Das sollten Sie wissen:

  • Eine künstliche Bauchspeicheldrüse misst den Blutzucker und verabreicht selbstständig Insulin
  • Vorteile: stabilere Blutzuckerwerte, gesündere Langzeitwerte und weniger nächtliche Unterzuckerungen
  • Das erste System ist in Europa zugelassen und wird von Krankenkassen bezahlt

Auch wenn es futuristisch klingt - die künstliche Bauchspeicheldrüse ist kein neues Organ, das implantiert wird. Es handelt sich um eine Apparatur, die den Blutzucker misst und automatisch reguliert. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist ihre Entwicklung ein Meilenstein. Denn das Gerät übernimmt weitgehend selbstständig die Aufgaben der nicht mehr funktionierenden Bauchspeicheldrüse.

So funktioniert eine künstliche Bauchspeicheldrüse

Die künstliche Bauchspeicheldrüse besteht aus einem Zuckersensor, einem Sender und einer Insulinpumpe. Der Sensor wird direkt auf die Haut geklebt und misst kontinuierlich den Blutzucker im Unterhautfettgewebe. Diese Werte schickt der Sender an die Pumpe: ein kleines Kästchen, das beispielsweise am Gürtel getragen werden kann und mit einem Injektionssystem verbunden ist. Mithilfe eines Algorithmus ermittelt die Pumpe die benötigte Menge an Basalinsulin und steigert, verringert oder unterbricht die Hormonabgabe nach Bedarf. Dieses Prinzip nennt sich Hybrid-Closed-Loop-System.

Im Gegensatz zu einem komplett geschlossenen Kreislauf (Closed-Loop-System) muss der Tragende ab und zu von Hand Werte eingeben, zum Beispiel die aufgenommenen Kohlenhydrate oder den Glukose-Zielbereich, wenn Sport getrieben wird. Diese Unregelmäßigkeiten kann das System für die passende Insulindosis noch nicht berechnen.

Spezielle Sicherheitsmodule sollen Studien zufolge verhindern, dass die künstliche Bauchspeicheldrüse im Schlaf mehr Insulin abgibt als nötig und es dadurch zu einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung kommt. Auch ein Ausfall der Pumpe, der eine Überzuckerung auslösen könnte, soll weitestgehend ausgeschlossen sein.

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Welche Vorteile die künstliche Bauchspeicheldrüse bringt

Studien zeigen, dass Betroffene mit Typ-1-Diabetes dank der künstlichen Bauchspeicheldrüse mit sinkenden Blutzucker-Langzeitwerten und weniger nächtlichen Unterzuckerungen rechnen können. Auch liegen die Werte insgesamt häufiger im Zielbereich. Damit das so gut funktioniert, müssen Anwenderinnen und Anwender allerdings intensiv geschult sein.

Offen ist, ob der Einsatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse auch vor Spätkomplikationen eines Diabetes schützt, wie Schäden an Blutgefäßen, der Netzhaut und den Nerven.

Für wen das System geeignet ist - und für wen nicht

Die künstliche Bauchspeicheldrüse kommt vor allem für Menschen mit Typ-1-Diabetes infrage, die auf eine Insulin-Therapie angewiesen sind und sich auf die noch relativ komplexe Technik einlassen wollen. Nutzende müssen die Therapie mit Pumpe und Sensor sicher beherrschen, um rechtzeitig reagieren zu können, wenn etwas nicht klappt, zum Beispiel die Verbindung abreißt oder der Katheter verstopft.

Ungeeignet ist das System etwa für Schwangere, da der festgelegte Glukose-Zielwert von 120 mg/dl für sie zu hoch ist. Für Menschen mit Typ-2-Diabetes ist eine künstliche Bauchspeicheldrüse nur in speziellen Fällen eine mögliche Therapieform.

Wie komme ich an eine künstliche Bauchspeicheldrüse?

In Europa ist inzwischen die erste künstliche Bauchspeicheldrüse zugelassen. Personen ab sieben Jahren, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, können das Gerät verschrieben bekommen - sofern sie bisher noch keine Pumpe nutzen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für das System. Welche Unterlagen Sie dafür brauchen, sollten Sie direkt bei Ihrer Kasse  erfragen. Privatversicherte klären die Kostenübernahme direkt mit ihrem Versicherer.

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