Die richtige Kinderbetreuung finden
Krippe, Tagesmutter, Nanny, Oma oder doch lieber noch ein Jahr länger zu Hause bleiben? Irgendwann steht das Thema Kinderbetreuung ganz oben auf der Agenda – vor allem bei den Müttern. Spätestens, wenn das Ende der Elternzeit naht und der Wunsch – oft verbunden mit der Notwendigkeit – da ist, wieder arbeiten zu gehen. Im besten Fall hat man sich schon am Ende der Schwangerschaft um einen Krippenplatz in mehreren Einrichtungen beworben. Nur zur Sicherheit, um sich später alle Möglichkeiten offenzuhalten.
Am Kind orientieren
Die wichtigste Entscheidungshilfe liefert das Kind selbst. Ist es temperamentvoll, neugierig, und geht es schon offen auf andere zu? "Dann kann eine Krippe genau das Richtige sein", sagt Entwicklungspsychologin Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Ist ein Kind eher schüchtern, schnell überfordert und braucht es ein ruhigeres Umfeld, wäre eine Tagesmutter oder eine Kinderfrau, die nach Hause kommt, vielleicht die bessere Wahl. "Wichtig ist, dass Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes gut kennen, dann können Sie auch eine Entscheidung treffen, die zu Ihrem Kind passt", so Becker-Stoll. Die Entwicklungspsychologin empfiehlt Eltern, nach einer möglichst langfristigen Betreuungspartnerschaft zu suchen. "Je jünger die Kinder sind, desto mehr brauchen sie eine feinfühlige Vertrauensperson. Im ersten Lebensjahr sind das idealerweise die Eltern, sie sorgen für eine sichere Basis. Später kann das eine Tagesmutter sein, aber auch ein gut eingespieltes Team in Krippe und Kindergarten", sagt Becker-Stoll.
Einrichtungen anschauen
Tagesmutter, Kinderfrau, Kita – bevor Sie einen Betreuungsvertrag abschließen, schauen Sie sich alles genau an. "Dabei geht es vor allem um die Atmosphäre und das Miteinander", so die Entwicklungspsychologin.
Darauf können Sie achten:
- Fühlen Sie sich willkommen?
- Wird Ihr Kind begrüßt?
- Herrscht eine positive Atmosphäre?
- Sind die Kinder beschäftigt?
- Weinen Kinder und werden nicht getröstet?
- Hören Sie fröhliches Lachen?
- Schlafen die Kinder gut?
- Wie gehen die Erzieherinnen/Betreuungspersonen mit den Kindern um (schimpfen, brüllen sie etwa)?
- Wie geht das Personal selbst miteinander um?
Vom Wunsch zum Plan
Die Wahl der Kinderbetreuung hängt neben dem Kind von vielen weiteren Umständen ab. Jede Familie muss ganz individuell eine praktikable Lösung für sich finden. "Dabei kann die WOOP-Methode helfen", sagt die Hamburger Psychologin Annika Lohstroh. Die vier Buchstaben stehen für Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis), Obstacle (Hindernis) und Plan. Diese Technik hilft Ihnen, herauszufinden, was Sie wirklich wollen, und Prioritäten zu setzen. "Systematisch analysieren Sie alle Gegebenheiten, erfassen Hindernisse und können diese aus dem Weg räumen. Im Ergebnis wird es Ihnen leichter fallen, eine Lösung zu akzeptieren, selbst wenn Sie Abstriche machen mussten", sagt die Psychologin. So geht’s:
W – Wish (Wunsch): Nehmen Sie sich Zeit, und tauschen Sie sich mit Ihrem Partner aus. Notieren Sie alle Wünsche in Bezug auf die Kinderbetreuung. Was ist Ihnen wichtig? Wie sieht für Sie die optimale Betreuung aus? "Lassen Sie Ihren Wünschen freien Lauf, und blenden Sie die Realität erst einmal vollständig aus", so Lohstroh.
O – Outcome (Ergebnis): Unter diesem Punkt stellen Sie sich nun vor, Ihre Wunschliste ginge in Erfüllung. Welche Auswirkungen hätte das auf Sie, Ihr Kind, Ihre ganze Familie? Wie würden Sie sich fühlen? Was könnten Sie realisieren? Wie sähe Ihr Alltag aus? Wie würden Sie Ihr Leben/Familienleben gestalten? Wie würde es Ihrem Kind gehen? Wie würde es sich entwickeln?
O – Obstacle (Hindernis): Nun widmen Sie sich der Realität. In diesem Abschnitt beschäftigen Sie sich mit allen Schwierigkeiten und Hindernissen, die bei der Verwirklichung Ihrer Wunschliste auftreten könnten. Darin können folgende Punkte vorkommen:
- Finanzielle Mittel: Die Nanny oder die Sprachkita ist sehr teuer.
- Entfernung: Die Kita ist zu weit weg. Die Betreuungszeiten lassen sich nicht mit der Arbeitszeit vereinbaren.
- Ängste, Sorgen, Nöte.
P – Plan: Im letzten Schritt geht es darum, Wunsch und Wirklichkeit bestmöglich zu vereinen. Hierzu gehen Sie jede Schwierigkeit einzeln durch und überlegen, ob und wie Sie sie aus dem Weg räumen können beziehungsweise welche Alternativen es gibt. "Ziel dieser Methode ist es, dass Sie eine Lösung finden, hinter der Sie guten Gewissens stehen können. Ihr Kind spürt, ob Sie sich wohlfühlen oder nicht", so Lohstroh. Becker-Stoll ergänzt: "Scheuen Sie sich nicht, nach Alternativen zu suchen, sollte es Ihrem Kind schlecht gehen, etwa, wenn es immer traurig ist. Halten Sie nicht an etwas fest, das für Ihr Kind nicht funktioniert."