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"Der einzige Wermutstropfen ist...", so beschreibt man manchmal das einzig Negative an etwas sonst Schönem oder Positivem. Die Redewendung hat sich wohl aus dem bitteren Geschmack des Wermuts abgeleitet. Pur ist das Kraut fast ungenießbar. Dennoch wird es weiterverarbeitet, und zwar unter anderem zu Absinth.

Die grünlich aussehende Spirituose galt im 18. und 19. Jahrhundert als Kultgetränk. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Absinth allerdings wegen des teils auftretenden "Absinthrausches" verboten. Schuld daran war der Inhaltsstoff Thujon. Inzwischen ist Absinth in Deutschland wieder auf dem Markt erhältlich. Schnäpse und Liköre dürfen aber einen gesetzlich festgelegten Höchstgehalt an Thujon nicht überschreiten.

Wermut wurde bereits im "Papyrus Ebers" als Heilkraut erwähnt. Es handelt sich dabei um die wohl bekannteste medizinische Schrift aus dem alten Ägypten.

Wie sieht Wermut aus und wo kommt die Heilpflanze vor?

Wermut (Artemisia absinthium) wird bis zu einem Meter hoch und besitzt einen stark verzweigten Stängel. Die Blätter sind dreifach fiederspaltig und graugrün gefärbt. Auf Stängel und Blättern befinden sich silbergraue Härchen. Die Blütenköpfe bilden eine nickende, verzweigte Rispe, die Blüten sind gelb gefärbt und sehen kugelig aus. Wermut gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae) und blüht von Juli bis September. Er kommt in trockenen Gebieten in Europa, Asien und Nordafrika vor und wächst an Wegrändern, auf Felshängen und Ödland.

Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?

Das ganze Kraut wird zur pflanzlichen Arznei verarbeitet, also alle Pflanzenteile außer der Wurzel. Im Kraut kommen 0,15 bis 0,4 Prozent Bitterstoffe vor, mit der Substanz Absinthin als Hauptkomponente. Außerdem findet sich zu 0,2 bis 1,5 Prozent ätherisches Öl, das sich unter anderem aus den Stoffen alpha-Thujon, trans-Sabinylacetat und Chrysanthenylacetat zusammensetzt. Das Öl hat meist eine dunkelgrüne Farbe. Welche dieser Inhaltsstoffe am häufigsten enthalten sind, hängt von der Herkunft des Wermutkrauts ab.

Was bewirken die Inhaltsstoffe? Wogegen hilft Wermut?

Wermut ist ein sogenanntes Bittermittel, auch Amarum genannt. Verantwortlich für diese Wirkung sind die enthaltenen Bitterstoffe. Bereits im Mund regen sie die Geschmacksknospen an, was reflektorisch zur Freisetzung von Speichel und Magensäure führt. Gelangen die bitteren Substanzen in den Magen-Darm-Trakt, bewirken sie, dass spezielle Verdauungshormone und Gallensäuren ausgeschüttet werden. Dadurch kurbelt Wermutkraut die Verdauung an und der Appetit nimmt zu.

Wermut kann Menschen helfen, die unter Appetitlosigkeit leiden oder die häufig zu Blähungen und Völlegefühl neigen. Als Bittermittel kommt Wermut meistens in Kombination mit ähnlich wirkenden Heilpflanzen zum Einsatz – dazu zählen zum Beispiel gelber Enzian, Tausendgüldenkraut und Angelikawurzel.

Wichtige Hinweise:

Wer Wermut wegen seiner Bitterstoffe einnehmen möchte, sollte in der Apotheke ein entsprechendes Arzneimittel erwerben, in dem das Kraut enthalten ist. Reines Wermutöl birgt die Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen. In ihm kommt die Substanz Thujon vor, die ab einer bestimmten Konzentration zu Erbrechen, Krämpfen und Benommenheit führen kann.

Wie jedes alkoholische Getränk kann Absinthlikör und/oder -schnaps bei übermäßigem Gebrauch Vergiftungserscheinungen auslösen.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf Wermut nicht angewendet werden. Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte auf die Einnahme von Wermutkraut verzichten.

Tipp: Lassen Sie sich zu Dosierung und Anwendung in der Apotheke beraten.