Wie Sie Falschnachrichten erkennen und Fakten selbst prüfen können
Im Internet kursieren Falschnachrichten auf unterschiedlichen Wegen: Nutzer verbreiten sie in sozialen Medien, Freunde und Verwandte leiten sie vielleicht unwissentlich per Messenger wie WhatsApp weiter. Und auch so manche Anzeige im Internet kann ein Betrugsversuch sein. Wir zeigen, wie Sie seriöse Meldungen erkennen können und wie Sie Menschen überzeugen können, die Falschnachrichten verbreiten.
So erkennen Sie Falschnachrichten
Seien Sie kritisch
Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen schickt. Das rät unter anderem Psychologin Lea Frühwirth vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS). Die Denkfabrik beschäftigt sich unter anderem mit Verschwörungsideologien und Desinformation. „Man sollte sich bewusst sein, dass man aktuell in sozialen Medien damit rechnen muss, mit verzerrten, irreführenden oder erfundenen Behauptungen konfrontiert zu werden“, sagt Frühwirth. „Eine gesunde Grundskepsis hilft, nicht darauf hereinzufallen und zur Verbreitung beizutragen.“
Achten Sie auf reißerische Formulierung oder emotionale Sprache. Zum Beispiel, wenn Nachrichten eine Drohkulisse aufbauen oder Empörung auslösen. Solche Texte sollen dazu führen, dass die Nachricht öfter geteilt wird. Es gilt: Je emotionaler, desto kritischer sollten Sie werden. Auch bei Meldungen, die zu gut sind, um wahr zu sein, sollten Sie aufpassen. Wie bei Methoden, mit denen man angeblich einfach viel Geld verdienen kann.
Prüfen Sie den Urheber
Wenn Sie eine Nachricht in den sozialen Medien sehen, öffnen Sie das Profil des Urhebers. Hier können Sie mehr über die Person erfahren und zum Beispiel auch politische Gesinnungen ableiten.
Prüfen Sie die Quellen
Achten Sie auf die Quellen der Nachricht. Hat sie überhaupt welche? Handelt es sich um eine seriöse Nachrichtenseite oder ein unabhängiges Forschungsinstitut? Berichten auch andere Medien über die Nachricht?
Seriöse Internetseiten haben zudem für gewöhnlich ein Impressum. Ist die Internetseite nur auf Deutsch verfügbar, sollte das Impressum idealerweise auch auf eine Adresse in der DACH-Region verweisen, also in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Nutzen Sie Faktencheck-Seiten
Es gibt verschiedene Internetseiten, die Meldungen auf Fakten prüfen. Bekannt sind zum Beispiel der ARD-Faktenfinder, Correctiv, Mimikama oder der Faktencheck der Nachrichtenagenturen dpa oder AFP.
Falls Sie sich unsicher sind, können Sie im Internet nach der Nachricht suchen und als einen zusätzlichen Suchbegriff den Namen einer Faktencheck-Seite eingeben. So finden Sie vielleicht eine Seite, die das Thema schon behandelt hat. Google bietet zudem das sogenannte Google Fact Check Tool, mit dem Sie nach Fakten zu bestimmten Themen suchen können.
Auf der Internetseite des International Fact-Checking Networks finden Sie zudem eine Auflistung von Faktchecking-Organisationen verschiedener Länder. Klicken Sie hier, um zur Seite zu gelangen.
Recherchieren Sie selbst
Jede und jeder kann selbst recherchieren. Wenn Sie zum Beispiel per WhatsApp einn Bild mit einem Zitat erhalten, können Sie nach diesem Zitat selbst im Internet suchen. Tippen Sie es zum Beispiel in eine Suchmaschine ein und prüfen Sie, ob Sie eine oder sogar mehrere seriöse Quellen finden, die über eine Aussage oder ein Ereignis berichten.
Auch Fotos können Sie selbst prüfen. Verschiedene Suchmaschinen bieten eine sogenannte Bilder-Rückwärtssuche an, zum Beispiel Google, Bing, Tineye oder Yandex. Ziehen Sie das entsprechende Bild in die Suchleiste. Machen Sie eventuell vorher ein Bildschirmfoto des Bildes oder von auffälligen Auschnitten. Auf Smartphones können Sie auch die App Google Lens installieren und nach dem Bild suchen lassen. Die App sucht im Internet nach dem Bild und zeigt gegebenenfalls Nachrichten- oder Faktencheckseiten.
So erkennen Sie Inhalte von einer künstlichen Intelligenz
Es kann schwierig sein, Inhalte zu erkennen, die von einer künstlichen Intelligenz (KI) erstellt wurden. Doch es gibt einige Dinge, auf die Sie achten können:
Bilder
Schauen Sie bei Bildern auf die Hände. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen in KI-Bildern zu viele, zu wenige oder verformte Finger haben. Auch in anderen Bereichen wie im Gesicht kann es auffällige Fehler geben: Asymmetrien, Anatomiefehler, generell falsche Proportionen oder unerklärliche Artefakte. Zudem können Bilder einer KI zu perfekt aussehen: Zum Beispiel kann die Haut von Menschen zu glatt erscheinen. Im Zweifel nutzen Sie eine Bilder-Rückwärtssuche, um den Ursprung eines Bildes zu finden.
Tonaufnahmen
Bei Tonaufnahmen können künstliche Sprechweise oder ungewöhnliche Pausen und Betonungen ein Hinweis auf einen KI-Inhalt sein. Manche Betonungen und Aussprachen können komisch klingen oder verzerrt sein. Auch fehlt Stimmen aus einer KI die emotionale Tiefe, die menschliche Sprecher haben.
Video
Achten sie bei Videos auf unnatürliche Bewegungen, falsche Lichtverhältnisse oder – wie auch bei Bildern – auf unnatürliche Proportionen. Zudem passt womöglich die Gesichts- und Lippenbewegung nicht zum Ton. Achten Sie auch auf Bildfehler.
Texte
KI-generierte Texte sind oft an wiederkehrenden stilistischen Mustern und einem gleichmäßigen Ton erkennbar. Sie neigen dazu, logische Fehler oder inhaltliche Inkonsistenzen aufzuweisen und können ungenaue oder erfundene Fakten enthalten. Zudem fehlen häufig persönliche Anekdoten oder emotionale Nuancen, die typisch für menschliche Autoren sind. Perfekte Grammatik und eine übermäßig formelle Sprache sind weitere Hinweise.
Der Absatz, den Sie gerade gelesen haben, wurde übrigens mithilfe einer KI erstellt. Es gibt verschiedene Programme, die KI-generierte Inhalte erkennen sollen. Ein kostenloses ist ZeroGPT.
Wer steckt hinter Falschnachrichten?
Wer hinter Falschnachrichten steckt, lässt sich nicht immer genau sagen. Es könne sich zum Beispiel um gezielte Desinformationskampagnen handeln, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen, erklärt Psychologin Frühwirth. „Typische Beispiele dafür sind staatliche Akteure wie Russland oder China, die Haltung und Verhalten in anderen Gesellschaften zu eigenen Gunsten beeinflussen wollen und dazu bewusst Falsches oder Irreführendes verbreiten.“
Warum fallen Menschen auf Falschnachrichten rein?
Es gibt unterschiedliche Gründe und Motive, warum Menschen Falschnachrichten glauben und verbreiten. Manche vertrauen der Nachricht und möchten andere in bestem Gewissen informieren. Falschnachrichten zu verbreiten, könne dabei jedem von uns passieren, erklärt Frühwirth. „Tatsächlich sollten wir diese Anfälligkeit als menschliche Eigenschaft anerkennen und einkalkulieren“, so die Psychologin. „Denn gerade irreführende Inhalte, die dem eigenen Weltbild entsprechen, werden weniger genau geprüft – und rutschen dann vielleicht doch mal durch.“
Andere Menschen wüssten vielleicht, dass die Nachricht an sich falsch ist – glauben aber an die Kernaussage. Zudem gebe es Gemeinschaften, „die ihre Betrachtung der Gesellschaft stark auf widerlegte Falschbehauptungen stützen, etwa auf extreme Behauptungen zur Corona-Schutzimpfung“, sagt Frühwirth. „Daran können Gruppenzugehörigkeiten, sozialer Anschluss und ein positives Selbstbild hängen, die verlorengehen würden, wenn man sich davon löst.“
Was kann ich tun, wenn ich Falschnachrichten entdecke?
Wenn Sie Falschnachrichten oder betrügerische Anzeigen auf sozialen Medien finden, können Sie sie melden: Alle großen Plattformen bieten entsprechende Funktionen.
Was tun, wenn Freunde oder Bekannte eine Falschnachricht schicken?
Wenn ein Chat-Partner auf eine nachweislich falsche Nachricht hinweist, sollten Sie die Person nicht abwerten. „Jede und jeder fällt mal auf etwas herein, was sich später als falsch herausstellt“, sagt Psychologin Frühwirth. „Stattdessen kann man Kontext anbieten, weshalb man diese Meldung so nicht glaubt.“ Fragen Sie zum Beispiel nach Quellen oder suchen Sie nach seriösen Quellen zum Thema.
Was kann ich tun, wenn sich jemand nicht überzeugen lässt?
Wenn jemand trotz widerlegter Behauptungen auf seiner Meinung beharrt, sei das erstmal nichts Ungewöhnliches. „Es ist natürlich verständlich, dass Menschen das Infragestellen des eigenen Weltbilds in der Regel wenig angenehm finden“, sagt Frühwirth. „Eine Reaktion würde ich von der Situation, dem Inhalt, der Beziehung zum Gesprächspartner und den eigenen Zielen abhängig machen.“
Es mache zum Beispiel einen Unterschied, ob jemand nur einmal oder täglich solche Nachrichten schicke. Achten Sie dabei auf Ihre eigenen Grenzen und erwarten Sie nicht, jemanden sofort zu überzeugen. Frühwirth rät zu einem neugierigen und freundlichen Umgang auf persönlicher Ebene. Wenn nötig, sollten Sie aber konkrete Grenzen setzen. Besonders auf eine Sache sollte Sie aber achten: „Wo Menschenverachtung und Diskriminierung transportiert werden, sollte Schluss sein.“
Quellen:
- Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Woran Sie Falschmeldungen erkennen können . https://www.bundesregierung.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Meta: Verbreitung von Falschmeldungen verhindern. https://faq.whatsapp.com/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria: Täuschend echt: So erkennen Sie KI-Content . https://www.onlinesicherheit.gv.at/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Bundeszentrale für politische Bildung: #StopFakeNews - Fake News erkennen. https://www.bpb.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Correctiv: Wie erkenne ich Falschmeldungen?. https://correctiv.org/... (Abgerufen am 26.08.2024)