Sinnvolle Babypflege: Weniger ist mehr

Kuschel-Einheit nach dem Baden: Planschen mit Mama ist für viele Babys das Schönste
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So ein zartes Wesen – wie soll man es nur anfassen, ohne ihm beim Baden und Wickeln wehzutun? In der ersten Zeit sind Eltern oft unsicher. Doch mit jedem Tag wird das Baby stabiler und die Routine größer. Im Wickeln sind Mütter und Väter schnell Profis. Immerhin braucht das Baby anfangs sechs- bis neunmal am Tag eine frische Windel. Beim Baden, Nägelschneiden und Haarewaschen sieht das manchmal anders aus. Was Eltern wissen sollten:
Baden: Pures Wasser reicht
Weniger ist mehr, lautet die Devise, denn "ein Baby wird – außer im Genitalbereich – nicht wirklich schmutzig", sagt Franziska Utzinger. "Daher reicht es, täglich als Morgen- oder Abendroutine das Kleine mit einem weichen Lappen und lauwarmem, klarem Wasser die Hautfalten und Beugen unter den Armen und hinter den Ohren abzuwischen." Damit der natürliche Säureschutzmantel der Haut nicht angegriffen wird, das Kleine am Anfang nur einmal die Woche baden.
Den Po oft und sanft reinigen
Nehmen Sie zum Säubern des Pos und Genitalbereichs – wann immer es geht – einen weichen Waschlappen und klares, lauwarmes Wasser. "Feuchttücher, auch die für sensible Haut, enthalten fast immer Duftstoffe, die Allergien auslösen können", sagt die Apothekerin. Im gesamten Windelbereich die Haut mit dem feuchtwarmen Waschlappen abtupfen, selbst wenn das Baby nur ein kleines Geschäft verrichtet hat. "Der Harnstoff aus dem Urin verteilt sich durch die Windel auf den Po und kann die Haut reizen", erklärt Utzinger. Wunde Stellen sollten schnell behandelt werden. "Ich empfehle einen Windelbalsam aus verschiedenen Ölen oder einen Rose-Teebaum-Balsam", so Utzinger. Der Klassiker ist eine Wundschutzsalbe mit Zink. Bleibt der Po nach drei Tagen noch wund, wenden Eltern sich an den Kinderarzt.
Haut nach dem Baden eincremen
Neigt das Baby zu trockener Haut, empfiehlt die Expertin, das Badewasser mit einem Esslöffel Mandelöl anzureichern. Nach dem Baden folgt eine schöne Massage
mit einer parfümfreien Lotion mit nährenden Wirkstoffen, etwa Mandel- oder Ringelblumenöl. Und fettige Haut? "Die gibt es bei Babys eigentlich nicht", sagt Utzinger. Häufiger seien Pickelchen. "Dabei handelt es sich meist um eine Neugeborenen-Akne. Sie tritt häufig um die dritte Lebenswoche herum auf und ist hormonell bedingt", erklärt die Apothekerin. Ihr Rat: abwarten. Die Pickelchen dürfen auf keinen Fall ausgedrückt werden. In der Regel verschwinden sie nach ein paar Wochen von selbst.
Haare waschen meist erst später nötig
Ob spärlich oder üppig: Babyhaare lieben weiche Bürsten. Ein Shampoo braucht es in den ersten Lebensmonaten nicht. Es reicht, das Köpfchen hin und wieder mit einem feuchten Waschlappen zu säubern. Dabei sanft und ohne Druck streichen, denn: Neugeborene haben eine weiche, sehr empfindliche Fontanelle – eine Lücke zwischen den Knochen des Schädeldachs. Wird aus dem zarten Flaum irgendwann kräftigeres Haar, bietet sich ein mildes Babyshampoo ohne Duftstoffe an. Darf geföhnt werden? "Ja, aber bitte nur lauwarm und mit einem Abstand von circa 30 Zentimetern", rät die Apothekerin.
Ohren vorsichtig säubern
Ohrenschmalz muss bei einem Baby eigentlich nicht entfernt werden. Der Gehörgang hat eine Selbstreinigungsfunktion, die überschüssiges Sekret aus dem Ohr abtransportiert. Zudem befeuchtet Ohrenschmalz die Haut des Gehörgangs, bindet Staub, Schmutz und abgestorbene Hautzellen, sodass der Gehörgang frei bleibt und sich nicht entzündet. Gereinigt werden nur die Ohrmuschel und die Hautfalte hinter den Ohren, hier können Milch- und Speichelreste sonst für wunde Stellen sorgen. Zum Säubern genügt ein weiches, feuchtes Tuch. Sie können auch spezielle Babywattestäbchen benutzen. "Die sind dicker als normale Stäbchen und gelangen nicht in den Gehörgang", sagt Franziska Utzinger, Apothekerin aus Neu-Ulm. Das darf nämlich nicht passieren, um das Trommelfell nicht zu verletzen. Sammelt sich zu viel Ohrenschmalz, sollten Sie den Kinderarzt um Rat fragen.
Gesicht nach Bedarf pflegen
Im Winter braucht Babys zarte Gesichtshaut eine reichhaltigere Pflege als im Sommer. Franziska Utzinger empfiehlt einen Wind-und-Wetter-Balsam mit einem hohen Bienenwachsanteil. Der Fettanteil legt sich wie ein Schutzmantel über die Haut und schützt sie so vor den eiskalten Temperaturen. Bei kleinen Schnupfennasen reagiert die Haut häufig im Mund-Nasen-Bereich gereizt. "Hier helfen eine Nasensalbe mit mineralischen Salzen oder ein Engelwurzbalsam", sagt die Apothekerin. Eltern achten nun am besten darauf, dass der Bereich um Mund und Nase trocken bleibt. Auch Speichel führt zu Reizungen. Schnullern kann den Effekt verstärken. Wenn möglich, am besten auf den Nuckel verzichten.
Nägel nicht zu kurz schneiden
Damit Sie Ihr Kleines beim Schneiden nicht verletzen, benutzen Sie am besten eine Babyschere mit abgerundeten Spitzen. Die Nägel lassen sich oft leichter schneiden, wenn das Kind schläft. Drücken Sie dabei sanft die Finger- oder Zehenkuppen nach unten", empfiehlt Franziska Utzinger. "Folgen Sie beim Schneiden dem leichten Halbrund der Nagelform." Schneiden Sie sie nicht zu kurz, damit das Nagelbett nicht verletzt wird. Scharfe Ecken und Kanten vorsichtig feilen.
Erste Zähnchen pflegen
Spitzt der erste Zahn circa ab dem sechsten Lebensmonat heraus, wird die Zahnbürste zum treuen Begleiter. Es gibt spezielle Babyzahnbürsten mit kleinem Kopf und weichen Borsten sowie fluoridhaltige Kinderzahnpasta. Fluorid macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Säureangriffe und Karies. Enthält die Pasta Fluorid (500 ppm), sind keine Fluoridtabletten mehr nötig. "Lassen Sie sich dazu vom Kinderarzt oder vom Zahnarzt beraten", sagt Utzinger. Die Zähnchen werden abends – ab 24 Monaten auch morgens – mit kreisenden sanften Bewegungen geputzt (jedoch nur maximal einmal mit fluoridhaltiger Zahnpasta).