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Wie erkenne ich eine Kuhmilchallergie beim Baby?

Neben Hautausschlägen, Juckreiz, Ekzemen können auch Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen oder Atemwegsprobleme Zeichen für eine Kuhmilchallergie sein. In bestimmten Fällen wird der Stuhl blutig-schleimig oder es finden sich Blutfäden in der Windel. Kuhmilch ist der häufigste Auslöser einer Nahrungsmittelallergie bei Kindern und Jugendlichen, gefolgt von Hühnerei, Erdnuss, Weizen, Soja und Schalenfrüchten.

Um Allergiesymptome zu zeigen, muss das Baby selbst noch gar nicht mit Kuhmilch in Berührung gekommen sein. Es reicht, wenn die stillende Mutter Milchprodukte trinkt oder isst. „Bestandteile der Kuhmilch gehen nämlich auch in die Muttermilch über und können die Symptome auslösen“, erklärt Apothekerin Alexandra Hinsken aus Wiesbaden. Bei Säuglingen mit schwerer Neurodermitis kommen Nahrungsmittelallergien gehäuft vor. Wichtig: Die Diagnose einer Kuhmilcheiweißallergie im Säuglingsalter sollte ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin stellen, der oder die auf Allergien spezialisiert ist.

Was bedeutet eine Kuhmilchallergie, wenn ich stillen will?

Keine Sorge: Stillen ist auch bei einer Kuhmilchallergie weiterhin möglich. Wie viel der aufgenommenen Kuhmilchproteine in die Muttermilch übergehen und wie empfindlich das Baby darauf reagiert, ist individuell verschieden. In schweren Fällen sollte die Mutter nach Rücksprache mit dem Kinderarzt Milch(produkte) konsequent vom Speiseplan streichen. „Das ist eine Herausforderung, da Milch in so vielen Produkten vorkommt“, so die Kieler Ernährungs-wissenschaftlerin Ulrike Bode. Frauen müssten aufpassen, dass es nicht zu einem Mangel, insbesondere an Kalzium, komme. Daher ist eine Ernährungsberatung sinnvoll.

Welche Trinknahrung verträgt mein Baby jetzt?

Übliche Säuglingsmilch basiert auf Kuhmilch und ist daher bei einer Kuhmilchallergie tabu. „Allergische Babys benötigen Spezialnahrung, eine extensiv hydrolysierte Milch“, sagt Apothekerin Hinsken. „Das heißt, das Kuhmilcheiweiß ist hoch aufgespalten in winzige Bestandteile, die in der Regel keine Symptome mehr auslösen.“ Die Nahrung gibt es auf Rezept. „Ziegen-, Schaf- und Stutenmilch sind in der Regel keine Alternative“, betont Hinsken, „ihre Eiweiße sind dem der Kuhmilch zu ähnlich.“ Auch eine Nahrung auf Sojabasis sollte man nur ausnahmsweise und nach ärztlicher Rücksprache verwenden!

Kann eine Kuhmilchallergie von selbst vergehen?

Ja. „Wird Kuhmilch streng gemieden, verwächst sich die Allergie bei einem Großteil der Kinder bis zum Einschulungsalter“, sagt Alexandra Hinsken. Bestätigung bringt ein Allergietest. Hat das Kind trotzdem Bauchweh, nachdem es Milch getrunken hat, oder bekommt Durchfall, ist vielleicht der Milchzucker (Laktose) schuld. Während so gut wie alle Säuglinge Laktose verdauen können, kann sich im Schulalter eine Milchzuckerunverträglichkeit entwickeln.

Ist es möglich, über die Ernährung vorzubeugen?

Allergiegefährdete Babys sollten in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden. Damit auch in der Geburtsklinik nicht zugefüttert wird, am besten schon bei Anmeldung sagen, wenn in der Familie eine Allergie besteht. Müttern, die nicht stillen, wird nicht mehr zu sogenannter HA-Nahrung für ihre Babys geraten. HA steht für „hypoallergen“, das heißt weniger allergieauslösend.

Mutter füttert Baby

Braucht mein Baby HA-Milch?

Hypoallergene (HA)-Milch kann dazu beitragen, das Allergierisiko zu senken. Wann die sogenannte HA-Nahrung sinnvoll ist zum Artikel

Derzeit gibt es aber kein Produkt auf dem deutschen Markt, das eine allergievorbeugende Wirkung wissenschaftlich nachweisen kann. Hinsken rät, den Einsatz dieser Nahrung gegebenenfalls mit Kinderärztin oder -arzt zu besprechen. Schwangere und Stillende sollten keine Lebensmittel vom Speiseplan streichen. Das bringt nach heutigem Stand keinen Nutzen für die Vorbeugung einer Allergie beim Kind, sondern erreicht eventuell sogar das Gegenteil. Auch die Beikost fürs Kind vielfältig gestalten!

Was können Eltern noch tun?

Bestehen bereits Allergien in der Familie, keine Katze neu anschaffen. Regelmäßig lüften, um Schimmelpilz in feuchten Innenräumen vorzubeugen. Und: Nicht rauchen! Gut zu wissen: Impfungen erhöhen das Allergierisiko nicht. Deshalb sollen auch allergiegefährdete Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden.


Quellen:

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Interview mit Frau Lämmel (DAAB): Ernährung bei einer Kuhmilchallergie. https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund: Kuhmilch im „ersten Fläschchen“ . https://www.daab.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Buchveröffentlichung

    Alexy U, Hilbig A, Lang F

    Ernährungspraxis Säuglinge, Kinder, Jugendliche

    Stuttgart 2020

  • Dworschak P: Kuhmilchallergie bei Kindern und Toleranzentwicklung. https://www.gelbe-liste.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Terjung B: Nahrungsmittelintoleranz oder Nahrungsmittelallergie – wo stehen wir?. https://www.thieme-connect.com/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ernährung des Babys bei erhöhtem Allergierisiko. https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Kopp MV, Muche-Borowski C, Abou-Dakn M, et al: S3-Leitlinie Allergieprävention. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Netzwerk Gesund ins Leben : Ernährung zur Allergieprävention beim Kind, Handlungsempfehlungen. https://www.gesund-ins-leben.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • Rempe C, Fenner A: Welche Säuglingsnahrung für allergiegefährdete Babys? Update zu HA-Nahrungen, Nachgefragt beim Netzwerk Gesund ins Leben. https://www.gesund-ins-leben.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)
  • GPA Gesellschaft für pädiatrische Allergologie: Faltblatt Eltern-Kind-Information Allergieprävention . https://www.gpau.de/... (Abgerufen am 19.08.2024)