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Den Job von zu Hause aus erledigen: Seit der Corona-Pandemie ist das oft Standard, doch einige Arbeitgeber sehen ihre Mitarbeitenden auch wieder häufiger im Büro – und verpflichten sie vermehrt zu Präsenzarbeit. Oft ist es eine echte Herausforderung, diese verschiedenen Arbeitsformen einander anzupassen.

So war für viele Menschen das Homeoffice zunächst eher Fluch als Segen. Der Stresslevel im Homeoffice stieg, wie eine Langzeitstudie zeigte, die von der Krankenkasse Barmer gemeinsam mit der Universität St. Gallen durchgeführt wurde. Später ging bei vielen im heimischen Büro das Stresslevel erheblich nach unten. Es zeigte sich: Damit die digitalen und flexiblen Arbeitsformen für alle erfolgreich sind, müssen bestimmte Spielregeln erfüllt werden.

Arbeits- und Privatbereich im Homeoffice trennen

Viele arbeiten produktiver, wenn sie die Chance haben, von zuhause zu arbeiten, aber man muss sich abgrenzen können – zeitlich und räumlich. Leistungsfördernd und stressreduzierend sind laut der Studie eine bewusste räumliche Trennung von Arbeits- und Privatbereich, eine gute Integration innerhalb des Teams und eine faire Behandlung. Für alle selbstverständlich ist das aber nicht. „Frauen müssen immer noch häufiger den Spagat zwischen Familie und Karriere leisten. Das kann das ungestörte Arbeiten im Homeoffice enorm erschweren“, sagt Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.

Auf lange Sicht kann Digitalisierung am Arbeitsplatz für viele Menschen also Vorteile bringen. Betriebe sind gefordert, hierfür die richtigen Bedingungen zu schaffen. Insbesondere wenn wieder häufiger ein Wechsel vom Homeoffice ins Büro stattfinden soll, müssten Beschäftige einen guten Umgang damit finden. Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig, gibt Tipps, wie das gelingen kann:

Vorteile des Homeoffice aufs Büro übertragen

Wo wieder mehr Präsenz angesagt ist, müssen sich Beschäftigte mit neuen Regeln anfreunden. Hier hilft es, sich selbst zu fragen: Warum arbeite ich eigentlich so gerne im Homeoffice? Welche Merkmale machen es angenehm für mich? Das kann etwa die flexible Zeiteinteilung oder das Gefühl der Unabhängigkeit sein. „Dann kann ich darüber nachdenken, wie sich das auf meine Arbeit im Büro übertragen lässt“, empfiehlt Zacher. Häufig könne man selbst an kleinen Stellschrauben drehen, so dass die Arbeit im Büro besser zu den eigenen Bedürfnissen passt. Die Auseinandersetzung trägt auch dazu bei, das eigene Mindset zur Präsenzarbeit zu verändern.

Stillarbeit im Homeoffice, Interaktion im Büro

Welche Wochentage sich für die Arbeit zu Hause anbieten, ist dem Arbeitspsychologen Zacher zufolge wenig erforscht. Montag und Freitag seien es aber in der Regel nicht. „Sie geben das Gefühl eines verlängerten Wochenendes, für die Arbeit ist das aber nicht motivierend“, sagt Zacher. Grundsätzlich sei es wichtig, eine gute Mischung zu finden. Aus persönlichen Präferenzen und dem, was im Team am besten passt. Die eigenen Aufgaben organisiert man am besten so, dass sie zur Umgebung passen. Interaktion findet nach Möglichkeit in Präsenz statt, „an Tagen, an denen man auch vor Ort ist“, empfiehlt Hannes Zacher. Stillarbeit dagegen klappt oft besser zu Hause, zumindest stundenweise.

Arbeitsplatz im Büro attraktiver machen

In vielen Büros sind feste Arbeitsplätze passé, Beschäftigte müssen für Präsenztage einen Tisch buchen. „Die Forschung zeigt, dass solche Flex-Desk-Modelle nicht besonders beliebt sind“, weiß Zacher. Hier sollten sich Unternehmen bemühen, die Identifikation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dem Arbeitsort zu verstärken. Etwa, indem sie einen Spind mit Platz für persönliche Dinge bekommen, die sie auf ihrem Tisch platzieren können. „Viele Menschen wollen Routine“, so der Arbeitspsychologe. „Gut ist, wenn Beschäftigte den gleichen Tisch an mehreren Tagen hintereinander buchen können.“ Zudem motiviere es, an Präsenztagen die Menschen in der Nähe zu haben, mit denen man tatsächlich zusammenarbeitet.

Gute Argumente für das Homeoffice

Wer Vorgesetzte doch wieder von mehr Homeoffice-Tagen überzeugen will, sollte sich seine Argumente gut überlegen. Hannes Zacher rät, zum Beispiel auf Aufgabenebene zu argumentieren. Etwa, indem Beschäftigte hervorheben, dass sie zu Hause eher konzentrierter arbeiten können. Ungünstig sind dagegen soziale Argumente im Sinne von „Die Kolleginnen und Kollegen stören mich“. Auch die Begründung, im Homeoffice ließen sich Privatleben und Beruf besser vereinbaren, ist dem Psychologen zufolge nicht hilfreich. Die Work-Life-Balance sei beim hybriden Arbeiten eine Frage der Selbstorganisation.