Diabetes Ratgeber

Die Krampfader muss weg, die Batterie beim Herzschrittmacher gewechselt werden, eine Gelenkspiegelung steht an: Für solche Eingriffe müssen Patienten meist nicht mehrere Tage im Krankenhaus bleiben. Vieles lässt sich an einem Tag, also ambulant, erledigen. Morgens in die Klinik und nach dem Aufwachen wieder nach Hause: Ist das auch bei Menschen mit Diabetes möglich?

Was geht, was nicht?

Einige Erkrankungen lassen sich nicht an einem Tag behandeln: zum Beispiel ein diabetisches Fußsyndrom. Doch viele Operationen, die eine örtliche Betäubung oder eine Narkose erfordern, lassen sich auch bei Diabetes ambulant vornehmen. Grundsätzlich gilt: "Sämtliche Eingriffe, die für Menschen ohne Diabetes ambulant machbar sind, sind es auch für den Großteil der Patienten mit Diabetes", sagt Dr. Jens Kröger. Der Diabetologe aus Hamburg macht dabei keinen Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

Daheim schneller gesund

Der Vorteil einer ambulanten Operation: Der Patient ist schnell wieder im gewohnten Zuhause. Gerade Kinder wollen nicht länger von der Familie getrennt sein als nötig. Zu Hause sind die Wege zur Toilette oder in die Küche bekannt. Alles, was fürs Diabetesmanagement nötig ist, zum Beispiel Medikamente und Messutensilien, liegt an seinem Platz. Für ältere Menschen, die möglicherweise verwirrt sind, sei eine vertraute Umgebung wichtig, betont Professor Klaus Wagner, Anästhesist im Klinikum rechts der Isar in München. Wenn die Versorgung daheim sichergestellt ist, kurieren sich dort viele Menschen auch schneller aus, zeigen Studien.

Gut vorbereitet zur OP

Voraussetzung für die ambulante OP ist für Diabetologe Kröger ein gut eingestellter Blutzucker. Sind die Werte erhöht, steigt das Risiko für eine Infektion der Wunde, die Heilung kann sich verzögern. Manche Menschen sind wegen der bevorstehenden Operation schon Tage zuvor so aufgeregt, dass ihre Werte deutlich stärker schwanken als sonst. Dann rät der Diabetologe ebenfalls lieber zu einem längeren Aufenthalt, auch wenn der Eingriff grundsätzlich ambulant machbar wäre.

Bitte packen Sie Folgendes für Ihre ambulante OP ein:

  • Liste aktueller Medikamente
  • evtl. Vorrat Ihrer Medikamente
  • Diabetesbedarf
  • Kontaktdaten von Hausarzt bzw. Diabetologe
  • gegebenenfalls Gesundheitspass Diabetes

Risiko während der OP senken

Anästhesist Klaus Wagner erklärt, "dass nur Patienten ambulant in Narkose versetzt und operiert werden dürfen, die als relativ gesund eingestuft werden." Die Ärzte schätzen also von Fall zu Fall ab, ob ein Eingriff ambulant machbar ist. Die endgültige Entscheidung darüber liegt beim Klinik-Team. Ein klares Nein gibt es vom Anästhesisten Wagner, "wenn es sich um Patienten handelt, die erhöhte oder stark schwankende Werte haben. Dann ist das Risiko zu groß".

Perfekt eingestellt

Steht der Termin für die ambulante OP fest, sollte der Blutzucker-Langzeitwert sich in dem Rahmen befinden, der mit dem Arzt besprochen wurde. Direkt vor der OP sollte der Blutzucker nüchtern etwa unter 180 mg/dl (10 mmol/l) liegen. Menschen mit Typ-2-Diabetes werden gelegentlich vor einer OP von Tabletten auf Insulin umgestellt. Das hilft dem Narkosearzt, den Blutzucker während der Operation stabil zu halten. Im Anschluss können sie in Absprache mit dem Arzt ihre gewohnten Medikamente wieder nehmen.

Bei Menschen, die bereits Insulin spritzen, wird der Blutzucker ebenfalls vom Team im Krankenhaus überwacht. Träger einer Insulinpumpe oder eines Systems zur kontinuierlichen Zuckermessung sollten vor dem Eingriff klären, ob Pumpe und Sensor dranbleiben dürfen. Die Pumpe kann bei kleineren Eingriffen, die maximal ein, zwei Stunden dauern, oft weitergetragen werden. Falls nicht, sollte man frühzeitig beim Diabetologen klären, wie die Therapie für die OP angepasst werden muss.

Nachsorge daheim

Ist der Kreislauf stabil, kann der Patient nach kurzer Zeit nach Hause gehen – aber bitte nicht allein! Jetzt braucht er einen Angehörigen oder guten Bekannten, der ihn nach Hause bringt und dort ein Auge auf ihn hat. Es muss sichergestellt sein, dass der frisch Operierte die nächsten 24 Stunden gut versorgt ist.

Vor der Entlassung bekommen Patient und Begleiter Telefonnummern von Ansprechpartnern in der Klinik zur Hand, sollten zum Beispiel Komplikationen eintreten oder Fragen auftauchen. Dort können sie jederzeit anrufen. Zudem erklärt das Team, wie die Nachsorge funktioniert und wann Kontrolltermine anstehen. Von Vorteil ist es, wenn der Begleiter auch Blutzucker messen und Insulin spritzen kann. Das ist wichtig, wenn jemand etwa an der Hand operiert wurde und deshalb nicht selbst mit Messgerät, Teststreifen oder Insulinpen umgehen kann.

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