wasseransammlungen in den Beinen zeigen sich erst bei einer fortgeschrittenen Schädigung. Viel früher zeigen sich Auffälligkeiten bei bestimmten Werten aus Blut und Urin, die im Rahmen von Routineuntersuchungen im Labor bestimmt werden. Daher sind Routine- und Kontrolluntersuchungen der Nierengesundheit gerade bei Menschen mit Diabetes nicht wegzudenken.

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Quellen: