Senioren Ratgeber

Leichtfüßig schweben die Fahrer über den Asphalt. Ein Tastendruck genügt, und sie erklimmen ohne jegliche Anstrengung selbst knackige Anstiege. E-Bikes eröffnen ein völlig neues Fahrgefühl. Ein Elektromotor unterstützt jeden Tritt, auf Wunsch entweder nur leicht oder ganz stark. Der Zweirad-Industrie-Verband schätzt, dass aktuell mehr als fünf Millionen E-Bikes auf deutschen Straßen unterwegs sind. Tendenz steigend.

Die Bandbreite an elektrisch unterstützten Fahrzeugen (siehe Übersicht unten) wächst. Senioren flitzen lässig zurückgelehnt auf E-Dreirädern übers Land – und der Postbote surrt neuerdings mit einem Dreirad-Scooter durch Wohngebiete.

Elektromobil: Vorteile für Ältere

Ältere profitieren besonders vom Elektromobil-Boom. Nie zuvor war es für sie so einfach, relativ umweltfreundlich und mühelos von A nach B zu gelangen, ohne Parkplatzsorgen. Aktiv sein, selbst bestimmen, wann man wohin fährt. Nicht länger zu Hause sitzen, sondern sich auf einen Cappuccino in der Stadt verabreden. Die Minimobile können den Aktionsradius enorm erweitern! Auch Scooter – sie gehören zu den Krankenfahrstühlen – gibt es in immer pfiffigerer Aufmachung. Geländegängige Reifen für Forstwege? Kein Problem. Italienischer Chic? Korallenrote dreirädrige Exemplare erinnern an klassische Roller.

Dass es sich lohnt, Neues auszuprobieren, weiß der Geriater Dr. Walter Swoboda. Als er mit seinem damals 96-jährigen Vater, der ebenfalls Walter heißt, im Nordseeurlaub auf einen Scooter-Verleih stieß, wurde der Senior neugierig und entschied sich spontan zu einer Probefahrt "Mein Vater war sofort begeistert, endlich konnte er trotz Handicap längere Strecken meistern, ohne sich dafür ins Auto zu setzen", erinnert sich Walter Swoboda, der das Geriatriezentrum der Main-Spessart-Klinik in Marktheidenfeld leitet. Gleich zu Hause besorgte sich Vater Swoboda einen Scooter. Mit ihm stromert er täglich durch Fußgängerzonen und auf Forstwegen durch den Wald.

Ausgiebig Probe fahren

Wer so wie Vater Swoboda von schwerer Arteriosklerose in den Beinen geplagt ist, wem Kraft, Motorik und Reaktionsschnelligkeit zunehmend verloren gehen, für den können Scooter eine gute Wahl sein. "Ein gepolsterter, drehbarer Sitz, eine gute Rundumsicht, ein leicht zu bedienender Gashebel – selbst Gebrechliche kommen damit sehr gut zurecht", meint Ulrich Trojer, Ergotherapeut und Mobilitätsberater aus München. Die Kasse bezuschusst oder übernimmt die Kosten für die Ministromer bis 6 km/h mit entsprechendem Arztrezept.

Ob Scooter, E-Bike oder Roller: Wie findet man heraus, was passt? Eine wichtige Orientierung gibt der Hausarzt. Ob nachlassende Kraft in den Beinen oder Probleme mit dem Gleichgewicht: "Der Arzt kann durch Tests herausfinden, in welchen Bereichen Ältere Unterstützung benötigen", sagt Geriater Swoboda. In einem nächsten Schritt raten Experten, sich in Fahrradgeschäften, im Fachhandel für Elektromobile oder in Sanitätshäusern umzuschauen. "Fragen Sie nach: Mit welchen Lösungen kommen andere Ältere, die ähnliche gesundheitliche Probleme haben, gut zurecht?", schlägt Trojer vor. Wichtig sei es, viele Modelle in Ruhe zu testen.

Dazu rät auch der E-Bike-Experte Rudolf Thoma aus Sauerlach bei München. Er verkauft Älteren derzeit vor allem E-Dreiräder. "Jedes hat eine eigene Geometrie, jedes fährt sich anders – und nicht für jeden eignet sich ein Dreirad", sagt er und macht Mut, auf eine Probefahrt vorbeizuschauen.

Elektromobile im Überblick

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Pedelec

Das kann es: lange Radtouren und Anstiege meistern, ohne ins Schwitzen zu kommen. Ein Motor unterstützt jeden Tritt, je nach gewählter Stufe bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h.

Ideal für: routinierte Rad­fahrer, die es sich leichter machen wollen.

Varianten: Pedelecs gibt es als City-, Trekking-, MTB-, Kompakt- oder Faltradvariante. Mittlerweile sieht man auch immer mehr Rennräder und Gravelbikes (Rennradgeometrie mit geländegängigen Reifen) als E-Variante. Sie sind zulassungsfrei.

Führerschein: nein.

Das kostet es: ab 2000 Euro.

Unterwegs: Fahrer nutzen die gängigen Wege und Straßen. Mitnahme in Bus oder Bahn? Erkundigen! Fahrradträger am Auto muss für Pedelec geeignet sein.

Darauf achten: tiefer Durchstieg bei Gelenkproblemen. Helm tragen. Vorab zum Fahrsicherheitstraining.

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E-Scooter

Das kann er: Ausflug, Shoppingtour. Scooter schaffen  Strecken von bis zu 70 Kilometern.

Ideal für: Ältere, die sich das Radfahren nicht mehr zutrauen oder nach einem Autoersatz suchen.

Varianten: Scooter bis 6 km/h mit vier Rädern gelten als Krankenfahrstühle, die Kassen übernehmen die Kosten oder stellen ein Leihmobil, Arztrezept erforderlich. Kennzeichen, Betriebserlaubnis bei schnelleren als 6 km/h.

Führerschein: nein.

Das kostet er: hochwertige mit guter Ausstattung bis 6 km/h ab ca. 2000 Euro.

Unterwegs: auf Gehwegen, in Fußgängerzonen bis 6 km/h. In Bus, Bahn? Fragen.

Darauf achten: Akku verbleibt am Scooter, Lademöglichkeit zu Hause checken.

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E-Dreirad

Das kann es: bequem für kurze Fahrten wie zur Apotheke oder zum Supermarkt.

Ideal für: aktive Ältere, die Unterstützung beim Gleich­gewicht benötigen.

Varianten: Experten empfehlen Modelle mit zwei Rädern hinten. Ein niedriger Schwerpunkt verbessert die Kippstabilität. Beliebt: auf Sesseldreirädern bequem zurückgelehnt sitzen, nach vorn pedalieren.

Führerschein: nein.

Das kostet es: ab 3000 Euro.

Unterwegs: überall dort, wo Radfahren erlaubt ist. Aus Platzgründen Mitnahme in Bussen und Bahnen oft tabu.

Darauf achten: Dreiräder haben andere Fahreigenschaften als Zweiräder. Gut beraten lassen, viele Varianten. Probe fahren. Ein Sicherheitstraining ist ratsam.

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E-Roller

Das kann er: Ausflüge in die Stadt, ohne Parkplatz­sorgen. Akku reicht, je nach Modell, für Strecken von bis zu 60 Kilometern.

Ideal für: Senioren, die an das Fahren mit dem Roller gewöhnt sind – und über die nötige Reaktionsschnelligkeit im Straßenverkehr verfügen.

Varianten: Gut für manche sind dreirädrige, relativ kippstabile Modelle bis 25 km/h; es gibt auch mofaähnliche Zweiräder. Kennzeichen und Betriebserlaubnis erforderlich.

Das kostet er: ab 2000 Euro.

Führerschein: ja, nachfragen.

Unterwegs: nur auf Straßen; bis 25 km/h auch auf Radwegen mit Mofazeichen.

Darauf achten: Helmpflicht. Sitz sollte verstellbar sein. Akku herausnehmbar für leichteres Laden? Gute Lichtanlage. Praktisch: abschließbarer kleiner Kofferraum.

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Kabinenscooter

Das kann er: für kurze Fahrten, etwa zum Einkaufen, Arztbesuche. Karosserie bietet Wetterschutz.

Ideal für: Ältere, die auf Kurzstrecken eine Alternative zum Auto suchen. Schutz vor Wind, Regen und Sonne.

Varianten: ein- oder zweisitzig, 6 oder 15 km/h schnell. Modell muss laut Straßenverkehrsordnung über Gebläse, Scheibenwaschanlage und -wischer verfügen. Betriebs­erlaubnis nötig.

Das kostet er: ab 8000 Euro.

Führerschein: in der Führerscheinstelle erkundigen.

Unterwegs: nur für Straßen mit ebenem Belag.

Darauf achten: gute Einweisung mit Übungsfahrten auf gewohnten Strecken. Intuitive Bedienung. Kleine Hindernisse wie Bürgersteige sollte der Scooter kippsicher bewältigen.

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E-Tandem

Das kann es: gemütlich zu zweit nebeneinander Rad fahren und plaudern. Beide treten, unterstützt durch einen Hilfsmotor. Die fittere Person lenkt. Leichtes Einsteigen durch drehbare Sitze.

Ideal für: Ältere, die locker in die Pedale treten und nicht (mehr) allein Rad fahren möchten.

Varianten: Für Ältere gibt es auch stabile Dreiradmodelle, bei denen die Fahrer klassisch hintereinander sitzen. 

Das kostet es: ab 4500 Euro.

Führerschein: nein.

Unterwegs: überall dort, wo Radfahren erlaubt ist.

Darauf achten: stufenlos einstellbare Sitzposition, bequeme und gepolsterte Sitze. Gute Hersteller bieten einen einschaltbaren Freilauf: Damit kann der Fahrer bestimmen, ob der Beifahrer mittritt oder nicht. Auf Wendigkeit achten.