Gesund in den Urlaub: Reisen ohne Strapazen

Endlich angekommen: Fliegen ist zwar meist die schnellste, aber nicht immer die angenehmste Art zu reisen
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Reisekrankheit, auf Englisch "Motion Sickness", wird durch Bewegung verursacht. Sie ereilt uns als Mitfahrer im Auto oder Bus, als Passagier im Flugzeug – und am heftigsten in Form von Seekrankheit auf dem Wasser. "Auf Segelschiffen werden an den ersten Tagen bis zu 90 Prozent der Passagiere seekrank", sagt Dr. Bettina Vahlbruch, Reisemedizinerin und Kreuzfahrtärztin aus Lippstadt. Nach spätestens drei Tagen habe sich der Körper angepasst.
Die Symptome sind Kopfschmerz, Schwindel und Erbrechen, kalter Schweiß und Muskelschmerzen. Doch wie entsteht Reisekrankheit? "Das Gehirn erhält widersprüchliche Signale", sagt der Apotheker und Arzt Dr. Martin Fischer aus Essen. Das Auge sieht zum Beispiel im Zug die schnell vorbeiziehende Landschaft, die Muskelrezeptoren spüren aber keine Bewegung. "Fahrzeugführern wird in der Regel nicht schlecht, da sie am Steuer sitzen, Kurven oder Wellen voraussehen und mit den Bewegungen mitgehen", erklärt Expertin Vahlbruch.
Das hilft bei akuter Reisekrankheit
Im akuten Fall hilft Kaugummi mit Dimenhydrinat, der in der Apotheke rezeptfrei erhältlich ist. Der Wirkstoff kann auch als Dragee, Kapsel oder Sirup geschluckt werden. Pflaster mit Scopolamin sind verschreibungspflichtig und nur für Erwachsene zugelassen. Lassen Sie sich am besten in der Apotheke beraten.
Beide Wirkstoffe machen müde und benommen und sind für Fahrzeugführer sowie für Patienten mit Prostataproblemen und grünem Star nicht geeignet.
Ingwer als natürliche Alternative
Kinder bis drei Jahre sollten Dimenhydrinat nur exakt dosiert und auf keinen Fall gegen Brechdurchfall oder fieberhafte Infekte erhalten. Laut Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker besteht der begründete Verdacht, dass es sonst schwere Nebenwirkungen wie Krampfanfälle verursachen kann.
Als natürliches Mittel gegen Reiseübelkeit halten manche Experten Ingwer für wirksam – als Tee, Kapsel oder Dragee. Ausreichend wissenschaftlich belegt ist der Effekt allerdings nicht. Gleiches gilt für die vorbeugende Einnahme von Vitamin C.
Schwere Beine vermeiden und Thrombose-Risiken minimieren
Stillstand mag auf Reisen niemand. Nicht auf der Straße – und auch nicht in den Blutgefäßen. Doch die werden durch das lange Sitzen stark beansprucht. "Für Menschen mit Venenproblemen kann es sinnvoll sein, vorbeugend Stütz- oder Kompressionsstrümpfe zu tragen", sagt Vahlbruch. Dies sollte vorab mit dem Arzt besprochen werden, genauso wie vorbeugende Medikamente.
Auch Flüssigkeit ist wichtig, damit das Blut nicht eindickt. Am besten eignet sich Wasser oder eine Schorle. "Tomatensaft im Flugzeug lieber ohne Wodka bestellen", empfiehlt Apotheker Fischer. Alkohol weitet die Gefäße, das Blut kann nicht so gut zirkulieren.
Bei Vorerkrankungen den Arzt fragen
Generell sollten Urlauber mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel eine geplante Reise mit dem Arzt besprechen, insbesondere Menschen, die bereits eine Thrombose hatten.
Wer schwache Venen hat und deshalb zu dicken Beinen neigt, kann Stützstrümpfe tragen. "Generell gilt: So oft wie möglich aufstehen und ein paar Schritte gehen", rät Fischer. Er empfiehlt zudem lockere Kleidung ohne einengende Elemente wie etwa eine Gürtelschnalle, die in den Bauch drückt.
Verkühlt! Das schützt vor der Klimaanlage
Auch wenn es bei Abfahrt und Ankunft heiß ist: Unterwegs wird es wegen der Klimatisierung oft sehr kühl", warnt Apotheker Fischer. Er empfiehlt Oberteile mit langen Ärmeln, Kragen und nicht zu weitem Ausschnitt. Idealerweise sei ein Halstuch im Handgepäck.
Wen es kalt erwischt, dem droht ein steifer Hals. Salben und Tinkturen mit Arnika oder Cayennepfeffer können Verspannungen lindern.
Druckausgleich erleichtern mit Nasenspray
Wessen Schleimhäute generell häufig geschwollen sind, der kann Start und Landung als sehr unangenehm empfinden. "Der Druckausgleich zwischen Nase und Ohr funktioniert dann nicht richtig", sagt Fischer. Er rät im akuten Fall zu einem abschwellenden Nasenspray.
"Wer nach dem Flug schnupft und niest, hat meistens gar keinen Infekt", sagt Reisemedizinerin Vahlbruch. Vielmehr setze die trockene Luft den Schleimhäuten zu. Sprays mit Meerwasser helfen; künstliche Tränen befeuchten trockene Augen. Salbeibonbons lindern Halskratzen und Heiserkeit, ebenso Pastillen mit Isländischem Moos.
Trockene Haut sollte man unterwegs regelmäßig einschmieren. Lippen, Gesicht und Hände sind am schnellsten betroffen.