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Was ist ein Hallux valgus?

In einigen Schuhen - wie Pumps oder High Heels - fühlen sich die Füße nicht wohl, werden eingequetscht, verformen sich. "Hochhackige und spitz zulaufende Schuhe begünstigen in vielen Fällen die Entwicklung eines Hallux valgus, auch wenn der Schuh nur eine von vielen Ursachen ist", sagt Professor Markus Walther, Orthopäde, Fußchirurg und Ärztlicher Direktor der Schön-Klinik München-Harlaching. Neben Veranlagung ist ein weiterer wichtiger Risikofaktor weiches Bindegewebe. Deshalb ist der verformte Zeh vorwiegend Frauensache.

Der Hallux valgus betrifft die große Zehe. Er nennt sich auch Großzehenballen, Ballenzeh, schiefer Zeh oder Ballengroßzehe. Bei dieser Fehlstellung wandert der erste Mittelfußknochen mit seinem Köpfchen zum inneren Fußrand (beim rechten Fuß z.B. wandert das Köpfchen nach links) wodurch sich der vordere Teil des Fußes verbreitert. Gleichzeitig knickt die Großzehe nach außen ab und nähert sich den mittleren Zehen an.

Hohe Absätze im Röntgenbild: Stöckelschuhe bewirken, dass der Vorfuß stark belastet wird. Außerdem zwängen sie die Zehen in eine Hallux-Stellung

Hohe Absätze im Röntgenbild: Stöckelschuhe bewirken, dass der Vorfuß stark belastet wird. Außerdem zwängen sie die Zehen in eine Hallux-Stellung

Ursachen: Was führt zu dieser Zehenfehlstellung?

Meist kommen mehrere Auslöser zusammen. Haben Sie die genetische Veranlagung dazu, neigen Sie zu einem schlafferen Bindegewebe und tragen Sie dann noch die falschen Schuhe, kann sich der große Zeh verformen. "Alle Faktoren, die das Bindegewebe schwächen – zum Beispiel eine Schwangerschaft, bestimmte Medikamente oder Krankheiten – begünstigen einen Hallux valgus", sagt Walther. Auch Übergewicht, häufiges Stehen und Rheuma erhöhen das Risiko.

Eine Wölbung an der Fußinnenseite weist auf einen beginnenden Hallux valgus hin. Zudem verschiebt sich die große Zehe in Richtung der mittleren Zehen

Eine Wölbung an der Fußinnenseite weist auf einen beginnenden Hallux valgus hin. Zudem verschiebt sich die große Zehe in Richtung der mittleren Zehen

Symptome: Was sind die ersten Anzeichen?

Einem Hallux valgus geht fast immer ein sogenannter Spreizfuß voraus. Sie erkennen Ihn daran, dass sich der vordere Teil des Fußes verbreitert. Die mittleren Zehen können, bedingt durch eine andersartige Belastung, schmerzen, an ihrer Unterseite bildet sich vermehrt Hornhaut. So können Schwielen und Hühneraugen entstehen. Schiebt sich die große Zehe zu den mittleren Zehen und bildet sich gleichzeitig eine Wölbung an der Fußinnenseite, beginnt ein Hallux valgus. Auch hier können Schwielen auftreten, ebenso wie Schleimbeutelentzündungen. Der Ballen kann gerötet sein und anschwellen, bei Berührung schmerzt die große Zehe. "Spätestens, wenn Sie Schmerzen an den kleinen Zehen oder unter dem Vorfuß haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, selbst wenn der Ballen selbst nicht schmerzt", rät Experte Walther.

Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Hallux valgus fest?

"Ein Ballenzeh sieht so typisch aus, dass der Arzt im Normalfall gleich die Diagnose stellen kann", erläutert der Orthopäde. Er inspiziert den Fuß und tastet ihn ab. Dennoch schließt sich normalerweise eine Röntgenuntersuchung an. "Auf dem Röntgenbild sieht man, wie weit die Fehlstellung vorangeschritten ist und ob das Großzehengrundgelenk schon verändert ist", sagt Walther. Ein Hallux valgus führt oft zu einer Arthrose, da sich das Gelenk durch die Fehlstellung schneller abnutzt.

Therapie: Wie lässt sich ein Hallux valgus behandeln?

  • Einlagen, Schaumstoffpolster, Nachtschienen, Bandagen:

Diese Hilfsmittel dienen in erster Linie dazu, die Beschwerden zu lindern. Sie können einen Hallux valgus jedoch nicht rückgängig machen. Schaumstoffkeile bringen Sie zwischen der großen und der zweiten Zehe an. Sie sollen die Schmerzen verringern und den Bereich entlasten. "Nachteil ist, dass statt der großen Zehe dann die mittleren Zehen schmerzen können", bemerkt Walther.

Nachtlagerungsschienen und Bandagen sollen ebenfalls die Schmerzen nehmen und den Zeh wieder in seine natürliche Position bringen. "Ihr Effekt ist begrenzt, ein Hallux valgus lässt sich damit nicht korrigieren", sagt der Fußspezialist. Nach einer Operation können die Schienen allerdings für einige Monate sinnvoll sein, um die Heilung zu unterstützen. Orthopädische Einlagen, die speziell angefertigt wurden, entlasten den Vorfuß und nehmen den Druck. Sogenannte sensomotorische Einlagen können die geschwächte Fußmuskulatur anregen und dadurch die Zehenfehlstellung möglicherweise positiv beeinflussen.

  • Fußmuskeln stärken:

"Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie", erläutert Walther. Durch Fuß- und Zehengymnastik kräftigen Sie die Fußmuskeln, straffen das Bindegewebe und wirken Fehlstellungen entgegen. Auch Barfußlaufen bewirkt dies. Der Experte nennt eine weitere Therapieoption: die sogenannte Spiraldynamik. Es handelt sich dabei um spezielle Kraft- und Beweglichkeitsübungen, die den ganzen Körper sowie die Füße stärken sollen. Zentrales Element dieser Behandlungsform ist die Schulung des Patienten. Er erlernt Übungen, durch die er die Zehen trainieren und sie aktiv gerade halten kann. Diese Übungen zum Selbermachen sollen sich auch zu Vorbeugung einer Zehenfehlstellung für Frauen die beruflich Absatzschuhe tragen müssen oder die eine familiäre Veranlagung haben eignen. Achtung: Spiraldynamik ist normalerweise keine Kassenleistung, die Kosten müssen Sie also selbst tragen.

Ebenfalls sehr wichtig: Bequeme und flache Schuhe tragen, die nirgends drücken. Beachten Sie beim Kauf, dass "die Füße tagsüber länger und breiter werden", merkt Walther an. Abends könne die Schuhgröße eine Nummer größer sein als am Morgen. Daher besser in den Abendstunden shoppen gehen!

  • Operation:

Hat sich der Zeh bereits zu stark verformt, bereitet der Hallux valgus andauernd Schmerzen oder liegt schon eine Arthrose vor, kann nur eine Operation helfen, um die Fehlstellung zu korrigieren. Es gibt verschiedene Verfahren. Wann welches infrage kommt, hängt unter anderem davon ab, wie stark der Hallux valgus ausgeprägt ist. Durch den Eingriff wird der Zeh wieder begradigt. In vielen Fällen verschwinden dann die Beschwerden.

Professor Markus Walther

Professor Markus Walther

Beratender Experte:

Unser Experte: Professor Markus Walther, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chefarzt der Abteilung für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie an der Schön Klinik München-Harlaching

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Quellen:

Niethard, Pfeil, Biberthaler: Orthopädie und Unfallchirurgie, Duale Reihe, Thieme Verlag, 6. Auflage

Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie e.V. (GFFC): Hallux valgus (Großzehenballen). Online: https://www.gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de/fuer-patienten/fuss-info/hallux-valgus.html (Abgerufen 18.01.2018)