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Vasektomie - kurz erklärt

Bei der Vasektomie werden die Samenleiter auf beiden Seiten durchtrennt, damit keine Spermien mehr in das Ejakulat gelangen. Möchte ein Paar dauerhaft verhüten, gehört die Vasektomie zu den Methoden mit den wenigsten unerwünschten Wirkungen. Der Eingriff lässt sich auch rückgängig machen, indem die Samenleiter wieder zusammengenäht werden, allerdings ist das aufwändig und die Fruchtbarkeit lässt sich auch dann nicht immer wieder erlangen.

Bei der Suche nach einer geeigneten Verhütungsmethode wählen manche Menschen einen operativen Eingriff, der sie dauerhaft unfruchtbar macht. Die Operation zur Sterilisation von Männern heißt Vasektomie. Dabei durchtrennt der Arzt auf beiden Seiten die Samenleiter.

Wie kommen die Spermien in die Samenflüssigkeit?

Die Hoden bilden die Spermien. Danach wandern die Spermien in den zugehörigen Nebenhoden, wo sie fertig reifen. Dort und in den Samenleitern werden sie gespeichert. Während des Geschlechtsaktes ziehen sich die Samenleiter stark zusammen. Dadurch gelangen die Spermien von dort in die Harnröhre, gemeinsam mit Flüssigkeit aus den Samenblasen und der Prostata. Der Samenerguss, die sogenannte Ejakulation, stößt die Samenflüssigkeit und die Spermien aus. Die Spermien bilden mit etwa fünf bis zehn Prozent nur einen geringen Teil der gesamten Samenflüssigkeit.

Vor der Entscheidung zur Vasektomie: gründlich überlegen

Es gibt mehrere mögliche Gründe für eine Sterilisation. Am häufigsten ist die abgeschlossene Familienplanung. Aber auch, wenn eine weitere Schwangerschaft die Partnerin gefährden würde, kann das den Ausschlag für die Vasektomie geben.

Bei der Entscheidung zur Vasektomie sollte der Mann aber auch überlegen, ob sich seine Lebensumstände nicht noch derart ändern könnten, dass er seinen Entschluss bereut. Das könnte beispielsweise der Fall sein, wenn er zukünftig eine neue Partnerin mit Kinderwunsch hat.

Gegen eine Vasektomie sprechen zum Beispiel wenn ein Mann noch keine 30 Jahre alt ist, keine feste Partnerschaft und keine Kinder hat, wenn er unter anhaltenden Schmerzen im Hodenbereich leidet oder eine schwere andere Erkrankung hat.


Urologen und Urologinnen führen die Vasektomie durch. Vor der Operation erläutert der zuständige Arzt oder die Ärztin in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch die Art des Eingriffes, seine Folgen und möglichen Nebenwirkungen.

Wie sicher ist eine Vasektomie?

Die Vasektomie ist die zuverlässigste Verhütungsmethode für den Mann. Manchmal wachsen allerdings die Samenleiter in den ersten Monaten wieder zusammen. Insgesamt versagt die Methode nur bei etwa einem von 1000 Männern. Die Sicherheit der Verhütung liegt damit mit einem Pearl Index von 0,1 in etwa im Bereich der Antibabypille. In sehr seltenen Fällen kann es auch Jahre nach der Sterilisation zu einem Zusammenwachsen der Enden und damit unter Umständen zu einer Schwangerschaft kommen.

Lässt sich eine Vasektomie rückgängig machen?

Die Samenleiter lassen sich in den meisten Fällen wieder verbinden. Dieser Eingriff ist jedoch sehr aufwändig und kostet zwischen 2000 und 5000 Euro. Die Kosten für diese Vaso-Vasostomie genannte Operation übernehmen die Krankenkassen üblicherweise nicht. Ein technisch erfolgreicher Eingriff muss nicht bedeuten, dass der Mann dann wieder fruchtbar ist. Zwar lässt sich bei 90 bis 98 Prozent der Männer nach dem Eingriff auch wieder ein positives Spermiogramm, also Spermien im Ejakulat nachweisen. Dennoch liegt die Chance, danach noch einmal Vater zu werden, deutlich niedriger.

Die Wiederherstellung der Samenleiter ist teuer und kompliziert

Die Wiederherstellung der Samenleiter ist teuer und kompliziert

Wer trotz einer Vasektomie einen etwaigen späteren Kinderwunsch nicht ausschließen will, kann vor der Operation auch Spermien gewinnen und einfrieren lassen. Dieses Verfahren heißt Kryokonservierung.

Ablauf: Wie führt der Arzt oder die Ärztin die Vasektomie durch?

Ein Samenleiter ist wie ein Art 30 bis 35 Zentimeter langer Schlauch. Er hat in etwa die Dicke einer Spaghetti. Bei der Sterilisation durchtrennt und unterbindet der Arzt oder die Ärztin die Samenleiter auf beiden Seiten. Häufig entnimmt er oder sie dabei einen etwa einen Zentimeter langen Abschnitt. Die entnommenen Teilstücke des Samenleiters kann ein Gewebespezialist untersuchen. Diese Untersuchung ist nicht vorgeschrieben, aber sie bietet eine zusätzliche Sicherheit, dass es sich wirklich um Stücke des Samenleiters handelt. Je nach Methode verödet der Arzt oder die Ärztin den Hohlraum des Samenleiters auch noch mit Hilfe von elektrischem Strom (Kauterisierung).

Die meisten Vasektomien erfolgen ambulant. Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde. Nachdem der Hodensack auf beiden Seiten örtlich betäubt wurde, ertastet der Arzt die Samenleiter durch die Haut des Hodensacks und schneidet dann die Haut links und rechts etwa ein bis zwei Zentimeter ein. Dann wird der Samenleiter aufgesucht und das entsprechende Stück entfernt.

Schonender soll die sogenannte no-scalpel-Vasektomie sein. Dabei wird die Haut des Hodensacks nur punktiert, und nicht geschnitten. Durch diese Hautöffnung werden die Samenleiter durchtrennt, anschließend die Enden verschlossen und in verschiedene Schichten des Hodensacks verlegt, damit sie nicht wieder zusammenwachsen.

Nach der Operation haben die betroffenen Männer in der Regel kaum Schmerzen. Trotzdem sollen sie sich für ein bis zwei Tage körperlich schonen und keinen Sex haben. Für etwa zwei Wochen sollten sie auch auf Sport verzichten. Duschen ist ab dem ersten Tag nach der Operation möglich, aber der Betroffene sollte drei Wochen lang nicht baden.

Noch einige Monate nach einer Vasektomie können befruchtungsfähige Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sein. Das sind Spermien, die bereits vor der Sterilisation in die Samenwege gelangt sind. Daher ist in der ersten Zeit noch eine zusätzliche Verhütung nötig. Ein ungeschützter Geschlechtsverkehr ist erst dann sicher, wenn das Labor in wiederholten Kontrolluntersuchungen (mindestens zwei!) des Samenergusses keine befruchtungsfähigen Spermien mehr finden kann. Der Mann sollte mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen, ab wann es für ihn sicher ist, auf Verhütungsmittel zu verzichten.

Risiken und Nebenwirkungen einer Vasektomie

Bei einer Vasektomie treten nur selten Komplikationen auf. Möglich sind etwa Blutergüsse, Wundinfektionen oder Entzündungen der Nebenhoden. Selten leiden Männer nach einer Sterilisation unter bleibenden Schmerzen im Bereich des Hodensackes, einem sogenannten Post-Vasektomie-Syndrom. Manche Experten vermuten, dass nach dem Abbinden oder Veröden des Samenleiters ein Rückstau der Spermien in die Nebenhodenkanälchen das Syndrom auslöst. Auch beschädigte Nerven könnten eine Möglichkeit sein. Andere glauben eher an eine psychische Ursache der Beschwerden.

Extrem selten können auch nach einer Sterilisation die Samenleiter wieder zusammenwachsen, so dass einige Zeit nach einer erfolgreichen Sterilisation doch wieder Spermien im Ejakulat vorhanden sind.

Wieviel kostet eine Vasektomie?

Eine Vasektomie kostet etwa 500 Euro.[1] Diese Summe schließt auch die Nachuntersuchungen der Samenflüssigkeit mit ein. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten in aller Regel nicht.

Vor- und Nachteile einer Vasektomie

Welche Vorteile hat eine Vasektomie?

Wenn ein Paar den Wunsch nach einer dauerhaften Verhütung hat, gehört die Vasektomie zu den Verhütungsmethoden mit den wenigsten unerwünschten Wirkungen. Insbesondere ist sie deutlich einfacher und weniger aufwändig als die Sterilisation der Frau. Die Vasektomie hat auch keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt. Damit bleiben das Lustempfinden und die Erektionsfähigkeit in der Regel unbeeinträchtigt. Auch ein Samenerguß ist selbstverständlich weiter möglich.

Welche Nachteile hat eine Vasektomie?

Abgesehen von möglichen Komplikationen des Eingriffs (siehe oben) haben manche Männer nach der Sterilisation seelische Probleme damit, unfruchtbar zu sein. Und wie beschrieben, lässt sich die Fruchtbarkeit im Falle eines Kinderwunsches nur mit viel Aufwand und nicht in jedem Fall wieder erlangen. Diese Aspekte sollte der Mann vor der Entscheidung zu einer Vasektomie bedenken.

Prof. Christian Stief

Prof. Christian Stief

Beratender Experte: Professor Dr. med. Christian Stief ist Facharzt für Urologie. Er habilitierte sich 1991 an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit 2004 steht er als Direktor der Urologischen Klinik des Klinikums der Universität München vor. Er ist Herausgeber mehrerer deutsch- und englischsprachiger wissenschaftlicher Bücher und war von 2006 bis 2012 Mitherausgeber der Fachzeitschrift European Urology. Er ist Mitglied im Medizinausschuß des Wissenschaftsrats und der Leopoldina.


Quellen: