So wird Ostern ein Fest – trotz Corona
So manches Fest lief bei uns schon anders als gedacht – nur ein Beispiel: Silvester 2017. Geplant war eine Party mit Freunden, Kindern und Knallern. Dann wurden unsere Söhne krank. Wir mussten die Party absagen und die Freunde ausladen. Zuerst waren wir furchtbar enttäuscht. Irgendwann sagten wir uns: Wir lassen uns dieses Fest nicht nehmen! Mein Mann und ich setzten die Kinder auf einen Sitzsack zu uns in die Küche, deckten den Tisch und warfen uns in Schale als würden die Oscars bei uns verliehen. Die Kinder schliefen bald ein, mein Mann und ich kochten, redeten wie lange nicht mehr und hätten beinahe Mitternacht verpasst, weil wir nicht einmal auf die Uhr sahen an diesem Abend. Es war der schönste Jahresausklang, den wir je hatten. Kein Stress, keine Ablenkung. Nur wir. Keine Party hätte das toppen können.
Diesmal wirft ein Virus unsere Osterpläne über den Haufen: SARS-CoV-2. Ausflüge und Urlaube müssen gestrichen werden, Familientreffen abgesagt. Aber: Wir können trotzdem schöne Ostern haben. Denn Familien sind kreativ, die lassen sich nicht unterkriegen. Sondern was einfallen. Ein Therapeut und ein Diakon helfen beim Brainstorming:
Was wird aus den Familientraditionen?
Das fragen wir uns: Was wird aus unseren Feiertagsritualen? Wie bringen wir den Großeltern bei, dass wir nicht vorbeikommen? Wie trösten wir sie – schließlich sitzen viele einsam zu Hause. Wie kommt man mit der eigenen Enttäuschung klar? Sind Rituale jetzt besonders wichtig oder ist es Zeit, Ostern neu anzugehen? Aber vor allem: Wie schaffen wir den Sprung von Alltag auf Feiertag – trotz Corona-Pandemie?
Das sagt der Experte: "Freundlich aber bestimmt müssen wir den Großeltern beibringen, dass dieses Jahr kein großes Familientreffen stattfindet", sagt Familientherapeut Ulric Ritzer-Sachs. Er arbeitet für die Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung und empfiehlt, den Großeltern die aktuellen Handlungsempfehlungen immer wieder in Ruhe zu erklären. Zum Beispiel so: "Nicht jeder kann derzeit getestet werden. Wir wissen nicht, ob wir das Virus in uns tragen, weil viele keine Symptome haben. Und niemand will euch anstecken – eure Gesundheit geht vor."
Umso inniger kann man auf anderen Wegen Kontakt halten: "Jeder von uns liebt Briefe und Päckchen – die werden zurzeit wiederbelebt", sagt der Experte. Auch Telefongespräche und Videoanrufe seien eine gute Alternative. Aber Großeltern sollten es nicht persönlich nehmen, wenn die Enkel nicht ans Telefon wollen oder kurz angebunden sind: "Die meisten Kinder telefonieren einfach nicht gern", nimmt der Familientherapeut den Nachwuchs in Schutz. Trotzdem könne man die Großeltern via Bildschirm oder Hörer zum Osterfrühstück dazu holen oder ihnen zwischendurch Fotos oder Filmchen schicken.
Und auch ohne Besuch kann aus dem Tag ein Fest werden: "Decken Sie den Tisch genauso festlich wie jedes Jahr. Dekorieren Sie das Haus, die Wohnung wie gewohnt. Und natürlich werden die Ostereier überall in der Wohnung und im Garten versteckt. Machen Sie sich schick. All das grenzt das Osterfest vom Alltag ab. Die Kinder empfinden trotzdem Vorfreude und Aufregung. Und wenn die Kinder sich freuen, lassen sich die Erwachsenen gerne davon anstecken", sagt Ritzer-Sachs, der ein Fan von Ritualen ist. Er rät: "Machen Sie im kleinen Kreis zuhause alles, woran Sie Spaß haben, und was für Sie persönlich wichtig ist. Alles was Zwang wäre, lassen Sie weg." Dieser Grundsatz gelte übrigens immer – Corona hin oder her.
Dass jetzt auch Dinge ausfallen, auf die sich alle gefreut hatten, ist natürlich traurig. Kinder dürfen das ruhig mitbekommen. "Es ist okay, wenn man zwischendurch keine gute Laune hat. Aber wer in der Traurigkeit versinkt oder gar nicht mehr weiterweiß, sollte Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen", empfiehlt der Familientherapeut.
Für Eltern und Kinder sei die momentane Situation aber auch eine Chance. Der Vorteil der Ausgangsbeschränkung: Viele Familien haben endlich Zeit füreinander. "Das genießen vor allem die Kinder. Unsere haben zum Beispiel ihren Spaß am Kochen entdeckt", freut sich der dreifache Vater.
Da fällt uns doch was ein:
- Wie wäre es, wenn Oma und Opa die Ostereier trotzdem verstecken? Geht auch im eigenen Garten. Die Enkel "suchen" per Videoanruf oder übers analoge Telefon und sagen, wo Oma und Opa nachschauen sollen.
- Wer im gleichen Ort wohnt, kann die Ostereier auch nachts heimlich im Garten der Enkel verstecken oder ein Nest vor die Tür legen. Dafür bekommt Oma ein Video von der Suche.
- Führen Sie ein Familien-Tagebuch: Jeden Tag bekommen die Großeltern ein, zwei Fotos von den Enkeln und drei Dinge, die man heute gemacht hat.
- Ein virtueller Freunde-Abend tröstet über den verpassten Brunch weg. Dafür können diesmal auch die Freunde aus dem Ausland dabei sein!
- Verrückte Zeiten erfordern noch verrücktere Ideen: Zelten im Kinderzimmer? Wieso nicht? Italienisches Osterfrühstück, als Ersatz für den abgesagten Urlaub? Yeah! Das Mini-Planschbecken vom Osterhasen in der Dusche aufstellen? Geht nicht, gibt’s nicht. Je schöner die Ausnahme, desto besser! Wetten, dass von dieser Zeit viele tolle Erinnerungen bleiben?
Wie wird Ostern trotzdem feierlich?
Das fragen wir uns: Mit Osterkörbchen zum Familiengottesdienst? Daraus wird 2020 leider nichts. Fällt der Besuch in der Kirche zu Ostern aus, fehlt vielen auch die besondere Atmosphäre. Wie wird Ostern trotzdem feierlich? Kann ich in die Kirche? Finden Gottesdienste online statt? Gibt es Kindergottesdienste für zuhause? Welche Ideen hat die Kirche fürs Fest im kleinen Kreis?
Das sagt der Experte: "Es gibt zwar keine gemeinsamen Gottesdienste, aber die Kirchen sind offen", tröstet Diakon Dr. Wolfgang Kustermann aus dem Pfarrverband Gräfelfing St. Stefan – St. Johannes bei München. Reinkommen, durchatmen, Ruhe finden oder als Familie feierlich innehalten sei auch über die Feiertage erlaubt. "Die Kirchen sind groß, man kann sehr gut auf Abstand gehen. Das klappt bisher sehr gut", hat er in seiner Gemeinde festgestellt.
"Derzeit überträgt unsere Gemeinde ihre Gottesdienste per Livestream ins Wohnzimmer" erzählt er. Ob die eigene Kirchengemeinde solche Angebote macht, findet man auf den Internetseiten der Kirchengemeinden. Und wenn die Gemeinde nicht online überträgt? Dann vielleicht die Nachbargemeinde. "Mit Sicherheit die Domkirchen", so Kustermann. Und viele Kirchen der großen Städte auf der ganzen Welt. Auch Kindergottesdienste für daheim stehen im Netz. Und in ganz Deutschland schlagen jeden Abend in vielen Städten und Gemeinden um 19.30 Uhr die tiefen Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen.
Auch Kustermann sieht die Corona-Krise als Chance für Familien: "Es ist eine intensive Zeit, in der Eltern und Kinder als Familie zusammenwachsen können."
Da fällt uns doch was ein:
- Osterfeuer in Miniatur-Ausgabe: Wer einen Garten hat, kann eine Feuerschale aufstellen und ein kleines Feuer machen. Auf jeden Fall unvergesslich. Zur Sicherheit bitte eine Löschdecke oder einen Feuerlöscher bereitstellen.
- Osterkerzen basteln, Eier färben, Osterlämmchen backen, ein Kreuz aus Legosteinen basteln oder Bibelstellen mit Playmobilmännchen nachspielen – beim Kindergottesdienst daheim ist die Fantasie der Kleinen gefragt.
- Das Osterfrühstück zuhause besonders gestalten: Die Osterkerzen der Kinder feierlich entzünden, die Eltern segnen die Osterspeisen, singen mit den Kindern Osterlieder und danken gemeinsam Gott.
Was ist rechtlich während der Osterfeiertage erlaubt?
Das fragen wir uns: Corona kennt keine Feiertage, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt und gebeten, Ostern in der Großfamilie dieses Jahr abzusagen sowie Kontakte außerhalb der eigenen vier Wände auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Aber darf man die Großeltern überhaupt nicht sehen? Welche Folgen hat es, wenn man sich trotzdem trifft? Sollte man Ausflüge an den nächsten See streichen? Was ist mit der Ostereiersuche im Wald?
Das sagt die Expertin: "Wie viel Abstand muss ich halten? Mit wem darf ich rausgehen und was ist sonst erlaubt – auf diese Fragen haben sich Bund und Länder in einem Neun-Punkte-Plan geeinigt. Aber im Detail setzt ihn jedes Bundesland für sich selbst um. Deshalb gibt es auch über Ostern viele unterschiedliche Vorschriften", erklärt Rechtsanwältin Dr. Ann-Kathrin Hirschmüller aus Hannover. An die Vorschriften haben sich auch über Ostern alle zu halten, sonst drohen Strafen. Grundsätzlich kann man festhalten: "Ein Spaziergang an der frischen Luft ist in ganz Deutschland zulässig. Einem Osterspaziergang mit den Kindern in der unmittelbaren Umgebung durch den Ort oder übers Feld steht nichts im Weg", so Hirschmüller, die auf Medizinrecht spezialisiert ist. Ausnahmen können allerdings in besonders gefährdeten Kommunen wie beispielsweise Heinsberg oder Mitterteich gelten, über schärfere Regeln informieren dann aber die Städte und Gemeinden über ihre Websites.
Allerdings gelte es auch draußen, Abstand zu halten, etwa wenn man beim Spaziergang Bekannte trifft. Mindestens 1,5 Meter, besser zwei. "Es kann sein, dass auch über Ostern öffentliche Parks oder Plätze geschlossen werden, weil zu viel los ist", sagt Hirschmüller. In ganz Deutschland gilt: Wer zusammenwohnt, darf auch zusammen raus. Aber was machen die, die alleine wohnen? "Lebenspartner dürfen sich überall gegenseitig besuchen und auch gemeinsam raus, selbst, wenn sie keinen gemeinsamen Hausstand haben", beruhigt die Anwältin. Die eigenen Eltern dürfen versorgt und alte oder kranke Menschen rein rechtlich besucht werden. Aber selbst, wenn es rechtlich erlaubt ist, stellt sich die Frage nach dem gesundheitlichem Risiko: "Das eine ist die Vorgabe der Gesetze, das andere ist die Frage des Gewissens: Will ich riskieren, dass sich meine Eltern anstecken und möglicherweise schwer krank werden?", gibt Hirschmüller zu Bedenken.
Da fällt uns doch was ein:
- Was ist in meinem Bundesland erlaubt und was nicht? Wenn Sie nicht sicher sind, schauen Sie auf die Homepage Ihres Bundeslandes: Dort finden Sie die aktuellen Beschränkungen und Antworten auf die häufigsten Fragen.Baden-WürttembergBayernBerlin BrandenburgBremenHamburgHessenMecklenburg-VorpommernNiedersachsenNordrhein-WestfalenRheinland-PfalzSaarlandSachsenSachsen-AnhaltSchleswig-HolsteinThüringen