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Das Schlucksystem "altert" wie andere Körpervorgänge auch. So ist es normal, dass der Geruchs- und Geschmackssinn im Alter nachlassen. Der Appetit vergeht.

Da alte Menschen weniger Durst haben, trinken sie meistens auch nicht genug. Dadurch trocknen die Schleimhäute aus, besonders im Mund.

In der späten Lebensphase häufig verordnete Medikamente, zum Beispiel gegen Depressionen, dämpfen die Speichelproduktion zusätzlich.

Antriebslos, mutlos, freudlos: Halten solche Gefühle länger an, könnte eine Depression die Ursache sein.

Was ist eine Depression?

Anhaltend niedergeschlagen, antriebslos, innerlich leer? Die Ursache könnte eine Depression sein. zum Artikel

Schluckversagen ist lebensgefährlich

Willentliche und besonders viele unwillkürlich arbeitende Nerven sowie mehr als 50 Muskelpaare sorgen in einem präzisen Zusammenspiel dafür, dass feste und flüssige Nahrung problemlos die Hürde nach unten nehmen.

Wenn die Steuerzentren im Gehirn oder ausführende Nerven und Muskeln versagen, bleibt der Bissen im Mund liegen oder im Hals stecken, Flüssiges gelangt in Nase, nach außen, vielleicht auch in die Luftwege.

Erreicht Verschlucktes zum Beispiel die Stimmbandebene im Kehlkopf, sprechen Fachleute von "Penetration"; geht es noch weiter hinein, von "Aspiration". Eine Lungenentzündung ist dann nur noch eine Frage der Zeit. Mögliche Hinweise sind Fieber, schneller Puls, flaches Atmen oder Atemnot, blaue Lippen, Schwäche oder Apathie.

Aus Angst, womöglich zu ersticken, verweigern manche Betroffene nach dramatischen Erfahrungen jede weitere Nahrung. Denn nicht immer bringen Hustenstöße Abhilfe; sie können einfach zu schwach sein. Manchmal reagiert ein gebrechlicher Betroffener auch überhaupt nicht (mehr) mit Husten. Dann liegt eine stille Aspiration vor.
Wer es nicht richtig beschreiben kann, zeigt es so:

Hinweise auf eine Schluckstörung, eventuell mit Aspiration:
• Deutlich verlangsamtes Schlucken
• Lange Verweildauer von Speisen im Mund
• Nahrungsreste im Mund, auf der Kleidung
• Wiederholtes Husten und Räuspern nach dem Schlucken
• Verschlucken, Würgen, Atemnot, gerötetes Gesicht, blaue Lippen (Achtung: eventuell besteht Erstickungsgefahr! Leisten Sie Hilfe und rufen Sie den Arzt!)
• Unkontrollierter Speichel- oder Nasenfluss
• Belegte oder kloßige Stimme nach dem Schluckversuch
• Verletzungszeichen in der Mund- und Wangenschleimhaut, auf der Zunge (Fehlbisse)
• Ablehnung von Nahrung und Flüssigkeit
Begünstigend wirken:

Gesichtslähmung (Fazialisparese), etwa mit herabhängendem Mundwinkel
• Vorhandensein einer Kanüle in der Luftröhre (Trachealkanüle nach Luftröhrenschnitt; siehe auch Kapitel "Schlucktherapie")
• Zahnverlust / Zahnersatz
Medikamente, etwa Antidepressiva, Anti-Parkinsonmittel, Kortison oder bestimmte Blutfettsenker

Mögliche Folgen:
Gewichtsverlust
• Mangelernährung, Vitamin- und Mineralstoffmangel, Immunschwäche
• Austrocknung: Trockene, in Falten abhebbare Haut (zum Beispiel an der Stirn), eingesunkene Augen, Mundtrockenheit, Apathie, Verwirrtheit
• Lungenentzündung durch Aspiration beim Verschlucken, wenn keine andere Ursache erkennbar ist (siehe oben)

Berührungswahrnehmungen im Mund und dadurch ausgelöste Reflexe werden schwächer, Lippen- und Mundbewegungen ungezielter. Die Kiefergelenke können versteifen. Alles dies erschwert das Kauen und Schlucken.

Es droht Unterernährung. Sie schwächt die ohnehin schon reduzierte Muskelkraft noch mehr, was sich wiederum ungünstig auf das Schlucken auswirkt – ein Teufelskreis entsteht.

Zudem lässt der Zahnstatus alter Menschen oft zu wünschen übrig. Ohne Zähne oder mit schlecht sitzendem Zahnersatz kann keiner gut kauen, geschweige denn schlucken. "Alterskrankheiten" wie Schlaganfall, Demenz oder auch die Parkinson-Krankheit verschärfen das Problem.

Im weitesten Sinn gehört die Presbyphagie zu den neurologisch bedingten Schluckstörungen (siehe Kapitel "Schluckstörung – Ursachen: Gehirn, Nerven, Muskeln" in diesem Beitrag).

Patienten mit Schluckstörung brauchen gute Pflege und Zuwendung

Patienten mit Schluckstörung brauchen gute Pflege und Zuwendung

Therapeutische Betreuung

In vielen Krankenhäusern, Seniorenheimen, Rehabilitations-Einrichtungen und bei der häuslichen Pflege alter Menschen gehört der richtige Umgang mit Patienten, die an Schluckstörungen leiden, zu den täglichen Aufgaben.

Und weil zwischen Sprechen und Schlucken enge Beziehungen bestehen, sind Schlucktherapeuten (Ernährungs- und Sprachtherapeuten beziehungsweise Logopäden) von Anfang an in die Betreuung eingebunden.

Logopäden und klinische Linguisten kümmern sich um Erkrankte jeden Alters mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Ernährungstherapeuten optimieren alle relevanten Bereiche der Ernährung eines Patienten und helfen bei der Umsetzung der entspechenden Therapien.

Beide Berufsgruppen sind bei der Diagnose und Behandlung von Dysphagie-Patienten wichtige Partner für den Arzt. Wegen der unterschiedlichen Ursachen sind auf der ärztlichen Seite viele Fachgebiete gefragt, von der Hals-Nasen-Ohren (HNO)-Heilkunde mit Phoniatrie (Lehre von den Sprach- und Stimmstörungen) über die Neurologie und Innere Medizin mit ihren verschiedenen Teilgebieten bis zur Geriatrie (Alternsmedizin) oder Psychiatrie.

In unklaren Fällen hilft eine Schluckdiagnostik weiter (siehe Kapitel "Schluckstörung: Diagnose").

Die Schlucktherapie umfasst gezielte Übungen und eine Ernährung, die möglichst genau an die verbliebene Schluckfähigkeit angepasst wird. Hinzu kommen medikamentöse und chirurgische Maßnahmen.

Die Entscheidung über einen Eingriff treffen in der Regel Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten gemeinsam. Infrage kommt mitunter die Spaltung des unteren, seltener noch des oberen ringförmigen Speiseröhrenmuskels (Myotomie), wenn hier nicht anders behandelbare Verkrampfungen die Nahrungspassage behindern.

Ultima ratio ist ein Luftröhrenschnitt, über den eine Atmungskanüle platziert wird, um den Luft- und den Nahrungsweg definitiv voneinander abzutrennen. Dieser Schritt erhöht den Pflegebedarf, und die Anforderungen an die sogar auch hier mögliche Selbsthilfe wie auch Hygiene sind groß, aber zu bewältigen (siehe auch Kapitel "Schlucktherapie" am Ende dieses Beitrags).

Weitere Behandlungswege richten sich nach der jeweiligen Grunderkrankung.