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Zu einem glamourösen Event gehört ein festliches Outfit. Dazu zählen für viele Frauen auch High Heels. Auf solche grazil aussehenden Pumps mit Absätzen von um die zehn Zentimetern stöckelte auch Emily-in-Paris-Star Lily Collins am Set der Netflix-Erfolgs-Serie – unlängst klagte sie in der „Tonight Show“ von Jimmy Fallon darüber, wie sehr sie unter dem häufigen Tragen von High Heels am Filmset litt. Ein Podologe habe ihr täglich die Füße richten müssen.

So wie ihr ergeht es vielen. Wobei Beschwerden nicht nur an den Füßen auftreten können. Sollten Frauen also besser auf Schuhen mit extrem hohen Absätzen verzichten?

Frau beim Seilspringen, Frau die mit High-Heels umknickt

Bänderriss am Sprunggelenk

Mit dem Fuß umgeknickt? Der Knöchel tut weh, wird dick und blau? Ursache könnte ein Bänderriss am Sprunggelenk sein – eine der häufigsten Sportverletzungen. Mehr zu Symptomen, Diagnose und Therapie zum Artikel

Warum überhaupt High Heels?

High Heels sind oft Teil eines Outfits, das schick, extravagant und elegant sein soll. Frauen wirken mit Stöckelschuhen häufig schlanker und größer. Ein weiterer Grund, warum Frauen auf solche hochhackigen Schuhen setzen – obgleich sie wissen, dass damit Beschwerden einhergehen können – ist offenbar, dass sie dadurch womöglich als attraktiver wahrgenommen werden. Das jedenfalls wollen amerikanische Wissenschaftler herausgefunden haben.

Sind alle High Heels schlecht für die Gesundheit?

Es gibt inzwischen High Heels mit einer integrierten orthopädischen Einlegesohle. „Sie zeichnen sich durch ein vergleichsweise bequemes Fußbett und eine verstärkte Fersenkappe aus“, sagt Dr. Mellany Galla, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in Hannover. Eine breitere Vorderseite bei diesen High Heels sorgt dafür, dass die Zehen mehr Platz haben als in herkömmlichen High Heels. Das alles kann beim Gehen für mehr Halt sorgen.

„Das heißt aber nicht, dass bei High Heels mit einer integrierten orthopädischen Einlegesohle per se keine gesundheitlichen Beschwerden drohen“, stellt Galla, die zertifizierte Fuß- und Sprunggelenkchirurgin ist, klar. Denn egal, ob die High Heels eine orthopädische Einlegesohle haben oder nicht: Die Füße mit der Ferse hoch oben auf dem Absatz sind völlig unnatürlich positioniert. Das Körpergewicht verlagert sich auf den Vorderfuß. „Da kann es schnell passieren, dass man mit dem Fuß umknickt, stürzt und schlimmstenfalls in die Notaufnahme muss“, sagt Galla.

Zu welchen Beschwerden oder Folgeschäden kann das Tragen von High Heels führen?

Abgesehen von Blasen und Druckstellen an den Füßen können hochhackige Schuhe zu diesen Problemen führen:

  • Rücken- und Nackenschmerzen: „Durch die hohen Absätze gerät der Körper in eine Hohlkreuz-Haltung, das Becken kippt nach vorne“, erläutert Galla. Die natürliche Ausrichtung der Wirbelsäule verändert sich. Die Folge davon können Rücken- und Nackenschmerzen sein.
  • Knieprobleme: Beim Balancehalten auf hohen Absätzen werden die Knie stärker beansprucht. Das verschleißt die Knorpelmasse im Knie und kann mittel- bis langfristig zu einer schmerzhaften Kniearthrose führen, die mit einem Steifigkeitsgefühl und Bewegungseinschränkungen einhergeht.
  • Probleme der Wadenmuskulatur: Weil auf High Heels die Ferse unnatürlich erhöht ist, wird die Wade nicht genügend durchgestreckt. Das geht mit dem Risiko einher, dass sich auf Dauer die Wadenmuskulatur verkürzt.
  • Venenprobleme: Durch die unnatürliche Positionierung der Füße in High Heels besteht die Gefahr, dass der Blutfluss in den Venen behindert ist. Die Folge davon können Krampfadern und andere Durchblutungsstörungen sein.
  • Probleme der Zehen: Die Füße sind in den hochhackigen Schuhen unnatürlich gelagert und oft zudem im Schuhwerk regelrecht eingequetscht – dadurch kann es zu einem Ballenzeh (Hallux valgus) kommen. Das ist eine Fußfehlstellung, bei der die Großzehe (Hallux) zur Körperaußenseite hin (Valgusstellung) dauerhaft in Schräglage verharrt und sich so den benachbarten Zehen annähert. Ein beginnender Hallux valgus lässt sich daran erkennen, dass die große Zehe sich den mittleren Zehen annähert und sich an der Fußinnenseite eine Wölbung zeigt. Dann sollte man eine Orthopädin oder einen Orthopäden zu Rate ziehen, vor allem, wenn die Zehen beim Berühren schmerzen und sich darüber hinaus eine Schleimbeutelentzündung am Fuß entwickelt hat. Auch sogenannte Hammer- und Krallenzehen können durch High Heels entstehen, wenn die Zehen vorne an die zu engen und spitzen Schuhe stoßen und sich verkrümmen.

Kann man hin und wieder bedenkenlos High Heels tragen?

„Ja, ab und zu für kurze Zeit High Heels zu tragen, ist möglich, ohne dass es zu gesundheitlichen Folgeschäden kommt“, sagt Galla. Ihr Tipp: ein zweites Paar Schuhe, das flach und bequem ist, dabeihaben. „So kann man bei einem Event beispielsweise nach dem offiziellen Teil die High Heels ausziehen und die Füße in bequemere Schuhe stecken.“

Man sollte beim gelegentlichen Tragen von High Heels folgende Punkte beachten:

  1. Schon beim Kauf der Schuhe darauf achten, dass die Schuhe eng an den Füßen sitzen. „Denn nur so haben die Füße Halt“, sagt die Reutlinger Podologin Tatjana Pfersich.
  2. „Nach dem Tragen von High Heels unbedingt Dehnübungen mit den Füßen machen“, so Pfersich. Zum Beispiel diese Übung: Sich aufrecht hinknien und das Gesäß langsam auf die Fersen senken. Dabei sollten die Zehen nach hinten zeigen. Um den Fußrücken zu dehnen diese Position für eine Minute halten. Die Übung etwa fünf- bis zehnmal wiederholen.
  3. „Zum Ausgleich für die High Heels ist es auch hilfreich, zwischendurch mal barfuß zu laufen“, sagt Mellany Galla. Das ist zu Hause möglich, aber auch auf eigens dafür angelegten Barfußpfaden. Um den Körper insgesamt wieder in Balance zu bringen, ist zudem regelmäßiges Sporttreiben zielführend. Regelmäßige Fußgymnastik leistet einen Beitrag dazu, dass die Füße fit bleiben.

Um zu verhindern, dass man auf High Heels umknickt und sich dabei verletzt, kann man zusätzlich etwas tun, um das Sprunggelenk stabiler zu machen. Zum Beispiel, indem man regelmäßig beim Zähneputzen auf einem Bein steht oder auch mal auf Zehenspitzen durch die Wohnung läuft. „Solche Übungen können dazu beitragen, dass man weniger schnell umknickt“, so Galla.

Wie kann man die Füße mit Fußgymnastik trainieren?

Es gibt verschiedene Übungen für ein gezieltes Fußmuskeltraining, von dem auch Trägerinnen von High Heels profitieren können. Viele sind einfach und zwischendurch auszuführen. Mellany Galla nennt eine Auswahl:

  • Mit den Zehen am Boden liegende Stifte aufheben.
  • Die Zehen spreizen.
  • Im Stehen die Fersen anheben und beim Absetzen den Vorfuß nach oben ziehen.
  • Im Sitzen barfuß einen Ball, etwa einen Tennisball, unterhalb der Fußsohle hin- und herbewegen.
  • Und zum Abschluss eine kleine Fußmassage: Den einen Fuß in die Hand nehmen und kneten, anschließend jeden einzelnen Zeh mit Daumen und Zeigefinger von unten nach oben drehen – vergleichbar mit dem Lockern einer Schraube. Jetzt die Faust kräftig ins Fußgewölbe drücken und die Faust vor- und zurückrollen. Dieses Vorgehen nun beim anderen Fuß wiederholen.

Quellen: