Bitte wechseln Sie zu einem von uns unterstützen Browser
Sie verwenden den Internet Explorer, der zum 15.06.2022 von Microsoft nicht weiter unterstützt wird.
Wir reagieren bereits jetzt und bitten Sie einen von uns unterstützen Browser zu verwenden:
"Ein gesundes Bindegewebe ist biegsam wie ein Bambus, reißfest wie ein Zugseil und ermöglicht federnde Bewegungen wie bei Gazellen", meint Dr. Robert Schleip, Faszien- und Rolfingexperte von der Technischen Universität München. Das Lieblingsobjekt seiner derzeitigen Forschung ist jenes weiße Gewebegeflecht, das jeden Knochen, jeden Muskel umhüllt. Diese kollagenhaltigen Fasern sind jedoch alles andere als unnützes Verpackungsmaterial: Sie verbinden wie ein Gitternetzwerk alle Bauteile des Körpers, übertragen Kräfte von Muskel zu Muskel, stützen und formen den Körper und schützen ihn vor Überlastung.
Faszien: Bewegliches Bindegewebe
"Damit das Bindegewebe diese Funktionen auch wahrnehmen kann, ist es genauso auf Bewegung angewiesen wie Muskeln und Gelenke", weiß Physiotherapeut Kay Bartrow. "Wird es unterfordert oder zu einseitig benutzt, kommt es häufig zu einer chaotischen Faserausrichtung, und es tut weh." Das Netzgeflecht ist mit zahlreichen Nervenenden, Schmerz- und Bewegungssensoren ausgestattet. "Wer also seine Faszien trainiert, verbessert nicht nur die Beweglichkeit, er hat auch weniger Schmerzen."
Ausrollen, massieren, dehnen und federn: Die Prinzipien des Faszientrainings sind einfach und lassen sich mit und ohne Gerät zu Hause ausführen.
Kay Bartrow hat mehrere Übungen für Senioren zusammengestellt: Ihre Muskeln werden sich lockern, Verspannungen sich auflösen, und unelastische Faszien werden beweglich und gleitfähig. Das Training verbessert zudem die Koordination ihrer Bewegungen. Triggerpunkte – das sind schmerzhafte Bereiche und Zonen wie etwa in der Schulter-Nacken-Region – lösen sich auf. "Wer es schafft, zweimal die Woche zu üben, kann bald mit einem besseren Körpergefühl rechnen", verspricht der Experte.
Setzen Sie sich auf eine feste Rolle, und bewegen Sie sich langsam nach vorn und zurück, indem die Füße jeweils mitgehen. Der Rücken bleibt gerade, um eine Fehlbelastung der Wirbelsäule zu vermeiden. Führen Sie die Bewegung langsam durch. Faszien brauchen Zeit, um sich zu entspannen und beweglicher zu werden. Wem der Druck auf die Gesäßmuskulatur zu intensiv ist, der kann sich an der Rolle abstützen.
Sie liegen mit dem Rücken auf der Rolle: Diese befindet sich knapp unterhalb der Schulterblätter. Füße aufstellen. Spannen Sie die Bauchmuskeln während der gesamten Übung leicht an. Nun rollen Sie auf dem Rücken mit kleinen Bewegungen nach oben und unten, Ihre Füße laufen mit. Nicht zu weit mit dem Oberkörper nach oben rollen.
Auch im Stand lässt sich die untere Wirbelsäule trainieren. Sie stehen eine Fußlänge von der Wand entfernt. Gehen Sie leicht in die Knie, und bewegen Sie die Rolle an der Wand langsam nach unten und oben: Zunächst bearbeiten Sie nur ein kleines Gebiet, danach den Rest des unteren Rückens.
Gehen Sie in den Vierfüßlerstand: Sie stützen sich auf Händen und Knien ab. Legen Sie den linken Oberarm auf der Rolle ab, und schieben Sie ihn langsam seitlich nach rechts außen. Dabei dreht sich Ihr Oberkörper immer weiter in seitliche Richtung. Führen Sie die Drehbewegung möglichst langsam und kontrolliert aus. Behalten Sie das Gleichgewicht. Machen Sie die Wirbelsäule während der Übung möglichst lang. Dann Seitenwechsel.
Druck aufbauen, bis der Schmerz nachlässt: Das ist das Prinzip beim Triggern. Das funktioniert mit einem Tennisball: Er liegt zwischen einem Schulterblatt und der Wirbelsäule. Lassen Sie locker. Atmen Sie tief ein: Der Druck wird größer. Atmen Sie wieder tief aus: Der Druck wird geringer. Sind die Schmerzen zu intensiv, lagern Sie den Ball um. Nach etwa 90 Sekunden sollte der Schmerz deutlich nachlassen, und die Muskeln sollten entspannen.
Die Triggerübung in der Schulterregion und am oberen Rücken klappt auch gut im Stehen: Klemmen Sie einen Tennisball zwischen Rücken und Wand ein: Nun bewegen Sie den Rücken über den Ball, indem Sie etwas in die Knie gehen und den Ball nach oben und unten rollen. Stehen Sie anfänglich nicht zu weit von der Wand weg: Die Druckwirkung nimmt zu, je weiter Sie sich von der Wand entfernen.
Igel- oder Tennisbälle eignen sich gut für die sanfte Eigenmassage: Diese Übung können Sie im Sitzen oder Stehen durchführen. Sie rollen den Ball mit einer Hand über eine beliebige Körperregion. Erwünschter Effekt im massierten Bereich: Die Durchblutung verbessert sich, Muskeln und Faszien lockern sich, das sorgt insgesamt für mehr Beweglichkeit. Beginnen Sie dabei mit sanftem Druck, und steigern Sie ihn langsam: Denn Ihr Körper braucht Zeit, sich anzupassen und sich zu entspannen.
Sie liegen auf Knien und Unterschenkeln in "Päckchenposition": Ihr Oberkörper ruht auf den Oberschenkeln, die Arme sind nach vorn ausgestreckt, der Kopf zeigt nach unten. Halten Sie diese Position für ca. 90 Sekunden. Dann richten Sie sich wieder auf in den Vierfüßlerstand. Wer den Oberkörper nicht komplett ablegen kann, benutzt ein Kissen oder eine Decke als erhöhte Unterlage. Mehrmals wiederholen.
Sie liegen auf dem Rücken mit aufgestellten Beinen. Heben Sie das rechte Bein vom Boden ab und schieben Sie den Fuß unter der linken Kniekehle durch. So weit, bis der rechte Unterschenkel parallel zum Boden liegt und das Knie sich Richtung Boden bewegt. Das Becken sinkt dabei zur rechten Seite ab. Anschließend bewegen Sie das rechte angewinkelte Bein über das Standbein hinweg nach links. Dabei heben Sie das rechte Becken an. Dann Seitenwechsel.
Sie sitzen auf dem Boden. Beine ausgestreckt. Die Hände liegen auf den Schienbeinen unterhalb der Kniescheibe. Nun schieben Sie abwechselnd eine Hand am Schienbein entlang in Richtung Fuß. Nehmen Sie den Oberkörper dabei mit. Auch wenn Sie den Fuß nicht erreichen: Wichtig ist die allmähliche Bewegung nach vorn unten. Dabei spannen sich die Rückenfaszien auf angenehme Weise an und werden länger. Führen Sie die Bewegung sehr langsam durch, geben Sie keine ruckartigen Impulse.