Logo der Apotheken Umschau

Hormonelle Umstellung

Die Achterbahn der Gefühle ist mit Ende der Schwangerschaft nicht vorbei. Nach der Geburt ändert sich der Hormonhaushalt noch einmal rasant: Das sogenannte Schwanger­schaftshormon hCG fällt ab, ebenso verringern sich Östrogene (wie Östradiol) und Progesteron. Etwa 50 bis 80 Pro­zent der Frauen bekommen in den Tagen nach der Geburt den „Baby­-Blues“. Sie weinen viel, sind reizbar, fühlen sich überfordert. Meist gibt sich das von selbst. Wenn nicht, kann eine Wochenbett­depression dahinterstecken – dann unbedingt mit Gynäkologin oder Hebamme da­rüber sprechen. Einige weitere Hormone spielen nach der Geburt eine Rolle: Prolaktin zum Beispiel. Es sorgt für die Bildung der Muttermilch. Oxytocin fördert die Beziehung zwischen Mutter und Kind und unterstützt die Gebärmutter bei der Rückbildung.

Auch Verhütung ist ein hormonell relevantes Thema. Wenn Frauen nicht stillen oder früh abstillen, stellt sich meist vier bis acht Wochen nach der Geburt der Zyklus wieder ein. Bei Stillenden ist der Zeitpunkt unterschiedlich. Die Berliner Gynäkologin Anna Stamm betont: „Die Periode beginnt nach dem Eisprung. Man merkt also nicht, wann man wieder schwanger werden kann.“ Wer nicht direkt ein Geschwisterchen fürs Baby möchte, verhütet also besser konsequent.

Rückbildung der Gebärmutter

Bild

Während der Schwangerschaft und nach der Geburt leistet die Gebärmutter Unglaubliches: Ist das Baby frisch auf der Welt, wiegt sie etwa ein Kilogramm. Zum Ende des Wochenbetts ist sie mit etwa 50 Gramm wieder so schwer wie vor der Schwanger­schaft. Sie nimmt also um das Zwanzigfache zu und wieder ab.

Für Hebamme Susanne Huhndorf aus Hannover ist vor allem die Größe entscheidend. „Kurz vor der Geburt befindet sich die Gebärmutter ein bis zwei Querfinger unter dem Rippenbogen“, erklärt sie, „unmittelbar danach auf Höhe des Nabels.“ Um in ihre ursprüngliche Position zurückzukehren, zieht die Gebärmutter sich immer wieder zusammen. Dabei kann es zu Nachwehen kommen. Nach etwa 14 Tagen ist das Organ zurück an seinem Platz.

Wochenfluss

Bild

Für den Körper ist der Wochenfluss enorm wichtig. Löst sich nach der Geburt des Babys die Plazenta von der Gebärmutter, entsteht eine ­Wunde. Ihre Heilung geht mit Blutungen und Ausfluss einher, der Schleimhaut und Gewebe­reste aus dem Körper schwemmt. Er dauert vier bis sechs Wochen an. Mit der Zeit verändern sich Menge, ­Farbe und Konsistenz.

Zunächst ist der Wochenfluss blutig, im Verlauf wird er bräunlich oder gelblich, gegen Ende eher weiß. Anfangs sind die Blutungen meist deutlich stärker, als Frauen es von ihrer Periode kennen. Nach einem Kaiserschnitt ist der Wochenfluss insgesamt meist weniger stark. ­Hygiene ist wichtig, damit sich die Wunde in der ­Gebärmutter nicht ­infiziert: etwa die Vorlagen alle zwei bis vier Stunden wechseln, danach die Hände waschen. Anders als früher angenommen, enthält der Wochenfluss keine Krankheitserreger. Versiegt er plötzlich, ist das ein Alarmzeichen.

Milchbildung

Der Körper bildet schon etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche erste Milch: das sogenannte Kolostrum. Nach der Geburt kommt es oft nur tröpfchenweise aus der Brust. Kein Grund zur Sorge: Der Magen des Neugeborenen ist winzig und das Kolostrum enthält auch in kleinen Mengen alles, was das Baby braucht.

Mutter stillt ihr Baby

Stillen nach Bedarf

Ist das schon wieder Hunger? Babys kennen keine Tabellen und Zeitpläne, sie möchten gestillt werden, wenn sie Mamas Milch und ihre Nähe brauchen zum Artikel

Erst nach zwei bis vier Tagen bildet sich reife Muttermilch. „Die Brust fühlt sich dann manchmal voller, wärmer und gespannter an“, erklärt Hebamme Huhndorf. Beim Anlegen spüren viele ein leichtes Britzeln: den Milchspendereflex. Auch nach den ersten Tagen ist Stillen nicht unbedingt ein Selbstläufer. „Da sind zwei Menschen, die sich finden müssen“, betont Huhndorf. Mit der Zeit gleichen sich Milchbildung und Bedarf an.

Wundheilung

Bild

Neben der Sorge um die Gesundheit des Babys sind Geburtsverletzungen wohl das, was vielen Frauen Angst macht. Gynäkologin Anna Stamm beruhigt: „In den allermeisten Fällen sind die Verletzungen sechs bis acht Wochen nach der Geburt verheilt.“ Auch der sichtbare Teil einer Kaiserschnittnarbe ist dann abgeheilt. Zunächst ist die Narbe noch rot, verblasst aber innerhalb von sechs bis zwölf Monaten. „Um die Narbe herum fühlt sich die Haut oft taub an“, sagt Stamm. „Das kann bis zu ein Jahr lang dauern. Das Gefühl kommt aber nicht immer zurück.“ Bis sich der Körper annähernd anfühlt wie vor dem Kaiserschnitt, kann viel Zeit vergehen. Das gilt auch für schwere Dammverletzungen. Schwellungen der Vagina und Vulva bessern sich meist nach wenigen Tagen deutlich.

Beckenboden

Bild

Der Beckenboden ist die Muskelplatte zwischen Scham- und Kreuzbein, die unter anderem die Schließmuskulatur der Harnröhre und des Afters unterstützt. In der Schwangerschaft und erst recht bei der Geburt wird das Gewebe stark gedehnt. Nach der Geburt kann es deshalb sein, dass Urin in die Hose geht. Oder die Frauen spüren den Harndrang erst spät. Je nachdem, wie die Geburt verlaufen ist, kann das auch den Darm betreffen. Keine Panik: In den allermeisten Fällen stabilisiert sich der Beckenboden wieder. Dafür braucht er erst mal vor allem: Entlastung. Susanne Huhndorf empfiehlt deshalb Ruhe – am besten im Liegen: „Die Zeit nach der Geburt heißt nicht umsonst Wochenbett.“ Schon währenddessen können Frauen in der Regel kleine Übungen machen, um wieder ein Gefühl für die Beckenbodenmuskulatur zu bekommen. Fragen Sie Ihre Hebamme. Gezielt trainiert wird nach dem Wochenbett im Rückbildungskurs.

Ursula Jahn-Zoehrens

Rückbildung: Fit nach der Geburt

Das Baby ist endlich da – doch Bauch und Beckenboden sind nach der Geburt noch geschwächt. Mit Rückbildungsgymnastik findet der Körper wieder zurück zur alten Form zum Artikel

Frau mit Wärmflasche auf dem Bauch

Menstruation nach der Schwangerschaft

Wann nach einer Geburt die Periode wieder einsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So kann etwa die Stillzeit den Beginn der Regel verzögern. zum Artikel


Quellen: