Diabetes Ratgeber

1. Dawn-Phänomen

Ist der Blutzucker ­morgens zu hoch, steckt oft das Dawn-Phänomen dahinter ("Dawn": engl. für "Morgengrauen"). "Etwa zwischen vier und sieben Uhr bildet der Körper verstärkt Hormone, die den Blutzucker erhöhen", erklärt Professor Stephan Martin, Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums Düsseldorf. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche in der Pubertät, aber auch Typ-2-Diabetiker leiden häufig darunter.

Das hilft: Pumpenträger können die Pumpe so einstellen, dass sie in den frühen Morgenstunden mehr Insulin abgibt. Wer ein Verzögerungsinsulin spritzt, kann den Spritzzeitpunkt auf den späten Abend (ca. 23 Uhr) verschieben. Dann fällt der Zeitpunkt der stärksten Wirkung in die frühen Morgenstunden. Auch eine Dosiserhöhung oder der Wechsel auf lang wirkendes Analoginsulin kann sinnvoll sein. "Hilft das nicht, ist manchmal der Umstieg auf eine Pumpentherapie die Lösung", so Martin.

Bei Typ-2-Diabetikern, die blutzuckersenkende Tabletten nehmen, muss der Arzt eventuell die Dosis anpassen. Bei vielen Menschen hilft aber auch ein Spaziergang am Abend. "Denn körperliche Aktivität senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern bewirkt auch, dass die Zellen besser auf Insulin ansprechen", erklärt Stephan Martin. So benötigen Typ-2-Diabetiker, die Sport treiben, oft keine oder weniger Medikamente, und eine Therapie mit Insulin ist nicht nötig.

2. Falsche Spritztechnik

Auch Fehler beim Spritzen sind manchmal schuld. Etwa wenn Sie Basalinsulin versehentlich in den Muskel spritzen, weil die Kanüle zu lang ist. Aus dem Muskel gelangt Insulin schneller ins Blut, sodass es nicht bis zum Morgen wirkt. Wer nur manchmal hohe Morgenwerte hat, sollte seine Spritzstellen überprüfen. Pikst man immer wieder in dieselbe Stelle, bilden sich Verdickungen, die die Insulinwirkung beeinträchtigen.

Das hilft: Kürzere Kanüle verwenden (mit Diabetesberaterin oder Arzt besprechen). Einstichstelle regelmäßig wechseln, um Verdickungen zu vermeiden.

3. Morgensport

Bei manchen Diabetikern steigt der Blutzucker, wenn sie in der Frühe Sport treiben. Der Grund ist ein relativer Mangel an Insulin. Die aktiven Muskeln brauchen viel Zucker – doch ohne Insulin gelangt er nicht in die Muskelzellen. Um den Mangel zu beseitigen, fordern die Muskeln weiteren Nachschub aus den Zuckerspeichern an. Der Blutzucker steigt.

Das hilft: Besprechen Sie mit dem Arzt, ob Sie vor dem Sport eine kleine Dosis schnell wirkendes Insulin spritzen sollten. Dabei aber unbedingt die Unterzuckergefahr beim Sport im Auge behalten.

4. Nächtliches Tief

Auch eine nächtliche Unterzuckerung kann zu hohen Morgenwerten führen. Der Grund: Der Körper bekämpft das Zuckertief, indem er gespeicherten Zucker ins Blut ausschüttet. Dabei schießt er mitunter übers Ziel hinaus – und der Blutzucker steigt zu hoch.

Das hilft: Prüfen Sie, ob Ihr Zucker in der Nacht zu tief ist. Messen Sie einige Male nachts, etwa um zwei Uhr. Falls Sie nachts unterzuckern, besprechen Sie mit dem Arzt, wie die Therapie angepasst werden sollte, etwa durch Senken der abendlichen Dosis Basalinsulin.

5. Medikamente

Einige Arzneimittel ­erhöhen den Blutzucker. "Das gilt ­besonders für Kortisontabletten", sagt Apotheker Dr. Michael Eder aus Berlin. Auch bestimmte Medikamente gegen psychische Erkrankungen, etwa gegen Depressionen, können den Blutzucker verändern.

Das hilft: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Apotheker. "Meist lässt sich durch einen Wechsel des Präparates oder durch Anpassung der Diabetes­­therapie eine gute Lösung finden", sagt Michael Eder. "Keinesfalls sollten Sie ohne Rücksprache mit dem Arzt Medikamente absetzen oder die Dosierung verändern."

6. Spätes Essen

Wer spätabends viel isst, hat am frühen Morgen oft hohe Werte. Ein typisches Phänomen etwa nach dem Verzehr einer Pizza zu fortgeschrittener Stunde. Denn auch Fett und Eiweiß steigern den Blutzucker – allerdings langsam, sodass sich das erst Stunden später bemerkbar macht.

Das hilft: Vermeiden Sie späte Mahlzeiten, und sprechen Sie mit dem Arzt. Pumpenträger sind im Vorteil: Sie können die Pumpe so programmieren, dass sie den Blutzuckeranstieg auffängt (siehe unten: Fett-Protein-Einheit).

7. Krankheiten

Fieber führt dazu, dass der Körper deutlich mehr Insulin braucht, um den Blutzucker zu regulieren. Die Folge: Der Zuckerspiegel steigt. Das trifft vor allem Typ-1-Diabetiker. "Sie müssen den Blutzucker daher besonders gut im Auge behalten und etwa alle zwei bis drei Stunden messen", rät Diabetologe Stephan Martin.

Das hilft: Besprechen Sie rechtzeitig mit dem Arzt bzw. der Diabetesberaterin, wie Sie Ihre individuelle Diabetes­therapie bei einem Infekt anpassen sollten und worauf sonst noch zu achten ist.

Die Fett-Protein-Einheit (FPE)

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Insulin für Fett und Eiweiß?

Bei Typ-1-Diabetes manchmal lohnenswert: Die Insulindosis auch an den Fett- und Eiweißgehalt einer Mahlzeit anzupassen. So geht's

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