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Mit 35 Jahren ist Moritz Hürtgen bereit, endlich alt zu werden – aber bitte so gut wie möglich. Der Ex-Chefredakteur des Satiremagazins Titanic testet für die Apotheken Umschau ab sofort Dinge, die sein Leben hoffentlich verlängern – sei es Fitness im Wald oder Nüsse essen wie ein Eichhörnchen. Im ersten Teil quält er sich mit kalten Duschen.

Im Januar bin ich 35 Jahre alt geworden. Wenn hinten eine fünf steht, wird aufgerundet. Im Prinzip bin ich also bereits 40. Meine Töchter sind fünf Jahre und elf Monate alt. Sie sind jung, ich bin alt und fühle mich gesegnet. Kinder erleichtern es einem ungemein, die eigene Jugend fahren zu lassen. Mit zwei Rotznäschen habe ich nun stets Taschentücher dabei – ich kann problemlos eines zücken und meiner Adoleszenz hinterherwinken. Schnief, es war schön, aber es ist vorbei.

Gesundheit als Schlüssel zum gesunden Altern

Ich konzentriere mich jetzt aufs Altern und will es weit darin bringen. Sicher: Ein aufgerundet 40-Jähriger wird von jenen, die schon ins Rentenalter vorgedrungen sind, als blutiger Anfänger belächelt. Aber es ist noch kein Greis vom Himmel gefallen! Man braucht Geduld, Ausdauer und Glück. Der letztgenannte Faktor hat einen skandalös großen Einfluss auf die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Altern: die Gesundheit. Natürlich kann man dem Glück unter die Arme greifen: zur Vorsorge gehen und auf dem Weg dorthin am Zebrastreifen links, rechts, links gucken. Mit dem Rauchen aufhören. Man kann sich gesund ernähren und je nach Studienlage jeden Tag ein Glas Rotwein oder kein Glas Rotwein trinken. Zwischendurch auf der Yogamatte in unbequemen Posen still halten.

Wer wie ich gerne Verbrauchermagazine schaut, auf den prasseln täglich Gesundheitstipps ein, die einen, so wie ich das sehe, nicht jung halten, sondern beim erfolgreichen Altern helfen. Bewegung, Ernährung, Meditation – ein Trend jagt den nächsten. Und althergebrachte Rezepte gibt es auch unzählige. Ich will sie alle am eigenen Leib testen und künftig an dieser Stelle davon berichten.

Positive Effekte durch kaltes Duschen nicht ausreichend belegt

In meinem Bekanntenkreis gibt es zum Beispiel höhere Semester, die aufs kalte Duschen schwören. Und zwar direkt nach dem Aufstehen. Das sei gesund, sagen sie, und man gewöhne sich rasch an die tägliche Tortur. Eine kurze Recherche ergibt, dass zwar Hinweise auf positive Effekte dieser Wasserfolter vorliegen, ausreichend belegt sei aber nichts. Wer morgens verpennt in den Eisregen tritt, muss dran glauben. Und der Glaube versetzt bekanntlich Eisberge.

So ging ich kürzlich mit mir selbst ins Gebet und nahm mir vor: eine Woche lang jeden Morgen kalt duschen. Mitten im heißen Sommer geht das, dachte ich. Falsch gedacht! Schon am ersten Tag war das Experiment für mich beendet. Im Moment, wo das kalte Wasser auf meinen Brustkorb fällt, falle ich vom Glauben an jeden positiven Effekt ab. So fromm werde ich nicht mehr, dass ich diese Selbstkasteiung ertrage. Ich habe mir nun aber angewöhnt, am Ende meiner Duschvorgänge die Füße kalt abzubrausen. Vielleicht bringt das ein paar Minuten mehr am Lebensende ein. Und es gibt ja noch vieles, das man für ein langes, gesundes Leben tun kann. Mal schauen, was ich als Nächstes probiere.