BMG-Initiative zu Long Covid: Profitieren Betroffene?

„Die Zukunft von Long Covid hat leider erst begonnen“, erläuterte Karl Lauterbach am Mittwoch die Beweggründe für den Start der Initiative.
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Für die meisten von uns ist die Corona-Pandemie mittlerweile Geschichte. Aber längst nicht für alle. Wer von Long Covid, also den Spätfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus, betroffen ist, wird regelmäßig schmerzlich daran erinnert, wie gefährlich SARS-CoV-2 sein kann. Diese Menschen haben beispielsweise mit extremer Müdigkeit, Atemnot oder Schmerzen zu kämpfen.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) möchte Betroffenen nun weitere Unterstützung anbieten. Am 12. Juli stellte Minister Karl Lauterbach (SPD) in Berlin sein Long-Covid-Programm vor. Zunächst umfasst es Investitionen in die Versorgungsforschung - 40 Millionen Euro. Weiterhin sind runde Tische geplant, bei denen Betroffenen, Expertinnen und Experten sowie die Pharmaindustrie zusammenkommen sollen. Zu guter Letzt stellte das Ministerium das Informationsportal „BMG Initiative Long Covid” vor. Es soll sich an Betroffene, aber auch an Angehörige, Ärzte und Ärztinnen sowie die Wissenschaft richten.

Redakteurin Laura Patz
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Unterstützung für alle, sie ist wichtig. Eine britische Studie[1] aus Jahr 2022 schätzt die Zahl derer, die durch Long-Covid-Symptome ihren Alltag zwei bis drei Monate nach der Infektion noch einschränken müssen, auf drei bis knapp 14 Prozent. Doch es bleibt fraglich, wie sehr gerade Betroffene von Lauterbachs Programm profitieren. Die Initiative des BMG liefert im Internet einen guten Überblick über Grundlegendes für alle, die sich noch gar nicht mit dem Thema befasst haben. Wer aber seit Monaten oder Jahren so erschöpft ist, dass er nicht einmal das Haus verlassen kann, dem werden Symptome von Long Covid oder Informationen zum sogenannten „Pacing” wohl nicht neu sein.
Auch die Ausgaben für die Forschung muss man im Verhältnis sehen. 40 Millionen Euro für Modellprojekte zu Versorgungs- und Behandlungskonzepten können lediglich ein Anfang sein, wenn es um ein so wenig erforschtes Krankheitsbild wie Long Covid geht. Versprochen waren hier ursprünglich 60 Millionen Euro mehr.
Immerhin: Das Informationsportal des BMG fasst Studienergebnisse und Informationen zu Long Covid auch gezielt für ein Fachpublikum übersichtlich zusammen. So könnte sich das Wissen über die Erkrankung auch in der Ärzteschaft weiter verbreiten. Das könnte den Betroffenen am Ende tatsächlich zugute kommen. Denn oft genug fühlen sie sich nicht ernst genommen mit ihren Symptomen.
Etwas befremdlich wirkt ein Zeitstrahl mit Errungenschaften aus Politik und Forschung zu Long Covid, den das BMG direkt auf der Startseite der Initiative präsentiert. Das dürfte vermutlich eher das Fachpublikum interessieren. Es ist eben schwer, mehrere Zielgruppen mit einem Angebot zu erreichen. Eine Möglichkeit wären vielleicht Erfahrungsberichte und Perspektiven Betroffener gewesen. Bleibt zu hoffen, dass sie in Zukunft noch stärker ins Zentrum der Initiative rücken werden.