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Was ist ein Erythema nodosum?

Das Erythema nodosum (Knotenrose), auch Erythema contusiforme genannt, ist die häufigste Form einer akuten Entzündung des Unterhautfettgewebes (akute Pannikulitis).

Bei einem Erythema nodosum bilden sich typischerweise plötzlich zahlreiche, stark schmerzhafte Knoten im Unterhautfettgewebe unter entzündlich geröteter Haut – zumeist im Bereich beider Unterschenkel. Am häufigsten kommt die Erkrankung im jungen bis mittleren Erwachsenenalter vor; die meisten Betroffenen sind Frauen.

Ursachen: Was führt zu einem Erythema nodosum?

Ein Erythema nodosum kann in Folge einer Überreaktion des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) auftreten, am häufigsten im Rahmen einer entzündlichen Grunderkrankung. Diese kann erregerbedingt (infektiös) oder – seltener – nicht-infektiös sein.

Ist die Lunge gesund? Manchmal lösen Lungenkrankheiten ein Erythema nodosum aus

Ist die Lunge gesund? Manchmal lösen Lungenkrankheiten ein Erythema nodosum aus

Der weitaus häufigste Auslöser eines Erythema nodosum ist eine akute Mandelentzündung (Tonsillitis) durch bestimmte Bakterien, sogenannte Streptokokken. Weitere mögliche Ursachen sind bakterielle Infektionen des Darms, vor allem durch Yersinien, sowie spezielle Chlamydien-Infektionen der Lunge (Ornithose) oder der Lymphknoten (Lymphogranuloma inguinale). Auch Infektionskrankheiten durch Mykobakterien wie Tuberkulose oder Lepra oder die parasitäre Erkrankungen wie die Toxoplasmose können gelegentlich zu einem Erythema nodosum führen.

Manchmal tritt ein Erythema nodosum ohne zugrunde liegenden Erreger auf – im Rahmen einer nicht-infektiösen entzündlichen Krankheit. Beispiele hierfür sind die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, der Morbus Behçet (benannt nach dem türkischen Hautarzt Hulusi Behçet, gesprochen "Bech-tschet") und die akute Form der Sarkoidose (Löfgren-Syndrom).

Sehr selten ist ein Erythema nodosum Ausdruck einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Arzneimitteln, zum Beispiel Antibiotika aus der Gruppe der Sulfonamide.

Weibliche Hormone können grundsätzlich viele Entzündungsreaktionen im Körper beeinflussen. Vermutlich begünstigen sie auch die Entstehung eines Erythema nodosum. Hierfür spricht jedenfalls, dass diese Erkrankung weitaus häufiger bei Frauen als bei Männern vorkommt. Auch weisen diejenigen Patientinnen mit Erythema nodosum, bei denen keine der oben genannten Grunderkrankungen vorliegt, in aller Regel einen erhöhten Blutspiegel weiblicher Hormone auf – im Rahmen einer Schwangerschaft oder wenige Wochen nach Beginn der Einnahme eines hormonellen Verhütungsmittels ("Anti-Baby-Pille").

Schmerzhafte Knoten an den Unterschenkeln – so macht sich das Erythema meistens bemerkbar

Schmerzhafte Knoten an den Unterschenkeln – so macht sich das Erythema meistens bemerkbar

Symptome: Wie macht sich ein Erythema nodosum bemerkbar?

Ein Erythema nodosum (von griechisch: erythros "rot", lateinisch: nodosum "knotig") äußert sich durch sehr druckschmerzhafte, unscharf begrenzte, derb tastbare Knoten im Unterhautfettgewebe (Subkutis). Sie sind von geröteter, überwärmter Haut bedeckt und wölben die Hautoberfläche etwas vor. Die einzelnen Knoten sind mehrere Zentimeter groß. Benachbarte Veränderungen können miteinander zu großflächigen harten Platten verschmelzen (konfluieren).

Die Farbe der Knoten verändert sich im Laufe der Zeit von einem rötlich-violetten bis hin zu einem gelblich-grünen Farbton. Dieser entsteht durch den Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der im Zuge der Entzündungsreaktion im Gewebe abgelagert wird. Dieselbe farbliche Veränderung machen auch Blutergüsse nach einer Prellung (Kontusion) durch; daher wird das Erythema nodosum manchmal auch Erythema contusiforme, also "prellungsähnliche Rötung", genannt.

Die entzündlichen Knoten im Rahmen eines Erythema nodosum treten typischerweise an beiden Unterschenkeln auf, insbesondere im Bereich der Schienbeinkanten und der Sprunggelenke. Bei besonders schwer betroffenen Menschen können sich zusätzliche Knoten an Knien, Oberschenkeln und Armen entwickeln. Viele Patienten mit Erythema nodosum fühlen sich außerdem abgeschlagen und leiden an Gelenkschmerzen und Fieber.

Die Kombination der Symptome Rötung, Schwellung und Überwärmung der Haut ist auch typisch für eine Wundrose (Erysipel), eine umschriebene bakterielle Infektion der Haut. Diese tritt wie das Erythema nodosum zumeist an den Unterschenkeln auf und kann mit Fieber einhergehen. Die Wundrose ist aber flächiger ausgeprägt und kommt wesentlich häufiger vor. Daher verwundert es nicht, dass das Erythema nodosum gelegentlich von Ärzten als Erysipel fehlgedeutet und mit Antibiotika-Tabletten behandelt wird. Spätestens wenn eine Besserung unter antibiotischer Behandlung ausbleibt, sollte an die mögliche Diagnose eines Erythema nodosum gedacht werden.

Diagnose: Wie stellt der Hautarzt ein Erythema nodosum fest?

Bei den meisten Patienten kann der Hautarzt die Diagnose eines Erythema nodosum bereits stellen, indem er die Haut mit bloßem Auge untersucht. Charakteristisch für diese Krankheit ist, dass sich Krankheitszeichen an beiden Unterschenkeln finden und dass in der Regel mehrere Knoten auftreten. Beim Erysipel hingegen ist zumeist nur ein Unterschenkel betroffen, und die überwärmte Rötung ist eher flächig ausgedehnt.

Falls die Hautveränderungen nicht typisch für ein Erythema nodosum sind, hilft die feingewebliche (histologische) Untersuchung einer Hautprobe (Biopsie) unter dem Mikroskop.

Außerdem fahndet der Hautarzt nach der Ursache des Erythema nodosum: Er fragt, ob eine Schwangerschaft möglich ist und ob Medikamente einschließlich hormoneller Verhütungsmittel eingenommen werden. Zudem erkundigt er sich, ob in den vorangegangenen drei Wochen Halsschmerzen, Durchfall oder weitere Anzeichen eines Infekts bestanden und ob chronische Grunderkrankungen bekannt sind.

Anschließend entscheidet der Hautarzt, ob im individuellen Fall Untersuchungen des Blutes und / oder des Stuhls, eine Röntgenaufnahme der Lunge oder eine Vorstellung bei einem anderen Spezialisten sinnvoll sind. Ein Arzt einer anderen Fachrichtung könnte beispielsweise klären, ob möglicherweise eine Krankheit im Bereich von Lunge oder Darm vorliegt.

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit Zusatzbezeichnungen Allergologie und Dermatohistologie

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit Zusatzbezeichnungen Allergologie und Dermatohistologie

Behandlung: Was hilft gegen Erythema nodosum?

Ohne Therapie heilt ein Erythema nodosum im Allgemeinen innerhalb von drei bis sechs Wochen spontan ab. Da die Knoten aber stark schmerzen, empfiehlt der Arzt meist Medikamente gegen die Entzündung, welche die Abheilung beschleunigen:

Infrage kommt ein mittelstark bis stark wirksames Kortison-Präparat (Glukokortikoid) in Form einer Salbe, die zweimal täglich auf die Knoten aufgetragen wird. Über Nacht kann zusätzlich ein Folienverband (Okklusivverband) angelegt werden. Dies fördert das Eindringen des Arzneistoffs in die Haut und verstärkt damit die Wirksamkeit der Therapie. Kühlende feuchte Umschläge und das Hochlagern der Beine lindern die Beschwerden sofort; körperliche Schonung ist zu empfehlen. Sobald die Knoten weniger druckschmerzhaft sind, sollte eine konsequente Kompressionstherapie mit elastischen Binden begonnen werden. Sie sollte bis zur vollständigen Abheilung fortgeführt werden, um eine Stauung des Bluts in den Unterschenkeln zu vermeiden. Alle diese Maßnahmen sollten aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

In schweren Fällen verordnet der Arzt eventuell eine innerliche Behandlung mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder einem Glukokortikoid in Tabletten-Form. Insbesondere innerlich eingenommenes Kortison bessert die Schmerzen meist innerhalb weniger Stunden und bringt das Fieber im Rahmen des Erythema nodosum zum Abklingen.

Eine Behandlung mit Antibiotika-Tabletten ist nur dann sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion – zum Beispiel eine Mandelentzündung – das Erythema nodosum ausgelöst hat.

Liegt dem Erythema nodosum eine bestimmte Krankheit zugrunde, sollte diese behandelt werden. Dadurch bessert sich meist auch das Erythema nodosum.

Frauen, bei denen eine neue Anti-Baby-Pille die Knotenrose ausgelöst hat, besprechen am besten mit ihrem Frauenarzt, ob sie lieber auf hormonelle Verhütungsmittel verzichten sollten. Dazu zählen auch die "Drei-Monats-Spritze" und die "Hormon-Spirale". Andere Verhütungsmethoden können in solchen Fällen geeigneter sein.

Ganz wichtig: Schmerzhafte Knoten im Unterhautfettgewebe unter entzündlich geröteter Haut können zahlreiche Ursachen haben. Nicht immer handelt es sich um ein Erythema nodosum. Hautveränderungen deshalb grundsätzlich vom Arzt abklären lassen!

Quelle:
Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer, Berlin 2005
Akademos Wissenschaftsverlag: http://derma.akademos.de (Abruf: 04/2012)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.