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Zahnfleischentzündung – kurz erklärt

  • Sehr viele Menschen haben entzündetes Zahnfleisch.
  • Blutet das Zahnfleisch beim Zähneputzen oder Reinigen der Zwischenräume,  kann dies auf eine Zahnfleischentzündung hinweisen.
  • Die häufigste Ursache ist mangelnde Mundhygiene, weil sich dann Bakterien aus der Mundhöhle im Zahnfleisch ansiedeln und vermehren können. Das kann eine Entzündung auslösen. 
  • Aus einer Zahnfleischentzündung kann sich eine Parodontitis entwickeln, eine Entzündung des Zahnhalteapparats, die gefährliche Folgen haben kann.
  • Die beste Vorbeugung und Therapie: zweimal täglich Zähne putzen, einmal pro Tag Zahnseide oder spezielle Bürstchen anwenden.

Was ist eine Zahnfleischentzündung?

Eine Zahnfleischentzündung (medizinisch: Gingivitis) kommt sehr häufig vor. Sie entsteht in den meisten Fällen durch eine unzureichende Mundhygiene. Wer sich nicht täglich die Zähne putzt und die Zwischenräume reinigt, bei dem bilden Bakterien aus der Mundhöhle einen Belag auf den Zähnen und vor allem am Zahnfleischrand. Die Keime können sich ausbreiten und eine Entzündung hervorrufen: die Zahnfleischentzündung. Symptome wie Zahnfleischbluten beim Reinigen des Gebisses weisen darauf hin. Unbehandelt kann aus der Gingivitis eine Parodontitis werden, eine Entzündung des Zahnhalteapparats. Diese kann bestimmte Krankheiten begünstigen und zum Zahnverlust führen.

Ursachen: Warum entzündet sich das Zahnfleisch?

Es ist ganz normal, dass wir in unserer Mundhöhle Bakterien haben, genauso wie im Darm oder auf der Haut. Im Mund leben über 1000 verschiedene Bakterienarten, die sich auf unterschiedliche Bereiche der Mundhöhle spezialisiert haben. Die einen haben sich auf der Zunge, die anderen in der Mundschleimhaut oder auf der Zahnoberfläche angesiedelt. Die Gesamtheit aller Bakterien im Mund nennt sich Mundflora. Normalerweise bereiten die Keime keine Probleme.

Unter bestimmten Voraussetzungen kann sich dies jedoch ändern: Die Keime im Mund ernähren sich von den Speiseresten aus unserer Nahrung und bilden unter anderem auf der Zahnoberfläche und am Übergang von Zahn zu Zahnfleisch einen sogenannten Biofilm. In dieser gelartigen Matrix sind die Keime gut gegen äußere Einflüsse abgeschirmt und können sich vermehren, es entsteht Zahnbelag, auch Plaque genannt. Zahnbelag bildet sich innerhalb von 24 Stunden.

Unzureichendes Zähneputzen

Wer seine Zähne nicht regelmäßig und gründlich putzt, der riskiert deshalb, dass sich die Keime im Zahnbelag auf ein ungesundes Maß vermehren. Sie geben aggressive Stoffwechselprodukte, Säuren und Toxine (= Giftstoffe) ab, die schließlich auch ins Zahnfleisch gelangen. Das Zahnfleisch bedeckt die zahntragenden Teile des Kieferknochens. Am Übergang von Zahn zu Zahnfleisch entsteht eine seichte Furche von ein bis zwei Millimetern Tiefe, der sogenannte Sulcus. Hier ist das Zahnfleisch nicht fest mit dem Zahn verbunden. Das ist die geeignete Angriffsfläche für die Bakterien. Gelangen die aggressiven bakteriellen Stoffwechselprodukte aus dem Zahnbelag dorthin, dann reagiert der Körper mit einer Entzündung darauf – der Zahnfleischentzündung.

Wenn aus Plaque Zahnstein wird

Die Plaque haftet zwar fest auf dem Zahn und lässt sich nicht absprayen, sie lässt sich aber noch mit der Bürste wegputzen. Geschieht das nicht regelmäßig genug, dann lagern sich Mineralstoffe aus dem Speichel in den Zahnbelag ein, zum Beispiel Kalzium. Der Zahnbelag verfestigt sich zu Zahnstein und kann nur noch vom Zahnarzt oder der Zahnärztin entfernt werden.

Hat sich erst einmal Zahnstein gebildet, können sich auf seiner rauen Oberfläche umso leichter Bakterien ansiedeln, was die Zahnfleischentzündung schürt. Breitet sich die Plaque weiter aus, tiefer in den Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn hinein, dann kann sich der Spalt vergrößern. Es bilden sich Zahnfleischtaschen. Ist das geschehen, handelt es sich um eine Parodontitis, eine Erkrankung des Zahnhalteapparates. Sie kann sogar zum Verlust der Zähne führen. Außerdem bildet Plaque einen Nährboden für Karies.

Zahnstein

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Ist eine Gingivitis gefährlich?

Während sich eine Zahnfleischentzündung durch geeignete Maßnahmen normalerweise innerhalb weniger Wochen wieder zurückbildet und keine bösen Folgen hat, ist die Parodontitis ein irreversibler Vorgang. Die Zahnfleischtaschen bleiben also bestehen. Schreitet die Entzündung des Zahnhalteapparats unbehandelt fort, können die Bakterien aus der Mundhöhle ins Blut gelangen. Das kann sich negativ auf Herz-Kreislauf-Krankheiten, bestimme Krebsarten und Diabetes mellitus auswirken, aber auch akute Probleme bereiten, wie eine Lungenentzündung.

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Was begünstigt noch eine Zahnfleischentzündung?

Ob sich eine Zahnfleischentzündung bildet, ist nicht nur eine Frage der Zahnhygiene. Bei manchen Menschen führt schon eine leichte Plaquebildung zu Entzündungen, während bei anderen auch stark ausgeprägter Zahnbelag keine Beschwerden verursacht. Folgende Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine bakteriell bedingte Zahnfleischentzündung entwickelt:

  • Geschwächtes Immunsystem (zum Beispiel durch AIDS)
  • Chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Stress
  • Alter
  • Hormonschwankungen während der Pubertät, der Schwangerschaft und der Monatsblutung
  • Erbliche Veranlagung
  • Vitamin-C-Mangel (in Deutschland aber sehr selten)
  • Medikamente, zum Beispiel bestimmte Blutdrucksenker oder abwehrschwächende Mittel, sogenannte Immunsuppressiva
  • Mundtrockenheit
  • Nicht gut sitzender Zahnersatz (Brücken, Kronen, Implantate, Füllungen)

Falls der Verdacht besteht, dass Medikamente einen Einfluss auf die Zahngesundheit haben, sollten Sie Ihren Arzt um Rat fragen. Manchmal lassen sich bestimmte Arzneien gegen besser geeignete austauschen. Vorsicht: Medikamente nicht eigenmächtig absetzen!

Zahnersatz besitzt nicht die natürlichen Abwehrmechanismen wie ein echter Zahn. Außerdem begünstigen die Übergänge von Brücken und Kronen zur Zahnoberfläche die Bildung von Zahnbelag. Auch an Implantaten passiert das eher. Entzündet sich das Gewebe um ein Implantat herum, sprechen Zahnärzte von Periimplantitis. Eine gründliche Zahnpflege ist bei Zahnersatz daher sehr wichtig.

Symptome: Woran erkennt man eine Gingivitis?

Gesundes Zahnfleisch ist blass-rosa. Es füllt den Raum zwischen den Zähnen aus. Und: Es blutet nicht. Entzündetes Zahnfleisch ist meistens gerötet und angeschwollen. Und es blutet immer mal wieder: zum Beispiel beim Zähneputzen. Der ausgespuckte Zahnpastaschaum sieht dann rötlich verfärbt aus. Oder es blutet beim Biss in einen Apfel. Dann sind auf dem Obst rötliche Spuren erkennbar. Schließlich kann das Zahnfleisch auch schon bei Berührung anfangen zu bluten.

Eher selten hat Zahnfleischbluten andere Ursachen, zum Beispiel die falsche Putztechnik. Wer die Zähne mit viel Druck "schrubbt", schadet der empfindlichen Schleimhaut. Das Warnsignal Zahnfleischbluten kann auch fehlen. Bei Rauchern ist das häufig der Fall. Denn die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs bewirken, dass die Mundschleimhaut schlechter durchblutet wird. Folglich blutet sie auch weniger leicht – selbst wenn sie bereits entzündet ist. So wird die Gingivitis womöglich übersehen.

Wenn die Probleme länger bestehen, kommt es häufig zu einem Rückgang des Zahnfleischs. Dadurch erscheinen die Zähne länger, da die Zahnhälse frei liegen. Die Rötung des Zahnfleischs kann im Verlauf der Zahnfleischentzündung zurückgehen.

Zu Beginn macht eine Zahnfleischentzündung meistens keine Schmerzen. Bei einer chronischen Zahnfleischentzündung können jedoch Zahnschmerzen auftreten, hinzu gesellt sich oft ein starker Mundgeruch. Bei schweren Verläufen einer chronischen Gingivitis können zudem folgende Krankheitszeichen auftreten:

  • Unter dem Zahnfleisch bildet sich Eiter, der bei Druck hervortritt.
  • Die Entzündung führt zum Anschwellen der umliegenden Lymphknoten.
  • Die Entzündung greift auf die Mundschleimhaut über (Gingivostomatitis).

Wie stellt der Zahnarzt eine Zahnfleischentzündung fest?

Wenn sich eine Zahnfleischentzündung nicht bessert, sollte spätestens nach einer Woche der Zahnarzt um Rat gefragt werden. Er untersucht die Zähne und das Zahnfleisch. Dabei kann er eine Zahnfleischentzündung bereits mit bloßem Auge feststellen.

Zusätzlich misst der Arzt oder die Ärztin mit einer feinen Sonde, wie tief der Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch ist. Normalerweise sollte er nicht tiefer als zwei oder drei Millimeter sein. Kommt die Sonde wesentlich weiter, sind meistens schon Zahnfleischtaschen entstanden – ein Hinweis auf eine Parodontitis, die entsprechend behandelt werden muss. Die Untersuchung tut nicht weh und gehört auch bei gesetzlich Versicherten zur Vorsorge.

Eventuell sind ergänzende Untersuchungen sinnvoll, zum Beispiel eine Röntgenuntersuchung des Kiefers. Ein Speicheltest kann Aufschluss darüber geben, ob die Zusammensetzung und die Fließrate des Speichels eine Zahnfleischentzündung begünstigt.

Was hilft bei einer Zahnfleischentzündung?

Eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene ist die wichtigste Maßnahme, um einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen und diese zu behandeln. Wer die Zähne gut pflegt, bei dem sollte die Entzündung innerhalb weniger Wochen wieder verschwinden.

Das gehört zur Mundhygiene:

  • Zweimal täglich Zähne putzen.
  • Einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide, -hölzchen oder Zwischenraumbürstchen reinigen. Was sich für Sie am besten eignet, klären Sie mit dem Zahnarzt.

Zusätzlich kann bei einer Gingivitis infrage kommen:

  • Antibakterielle und entzündungshemmende Mundspüllösungen oder –gele. Wie gut solche Mittel wirken, hängt unter anderem davon ab, wie effektiv sie das Bakterienwachstum eindämmen und wie lange sie im Mund verweilen. Oft kommt der Wirkstoff Chlorhexidin zum Einsatz, den es in verschieden starker Dosierung gibt und der kurz- oder längerfristig angewendet wird. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel bräunlich verfärbte Zähne und ein veränderter Geschmack. Neben Chlorhexidin gibt es auch Mundspüllösungen auf pflanzlicher Basis, die antibakteriell wirkende ätherische Öle enthalten.
  • Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente
  • Bei einer ausgeprägten Zahnfleischentzündung unter Umständen Antibiotika

Nicht vergessen: Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt

  • Zweimal jährlich zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin gehen und die Zähne kontrollieren lassen. Dies wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Bei dieser Gelegenheit untersucht der Zahnarzt nicht nur Zahnfleisch und Zähne. Er entfernt auch Zahnbeläge (keine Kassenleistung) und den Zahnstein (Kassenleistung einmal pro Jahr).
  • Zahnärzte und Zahnärztinnen empfehlen, nach Möglichkeit zusätzlich in eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung zu investieren. Die Kosten sind unter anderem abhängig von der Zahl der vorhandenen Zähne und der Dauer der Zahnreinigung. Im Normalfall übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Es gibt jedoch Ausnahmen. Fragen Sie dazu am besten bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie beispielsweise einen pauschalen Zuschuss zur Zahnreinigung zahlt. Eine speziell ausgebildete Fachkraft reinigt dabei die Zähne gründlich maschinell und mit Handinstrumenten. Die Zahnoberflächen werden anschließend glatt poliert und mit fluoridhaltigem Lack versiegelt. So sind die Zähne wieder gründlich sauber. Auf den glatten Oberflächen bleiben neue Beläge nicht mehr so schnell haften.
David Zenker, Zahnarzt

David Zenker, Zahnarzt

Beratender Experte

David Zenker studierte Zahnmedizin in München und leitet seit 2012 eine Praxis in München-Neuhausen. Zudem ist er zertifizierter Implantologe.

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO): S3-Leitlinie "Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis", 2018 (Abgerufen 01/2020)

Chow AW: Epidemiology, pathogenesis, and clinical manifestations of odontogenic infections. UpToDate Inc. 2019; https://www.uptodate.com/home (Abgerufen 01/2020)

Bundeszahnärztekammer (BZÄK): Handbuch der Mundhygiene 2017. Online: www.bzaek.de (Abgerufen 01/2020)

Wilder RS, Moretti AJ: Overview of gingivitis and periodontitis in adults. UpToDate Inc. 2019; https://www.uptodate.com/home (Abgerufen 01/2020)

Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO): Parodontale Gesundheit und Gingivitis, 2019 (Abgerufen 01/2020)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.