Baby und Familie

Dieser Satz fällt irgendwann in jeder Familie: "Mama, Papa, ich möchte ein Haustier!" Dazu ein Kind, das mit flehenden Augen ausdrückt, dass es keinen größeren Wunsch hat als einen kuscheligen Gefährten. Eltern stürzt dieser Satz oft in nächtelange Diskussionen. Soll man, soll man nicht?

Eine Entscheidungshilfe bietet unser Haustier-Check – und die darunter stehenden Ratschläge der Experten:

Passt ein Tier zu uns?

Starten Sie den Entscheidungshelfer

Wer wünscht sich das Tier?

Die ganze Familie!

Eigentlich die Kinder. Sie liegen uns die ganze Zeit damit in den Ohren.

Mögen Sie selbst Tiere?

Klar, ich bin mit Tieren aufgewachsen.

Ehrlich gesagt, kommt mir keins ins Haus.

Ja, aber ich habe/ein Familienmitglied hat leider eine Tierhaarallergie.

Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Freizeit? Das ist ein Fremdwort für mich. Arbeiten, Kinder abholen, Abendessen vorbereiten... und am Wochenende wollen wir nicht gebunden sein.

Draußen an der frischen Luft! Da entspannen wir am besten!

Wie viel Platz ist bei Ihnen zu Hause?

In unserer Wohnung wird sich schon noch ein freies Plätzchen finden.

Viel, wir haben ein eigenes Haus mit Garten.

Erlaubt der Vermieter Haustiere?

Puh, keine Ahnung, da müsste ich mal nachfragen.

Ja, ein Haustier ist für ihn kein Problem.

Käfig ausmisten, Kot wegräumen — wie stehen Sie dazu?

Das ist nicht meine Lieblingsaufgabe, aber es gehört eben dazu.

Das mag ich gar nicht. Die Aufgaben teilen wir in der Familie untereinander auf.

Wie sauber ist es bei Ihnen daheim?

Blitzblank! Schmutz stresst mich.

Mit Kindern im Haushalt ist es doch nie klinisch rein.

Wie viel können Sie monatlich für das Tier ausgeben?

Zwischen 30 und 60 Euro im Monat.

Wenn ich mir das genau überlege, fahren wir für das Geld lieber ein paar Tage weg.

Am Geld soll's nicht liegen.

Mehr als 80 Euro sollten es nicht sein.

KEIN TIER

Die Wohnung ist zu klein, die Familie hat zu wenig Zeit: Es gibt viele gute Gründe, die gegen die Anschaffung eines Haustiers sprechen. „In vielen Fällen ist das sogar tierlieber, als selbst eines aufzunehmen“, sagt Judith Brettmeister vom Tierschutz München. Und es gibt tolle Alternativen: Viele Tierheime bieten Pflegehunde oder Katzen an, die nur vorübergehend ein neues Zuhause suchen oder sich über Besuch freuen.

Wohnt in der Nachbarschaft ein Vierbeiner? Die Besitzer freuen sich bestimmt, wenn Sie die Fellnasen mal im Urlaub betreuen. Da wird der Wunsch nach einem eigenen Haustier meist schnell kleiner. „Denn nach zwei Wochen mit Hund oder Katze merken die Kinder, wie viel Arbeit so ein Tier bedeutet“, sagt Hansjoachim Hackbarth, Veterinärmediziner und Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Bei einer Tierhaarallergie gibt es immer noch die Möglichkeit, auf Rassen auszuweichen, die nur wenig Haare verlieren. „Aber nicht nur auf die Haare, sondern auch auf den Speichel oder die Hautschuppen der Tiere können Menschen allergisch reagieren“, erklärt Hackbarth. Letzter Ausweg: ein Aquarium. Aber die Anschaffung kann sehr teuer sein. Vielleicht freuen sich die Kleinen dann doch eher über eine Dauerkarte vom Tierpark oder ein Kuscheltier aus Stoff.

KLEINTIER

Hamster, Kaninchen, Meerschwein? Zugegeben, sehr süß. Aber Experten raten von diesen Tieren ab. „Hamster sind nachtaktiv. Wer sie aus dem Schlaf zum Spielen wecken will, muss sich nicht wundern, wenn die kleinen Nager bissig reagieren“, sagt Hansjoachim Hackbarth, Veterinärmediziner und Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Auch Kaninchen oder Meerschweinchen sind keine Familientiere: Sie leben am liebsten mit Artgenossen zusammen und brauchen viel Platz zum Buddeln, Haken schlagen und Rennen. Außerdem sind die Nager keine Kuschelfans. Im Gegenteil: Sie verfallen beim Hochheben oder Streicheln schnell in eine Schreckstarre. Wer die Tiere einfach beobachtet, hat aber eine Menge Freude mit ihnen.

„Ich empfehle Familien meistens Ratten. Die lassen sich gerne Kunststücke beibringen und auch knuddeln“, sagt Hackbarth. Bitte bedenken: Die Tiere brauchen viel Auslauf. Lassen Sie sich im Fachhandel wegen der Käfiggröße beraten. Und Vorsicht: Die kleinen Nager sollten nicht unbeaufsichtigt in der Wohnung herumflitzen, denn sie knabbern mit Vorliebe Spielzeug, Kabel oder Tapeten an. Wer sich mit Ratten nur schwer anfreunden kann: Niedlicher sind Wüstenratten, Degus genannt, sie fühlen sich auch in einer Familie wohl. Hier gilt: Jedes Tier freut sich über einen Artgenossen.

Kosten: Zwei Nager kosten jährlich ungefähr 600 Euro.

HUND

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind auf den Hund gekommen. Wuffi fehlt Ihrer Familie noch zum Glück. Sie haben ausreichend Zeit für ihn, und er ist ein toller Freund zum Spielen, Toben und Spazieren. Bevor Sie sich einen Hund anschaffen, lassen Sie sich am besten noch beim Tierarzt oder im Tierheim ausführlich beraten. Hansjoachim Hackbarth, Veterinärmediziner und Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover, rät besonders jungen Familien dazu, sich erst einen Hund zu holen, wenn die Kinder etwa im Kindergartenalter sind. „Der Hund ordnet sich dem Baby in der Rangordnung nur ungern unter und kann dann zickig auf das Kleine reagieren.“

Außer Zeit kosten Hunde auch eine Menge Geld. Neben den Futterkosten (etwa 100 Euro pro Monat) zahlt das Herrchen für Haftpflichtversicherung, Hundesteuer und die Behandlungen beim Tierarzt. Je älter das Tier wird, umso höher fallen meist auch die Tierarztkosten aus. „Daher besser immer schon etwas Geld zurücklegen“, rät Judith Brettmeister vom Tierschutz München künftigen Hundebesitzern.

Kosten: Je nach Größe des Hundes kalkulieren Sie zwischen 750 und 1200 Euro jährlich.

KATZE

Sie lieben Tiere, aber ein Hund braucht zu viel Aufmerksamkeit? Dann passt eine Katze besser in Ihre Familie. Die Tiere sind unabhängig und trotzdem sehr verschmust. Aber auch die kleinen Stubentiger brauchen viel Auslauf. Umso besser, wenn Sie einen Garten haben und in einer verkehrsberuhigten Gegend wohnen. So können die Vierbeiner in Ruhe in der Gegend umherstreifen. „Frei laufende Katzen brauchen meist nicht mal ein Katzenklo“, sagt Hansjoachim Hackbarth, Veterinärmediziner und Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Anders ist das in der Wohnung: Hier benötigt das Tier ein Klo (täglich säubern!). Optimal, wenn die Hauskatze noch einen Artgenossen zum Spielen hat. „In fast jedem Haushalt, in dem sich eine Katze halten lässt, können auch zwei Katzen leben“, sagt Hackbarth. Ideal sind Geschwisterchen, die gemeinsam aufwachsen. Wichtig für Wohnungskatzen: „Fenster und Balkon sollten mit einem Netz geschützt sein, damit das Tier nicht hinunterfällt und sich verletzt“, sagt Judith Brettmeister vom Tierschutz München. Wer sich eine Miezi anschafft, sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass das Tier 16 Jahre und älter werden kann.

Kosten: Eine Katze kostet um die 700 Euro im Jahr.

Es spricht viel für ein Haustier

"In Familien, in denen ein Haustier lebt, entwickeln die Kinder mehr soziale Kompetenzen, sie können sich besser in andere einfühlen", sagt Dr. Andrea Beetz. Die Wissenschaftlerin forscht an den Universitäten Rostock und Wien zur Beziehung zwischen Mensch und Tier. "Ein Tier mindert Ängste und baut Stress ab", sagt sie. Denn ein kuscheliger Gefährte und Vertrauter gibt Sicherheit. Ihm kann man Geheimnisse anvertrauen und ins Fell weinen, wenn Eltern oder Mitschüler doof waren.

Dr. Andrea Beetz ist Diplom-Psychologin und forscht an den Universitäten Rostock und Wien über die Mensch-Tier-Beziehung

Dr. Andrea Beetz ist Diplom-Psychologin und forscht an den Universitäten Rostock und Wien über die Mensch-Tier-Beziehung

Wie wichtig Tiere schnell werden, zeigen Bilder, die Kinder von ihren Familien malen – da sind Terrier Knuffel oder Katze Pünktchen immer dabei. Während die einen bei der Diskussion mit den Eltern einfach auf ein kuscheliges Tier zum Spielen und Knuddeln hoffen, verlangen an­dere gezielt nach Katze, Wellensittich oder Pony. Doch jede Familie braucht das zu ihr passende Tier. Deshalb sollten alle gemeinsam entscheiden.

Welches Tier passt zu uns?

"Ein Tier muss täglich gefüttert und gepflegt werden", sagt ­Kathrin Feldbrügge vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft. "Ist dafür Zeit und Raum?" Diese Frage sollte man sich ehrlich beantworten. Immerhin wird ein Hund für etwa 15 Jahre zum Hausgenossen und Familien­mitglied. "Fragen Sie sich zuerst, wofür Sie ein Tier wollen – zum Kuscheln, zum Draußensein oder zum Beob­achten", rät Feldbrügge. "Und überlegen Sie, was die Familie für das Tier tun kann!"

Kathrin Feldbrügge arbeitet für den Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft in Bremen

Kathrin Feldbrügge arbeitet für den Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft in Bremen

So sollte etwa ein Hund nicht länger als vier bis sechs Stunden am Stück alleine sein. Er sollte über den Tag verteilt mindestens zwei Stunden laufen und springen. Dazu kommen Füttern, Fellbürsten und regelmäßige Tierarztbesuche zum Impfen, Entwurmen oder auch mal, um eine Verletzung zu versorgen. Das Futter kostet je nach Größe des Hundes um die 60 Euro im Monat, dazu kommt die Hundesteuer.

Putzige Tiere brauchen liebevolle Pflege

"Kleine Kinder können zwar unglaublich vom Umgang mit Hunden profitieren, Verantwortung übernehmen geht aber noch nicht", sagt Feldbrügge. Erst mit etwa zwölf Jahren, wenn sie das Tier in jeder Situation halten können, dürfen Kinder alleine mit dem Hund losziehen. Anders bei Meerschweinchen oder Kaninchen: Die Wasser­schale füllen oder Futter geben, das schaffen schon die Jüngeren. Die Kleintiere kosten auch weniger, aber "auch Meerschweinchen und Kaninchen brauchen täglich Freilauf", sagt Feldbrügge. Und: Kinder nicht mit den Tieren alleine lassen, denn diese schätzen es nicht, auf dem Arm geherzt und gedrückt zu werden. Beide Tierarten werden zwar gern gemeinsam gehalten, mögen sich aber überhaupt nicht. Besser ist es, zwei Kaninchen oder zwei Meerschweinchen zu kaufen. Alleine verkümmern die Tiere, denn sie sind Rudeltiere und der Mensch kann kein Ersatz sein. "Je besser ein Tier gehalten wird, des­to zutraulicher wird es und des­to entspannender wirkt es auf die gesamte Familie", sagt Feldbrügge.

Eine Allergie muss kein K.o.-Kriterium sein

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Contraseite sind oft Allergien. Beruhigend: ­Eine Langzeitstudie US-amerikanischer Wissenschaftler zeigte jetzt, dass Kinder aus Haushalten mit Tieren nicht häufiger an Allergien erkranken als andere. "Es gibt Hin­weise, dass ein Tier im Haushalt sogar vor Allergien schützen kann", sagt ­Beetz.

Auch wenn Eltern oder Kinder bereits an einer Tierhaarallergie leiden, muss die Familie nicht ­immer auf Tiere verzichten. ­Beetz rät zum Test: "Es kann sein, dass man zum Beispiel nur auf Katzen- und nicht auf Hundehaare allergisch reagiert." Die als hypo­allergen geltenden Hunderassen wie Labradoodle und Pudel sind dagegen nicht unbedingt eine Hilfe. "Sie verlieren zwar kein Fell, aber auf ihren Speichel kann man ebenfalls allergisch re­agieren", so Beetz. Sollte eine Aller­gie ­einen haarigen Hausgenossen ausschließen, kann ein Aquarium ­eine Alternative sein. Mit Fischen lässt sich zwar schlecht kuscheln, Kinder beobachten die bunten Wasserbewohner aber gern. Schildkröten sind ebenfalls nette Mitbewohner. Von anderen Reptilien raten die Expertinnen ab. Sie schließen sich dem Menschen kaum an, sind unbe­rechenbar und übertragen Hautpilze oder Salmonellen.

Auch süße Hunde und Katzen können Würmer oder Krankheiten wie etwa Toxoplasmose übertragen. Deshalb gilt immer: regelmäßig Hände waschen, Tier einmal im Jahr vom Tierarzt untersuchen lassen, Wunden vor dem Kontakt mit Tieren abdecken. Das Tier darf nicht mit ins Bett. Und Eltern sollten gerade kleine Kinder grundsätzlich nicht mit Tieren ­allein lassen. Selbst ein gutmütiger Knuddelhund mag kein Schwanzgezerre und Ohrenziepen.

Mit Pflegetieren lässt sich üben

Um zu testen, ob die Begeisterung des Kindes nur ein Stroh­feuer ist, kann man in den Ferien die ­Katze oder die Meerschweinchen der Nachbarn betreuen oder den Hund von Freunden in Pflege nehmen. "Meist zeigt sich schnell, ob es sich beim Wunsch nach einem Haustier nur um die bei allen Kindern vorhandene spontane ­Liebe zum Tier handelt oder ob der Nachwuchs echtes Interesse hat", sagt Feldbrügge. Und wenn ­alle Antworten positiv ausfallen und die Kinder immer wieder drängeln – die Eltern aber einfach keine Lust auf ein Tier haben: Dann sollten sie den Bitten der Kinder nicht nachgeben und auf keinen Fall ein Tier anschaffen. "Lieber kein Tier als ein schlecht gepflegtes", sagt Expertin Beetz.

Wenn der Hund zuerst da war