Wie gefährlich ist ein Nabelbruch?
Der Rest der Nabelschnur ist abgefallen. Doch was ist das? Ein kleiner Huckel wölbt sich aus dem Nabel des Babys. Entdecken Eltern eine solche Ausstülpung, kann das Kind einen Nabelbruch, auch Nabelhernie genannt, haben.
Wie kommt es zu einem Nabelbruch?
Vor der Geburt haben Babys eine kleine Lücke in der Bauchwand. Durch diese führt die Nabelschnur, die Mutter und Kind verbindet. Meist verschließt sich die Öffnung spontan, wenn das Baby auf der Welt ist und der Nabelrest abfällt. "Aber bei zehn bis 20 Prozent der Kinder, bei Frühchen häufiger, wächst der Nabelring nicht vollständig zu. Darmschlingen können sich durch die Lücke nach außen drücken", sagt Dr. Claudia Menzel, die die Kinderchirurgische Ambulanz im Dr. von Haunerschen Kinderspital München leitet. Ein Nabelbruch wird meist sichtbar, wenn das Kind presst oder schreit. Die Wölbung kann die Größe einer Kirsche, aber auch einer Aprikose haben.

Nabelbruch: Schließt sich der Ring um den Nabel nach der Geburt nicht vollständig, können Darmschlingen durch die Lücke in der Bauchwand nach außen drücken.
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Wie wird die Beule behandelt?
"In der Regel kann man einfach abwarten", sagt Professor Bernd Tillig, Chefarzt der Vivantes Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie in Berlin. "Bei ungefähr 90 Prozent der Kinder verschwindet die Hernie im ersten Lebensjahr von alleine." Ist der Bruch jedoch sehr groß, wird im ersten Jahr nicht kleiner und der Nabel tritt ständig aus, steht eine OP an.

Dr. Claudia Menzel leitet die Kinderchirurgische Ambulanz im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Tillig empfiehlt sie auch, wenn Kindern kleine Nabelbrüche beim Spielen und Toben Schmerzen bereiten, weil sich Gewebe aus dem Bauch in der Lücke einklemmt. Unproblematische Brüche, rät er, bis zur Einschulung zu operieren, damit das Kind bei zunehmender Aktivität keine Beschwerden bekommt.
Kann ein Nabelbruch gefährlich sein?
Lässt sich der Inhalt des Bruchsacks nicht mehr zurückschieben und hat das Kind heftige, meist krampfartige Schmerzen, eventuell mit Übelkeit und Erbrechen, gehört es sofort zum Arzt. "Dann können Darmschlingen in der Bruchlücke eingeklemmt sein, die möglichst schnell operativ befreit werden müssen", so Tillig. "Solche Fälle sind jedoch extrem selten", beruhigt er.

Prof. Dr. Bernd Tillig leitet die Kinderchirurgische Klinik am Vivantes Klinikum in Berlin
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Wie verläuft eine geplante Operation?
"Kinder, die älter sind als ein Jahr, operieren wir ambulant", sagt Tillig. Bei dem Eingriff unter Vollnarkose macht der Chirurg einen bogenförmigen Hautschnitt im Nabel. Er drückt den Darm in die Bauchhöhle und verschließt die Lücke. Darüber näht er die Bauchmuskeln zusammen und verschließt den Schnitt im Nabel. Dann verbindet er die Wunde mit einem Pflaster. Die OP dauert meist nicht länger als eine halbe Stunde. Die Fäden müssen nicht gezogen werden. Sie lösen sich auf. Der Eingriff ist risikoarm. In seltenen Fällen können etwa Wundinfektionen auftreten wie bei anderen Eingriffen auch.
Wie sieht die Nachsorge aus?
Damit das Kind nach der OP keine Schmerzen spürt, bekommt es in Absprache mit dem Arzt Schmerzmittel. Nach dem Eingriff finden mehrere Kontrollen beim Kinderchirurgen oder -arzt statt. "Der Arzt wechselt das Pflaster und prüft die Wunde", sagt Menzel. In der Regel verheilt die Stelle innerhalb einer Woche. In dieser Zeit darf das Kind nicht baden oder schwimmen. Duschen ist nach drei Tagen erlaubt, wenn die Wunde gut verheilt.
Wann kann das Kind wieder in den Kindergarten?
In den Tagen nach der OP sollte es nicht so wild toben und zu Hause bleiben. "Geht es dem Kind gut, kann es aber schon nach drei oder vier Tagen zurück in den Kindergarten gehen", erklärt Menzel.
Was können Eltern tun, wenn keine OP nötig ist?
Eltern müssen gar nichts machen. Expertin Menzel beruhigt: "Der Bruch sieht – gerade wenn das Neugeborene schreit – oft dramatisch aus, aber er bereitet keine Schmerzen." Von Nabelpflastern, Kompressen oder Bruchbändern raten beide Experten ab. Sie helfen nicht, können aber zu Hautirritationen führen.