Schmusen mit Tieren: Hygiene ist wichtig

Katzeküssen kann krank machen. Deshalb die Kinderhaut danach gut reinigen
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Sie ist doch sooo süß. Und sooo weich. Und schon hat der Nachwuchs sein Gesicht in die Katze gesteckt. Ohne Gegenwehr bekommt diese auch noch ein Küsschen verpasst. Doch auch wenn das Tier alles mit sich machen lässt, kann es dem Kind schaden: Im Fell, im Maul und im Darm tragen viele Haustiere Krankheitserreger. Diese Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten fühlen sich oft auch beim Menschen wohl – und verursachen teils schwere Krankheiten. "Manche Keime gehören zur natürlichen Ausstattung des Tieres, machen es selbst also nicht krank", erklärt Professor Werner Handrick, Kinder- und Jugendarzt und Mikrobiologe am Institut für Medizinische Diagnostik in Frankfurt an der Oder. "Was beim Tier jedoch normal ist, kann dem Menschen gefährlich werden."
Haustiere können Krankheiten übertragen
Zoonosen heißen diese Krankheiten, die manche Vier- auf Zweibeiner übertragen. Experten zählen mittlerweile 200 dieser Infektionen. Zu den bekanntesten gehören sicherlich Tollwut oder die von Zecken übertragene Borreliose. Meist weniger dramatisch, dafür weitaus häufiger kommen Krankheiten durch Haustiere vor. Fast jeder zehnte Hund und eine von 20 Katzen weisen Salmonellen auf, die heftige Durchfälle verursachen können. Kinder sind dabei gleich doppelt gefährdet: Sie tragen Tiere mit sich herum, nehmen sie mit ins Bett und haben mehr Körperkontakt zu ihnen als ein Erwachsener, der dem Hund höchstens mal den Kopf krault. Außerdem ist das kindliche Immunsystem noch nicht gegen jeden Krankheitserreger gewappnet.
Überträger können übrigens alle Haustiere sein: So schleppen etwa manche Meerschweinchen oder Kaninchen Hautpilze mit sich herum. "Kinder bekommen davon einen roten, schuppigen Ausschlag. Und zwar im sogenannten Schmusebereich an Wangen, Hals, Händen und Unterarmen", sagt Kinderarzt Handrick. Bei vielen Tieren fallen Hautprobleme erst spät oder gar nicht auf: Dichtes Fell stört die Sicht.

Werner Handrick ist Kinderarzt und Mikrobiologe am Institut für Medizinische Diagnostik in Frankfurt/Oder
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Achtung: Hund und Katze beißen auch mal zu
Einmal durchs Gesicht geschleckt: ein großer Liebesbeweis vom Hund und eine noch größere Ladung Bakterien für das Kind. Wer hier seine Zuneigung zeigt, ist übrigens egal: Auch ein Kuss auf Miezes Nase hinterlässt potenzielle Krankmacher beim Kind. "Die meisten bakteriellen Infektionen zeigen sich mit Durchfall, Übelkeit und Fieber. Es kann aber auch schlimmer kommen mit Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung", warnt Handrick. Deshalb ist Sauberkeit die erste Regel im Umgang mit Haustieren (siehe unten). Und nicht jeder Hund mag Bussis. Im Spiel oder aus Angst schnappen Tiere auch mal zu. "Kinder sollten nach einem Biss immer zum Arzt. Und zwar nicht erst, wenn Rötungen und Fieber auftreten", sagt Kinderarzt Handrick. Vor allem bei Katzenbissen lässt sich nur schwer erkennen, wie tief sie gehen und ob nicht auch ein Nerv oder Gefäß verletzt wurde.

Wolfgang Rabsch ist Mikrobiologe und forscht am Robert-Koch-Institut in Wernigerode über Salmonellen-Erkrankungen
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Infektion mit Würmern wird seltener
Viele Ratschläge der vergangenen Jahre zeigen mittlerweile Wirkung: "Dass Kinder sich mit Würmern von Hunden oder Katzen infizieren, kommt immer seltener vor. Das Problem ist bekannt, die Leute lassen ihre Tiere meist regelmäßig entwurmen", sagt Handrick. Auch die sogenannte Papageienkrankheit, die beim Menschen starke grippeähnliche Symptome verursacht, gibt es nur noch bei Vögeln, Menschen erkranken fast gar nicht mehr.
Dafür kriecht ein neues Risiko in deutsche Wohnzimmer: Reptilien werden als Haustiere immer beliebter. So ein Exot scheint aufregender als ein banales Kaninchen. Leider bedenken Eltern eines meistens nicht: "Fast alle Reptilien bewegen sich über den Boden. Dort liegt ihr Kot, und so verteilen sich ständig Bakterien auf der Haut der Tiere", warnt der Mikrobiologe Dr. Wolfgang Rabsch vom Fachgebiet für bakterielle Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI) in Wernigerode.
Reptilien übertragen lebensgefährliche Salmonellen
Auf der Reptilienhaut kommen hauptsächlich Salmonellen vor. Sie können dem Tier nichts anhaben, solange es ansonsten gesund ist. Bei Kleinkindern verursacht der Erreger teils lebensgefährliche schwere Durchfälle, Erbrechen und Fieber. "In einem Haushalt mit Kindern, die jünger als fünf Jahre alt sind, sollte kein Reptil leben. Zu groß ist die Gefahr der Ansteckung", warnt Rabsch. Im Gegensatz zur Wurmkur bei Hund und Katze ist es nicht möglich, das exotische Tier von seinen unerwünschten Bewohnern zu befreien. Deshalb tragen fast 90 Prozent aller Reptilien Salmonellen auf der Haut und im Rachen.
Das RKI stellte in den vergangenen Jahren immer mehr Salmonellenfälle bei Kindern fest, die auf Reptilien zurückzuführen waren. Besonders gefährdet sind Babys, denn Infektionen sind bei ihnen schnell bedrohlich. Meist gelangen die Erreger über die Hände der Eltern zu den Kleinen. Eine Therapie ist oft schwierig, denn die Bakterien sind manchmal resistent gegen Antibiotika. Eltern sollten deshalb lieber auf den auffälligen Exoten verzichten.