Telefone und Fernseher sind smart, Autos können alleine fahren, und Roboter übernehmen Herzoperationen. Auch vor den Kinderzimmern macht der technische Fortschritt längst nicht mehr Halt: Wir finden eine große Auswahl an Geräten und Wearables, also tragbaren Accessoires, die den Schlaf des Babys aufzeichnen und seine Körperfunktionen überwachen.

Vorreiter war vor einigen Jahren die Sensormatte, die unter die Matratze gelegt wird und Alarm schlägt, sobald das Kleine sich eine Weile lang nicht bewegt hat oder zu langsam atmet.

Überwachung per Clip, Bändchen oder Socke

Nun gibt es Mini-Monitore, die per Clip an der Windel befestigt werden und bei einer längeren Bewegungspause vibrieren, um den Säugling zu wecken, während ein Warnton die Eltern alarmiert. Noch komfortabler präsentieren sich Fußbändchen oder Söckchen mit integrierter Überwachungsfunktion, die das Baby direkt am Körper trägt. Sie speichern Daten wie Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung und senden die aufgezeichneten Werte per App ans elterliche Smartphone.

Den plötzlichen Säuglingstod vorbeugen?

Doch kann all die Technik dem noch immer gefürchteten plötzlichen Säuglingstod vorbeugen? Oder liefert sie den Anbietern eher ein lukratives Geschäft mit der Angst der Eltern? "Nur bei sehr wenigen Säuglingen ist eine Schlafüberwachung tatsächlich medizinisch notwendig", sagt Dr. Alfred Wiater, Kinder- und Jugendarzt und Schlafmediziner aus Köln. "Etwa bei schwer ausgeprägten Atmungs- und Herz-Kreislauf-Störungen. In solchen Fällen erfolgt die ärztlich verordnete Heimüberwachung durch einen kombinierten Herz-Atmungs-­Monitor", erklärt er. "Die Eltern werden gezielt geschult, wie sie sich bei einem Alarm verhalten sollen und wie sie ihr Kind im Notfall reanimieren können."

Qualität der Hilfsmittel überprüfen

Das Problem, das der Experte bei Apps und Wearables sieht: Sind sie hinreichend getestet und sicher? Sind sie störanfällig, lösen sie häufiger falschen Alarm aus und versetzen Eltern so eher in Angst und Schrecken. Hinzu kommt, dass bestimmte Über­wachungsfunktionen manche bedrohliche Situation gar nicht erkennen. "Registriert ein Gerät zum Beispiel nur Atembewegungen, aber nicht die Herzfrequenz, dann kann das Kind trotz Monitoring in einen Sauerstoffmangel geraten. Etwa weil die oberen Atemwege verschlossen sind und keine Luft in die Lungen gelangt", so Wiater. Fazit des Mediziners: Frei verkäufliche Monitoring-Geräte können eine trügerische Sicherheit vermitteln, wenn sie akute Gefahrensituationen für den Säugling nicht erfassen.

Bekannte Risiken meiden

Was hilft dann, wenn jede Nacht das Schreckgespenst plötzlicher Kindstod Mama und Papa um den Schlaf bringt? Schläft das Baby die ersten Monate ohnehin im Elternschlafzimmer, werden Mütter und Väter mit der Zeit gelassener und vertrauen dem Schlummer ihres Kindes. Der Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses für Säuglinge (zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz) vermittelt ebenfalls das Gefühl, im Notfall besser gewappnet zu sein. Außerdem empfehlen Experten die Umsetzung aller Maßnahmen, die dem plötzlichen Kindstod vorbeugen können.

Beobachten Sie allerdings bei Ihrem Kind Anzeichen einer möglicherweise gestörten Atmungs- oder Herz-Kreislauf-Regulation, rät Alfred Wiater, sofort zum Kinderarzt zu gehen. Kritische Anzeichen sind: Das Kind schwitzt übermäßig, obwohl Kleidung und Zimmertemperatur angemessen sind. Es kommt zu Atempausen, die länger als 20 Sekunden andauern, die Haut ist extrem blass oder schimmert bläulich. Plötzliche Bewusstlosigkeit oder Muskelerschlaffung sowie Koordinationsstörungen beim Saugen, Schlucken und Atmen mit akuter Atemnot.

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