Rauchstopp: Hilfe aus der Apotheke

Weg mit der Kippe: Hilfe bei der Entwöhnung bieten Apotheken und spezielle Entwöhnungkurse
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Nach fünf Jahren ist ein Kleinwagen drin. So viel lasse sich bei einer Schachtel täglich durch den Rauchverzicht einsparen. Damit spornt Jan Weber künftige Nichtraucher an. Der Apothekeninhaber aus Salzgitter gibt unter anderem Raucherentwöhnungskurse. Einer seiner Tipps: "Bevor Sie eine Zigarette anzünden, schreiben Sie auf, warum Sie gerade jetzt rauchen wollen." Allein durch das Nachdenken lasse der spontane Impuls oft nach.
Der Glaube an die eigene Unverwundbarkeit
Dass Rauchen der Gesundheit schadet, weiß jeder. "Leider beziehen viele Raucher dieses Wissen nicht auf sich selbst", sagt Professor Stephan Mühlig, Psychologe und Suchtforscher an der Raucherambulanz der Technischen Universität Chemnitz. "Sie unterliegen einer Unverwundbarkeitsillusion und glauben, dass es nur andere trifft. Durch gezielte Beratung können Apotheker viel leisten."
Weber zum Beispiel klärt junge Raucherinnen, die mit der "Pille" verhüten, regelmäßig über ihr dadurch stark erhöhtes Thromboserisiko auf. Auch Raucher, die Rezepte über Blutdrucksenker, Diabetesmedikamente oder bronchienerweiternde Mittel einlösen, spricht er gezielt auf die Wechselwirkungen mit ihrer Sucht an.

Jan Weber, Apothekeninhaber aus Salzgitter, unterstützt Patienten bei der Raucherentwöhnung
© W&B/Mario Wezel
Jeder zweite Raucher ist nicht nur psychisch, sondern auch körperlich vom Glimmstängel abhängig. "Ein Nikotinersatz kann die Entzugserscheinungen lindern", sagt Mühlig. Von einem langsamen Ausstieg hält der Psychologe nichts. "Entscheidende gesundheitliche Effekte sind nur mit totaler Abstinenz zu erreichen." Zur Entwöhnung gibt es Nikotin in verschiedenen Formen: "Kurz wirksame Mittel wie Kaugummis, Lutschtabletten und Mundsprays eignen sich für Gelegenheitsraucher", sagt Weber.
Im Herdentrieb durch den Entzug
Stärkeren Rauchern empfiehlt er Nikotinpflaster, die den Wirkstoff langsam über die Haut abgeben und die Konzentration im Blut konstant halten. "Sehr starke Raucher können beides kombinieren." Die zugeführte Nikotindosis orientiere sich an der Zahl der zuvor konsumierten Zigaretten und würde innerhalb von zwölf Wochen allmählich gesenkt. Weber: "Wegen der gefäßverengenden Wirkung darf man während einer Nikotinersatztherapie nicht rauchen."
Nach einem verhaltenstherapeutischen Entwöhnungskurs wie in der Chemnitzer Raucherambulanz sind etwa 90 Prozent der Kandidaten rauchfrei. "Aber innerhalb eines Jahres wird etwa die Hälfte wieder rückfällig", sagt Mühlig.
Vor allem abends und beim Konsum von Alkohol lasse die Kontrolle nach. Auch psychische Krisensituationen bergen ein hohes Rückfallrisiko. Mühlig: "Die Teilnehmer sollten sich deshalb im Vorfeld mit kritischen Situationen vertraut machen und Strategien für den Umgang damit entwickeln."
Sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen
Raucher, die es auf eigene Faust versuchen, scheitern dagegen zu 95 Prozent innerhalb eines Jahres. "Wer es alleine nicht schafft, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen", rät Mühlig.
In Kursen lernen die Teilnehmer, auslösende Reize zu reduzieren, und üben neue Verhaltensweisen ein. Sie belohnen sich für ihre Erfolge und motivieren sich gegenseitig zum Durchhalten. Viele Apotheken bieten ebenfalls solche Gruppentreffen an. Bei Weber beträgt die Erfolgsquote dabei etwa 50 Prozent. Bei jedem Zweiten wäre also ein Kleinwagen drin.