Logo der Apotheken Umschau

Was ist eine Toxoplasmose?

Die Toxoplasmose wird durch den Erreger Toxoplasma gondii ausgelöst. Das ist ein Parasit, der sich in Zellen von Mensch oder Tier vermehren kann.

Gesunde bemerken eine Toxoplasmose-Infektion meistens gar nicht. Etwa 50 Prozent aller Deutschen haben sich bereits irgendwann infiziert, die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Lebensalter. Der Körper bildet Abwehrstoffe gegen den Erreger, er ist dann normalerweise lebenslang immun gegen die Krankheit.

Allerdings bleibt der Parasit oft dauerhaft im Organismus – etwa in Zysten im Muskel oder im Gehirn. Mediziner sprechen deshalb von einer latent persistierenden, also "versteckt fortbestehenden" Infektion.

Gefährlich werden kann eine solche versteckte, aber auch eine erstmalige Infektion bei einer Abwehrschwäche – etwa durch Medikamente, eine HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation. Dann kann eine Toxoplasmose schwer verlaufen.

Problematisch ist außerdem eine erstmalige Infektion in der Schwangerschaft, denn der Parasit kann in diesem Fall auf das Ungeborene übergehen und zu Schäden oder sogar zur Fehlgeburt führen. Ist eine Schwangere bereits gegen Toxoplasmose immun, besteht im Normalfall keine Gefahr für das Baby.

Wie kommt es zur Infektion?

  • Viele Katzen scheiden den Toxoplasmose-Erreger mit ihrem Kot aus. In feuchter Erde oder in Sand überlebt er mehrere Monate bis Jahre. Menschen können sich infizieren, wenn sie zum Beispiel bei der Gartenarbeit in Kontakt mit dem Erreger kommen und ihn über den Mund aufnehmen – oder wenn sie Lebensmittel essen, die mit dem Erreger verunreinigt wurden, etwa ungewaschenes Obst oder Gemüse.
  • Eine weitere wichtige Infektionsquelle sind rohe oder nicht ausreichend erhitzte Fleischprodukte aus infizierten Schlachttieren, insbesondere Schweinen.
  • Der Erreger kann außerdem im Rahmen einer Organtransplantation übertragen werden, wenn der Spender infiziert war.
  • Erkrankt eine Schwangere erstmals an Toxoplasmose, kann sie den Erreger an das Ungeborene weitergeben.

Hintergrund: Entwicklungsstadien des Toxoplasmose-Erregers

In der Entwicklung des Erregers Toxoplasma gondii gibt es drei Entwicklungsstadien:

1) eine aktive Form, in der er sich schnell vermehrt (Tachyzoiten)

2) eine Ruheform, die sich nur selten teilt (Bradyzoiten)

3) ein umweltstabiles Außenstadium, sozusagen "Eier" (Oozysten).

Um sich zu vermehren, benötigen Toxoplasmen einen Wirt. Als Wirte können grundsätzlich alle warmblütigen Tiere und auch der Mensch dienen. Die Vermehrung erfolgt in zwei Phasen, in einer geschlechtlichen Vermehrung und einer ungeschlechtlichen. Die geschlechtliche Vermehrung findet ausschließlich im Darm von Katzen und katzenartigen Tieren statt und endet mit der Bildung der Oozysten. Die Oozysten werden mit dem Katzenkot ausgeschieden und können lange überleben.

Experten gehen davon aus, dass je nach Region bis zu 70 Prozent aller Katzen mit Toxoplasmen infiziert sind. Am häufigsten sind das Katzen, die im Freien gehalten und mit rohem Fleisch gefüttert werden. Von diesen wiederum scheiden die Katzen die meisten Oozysten aus, die sich das erste Mal mit Toxoplasmose infiziert haben.

Nimmt der nächste Wirt die Oozysten auf, werden in seinem Darm viele Parasiten freigesetzt, die sich als Tachyzoiten ungeschlechtlich vermehren und verschiedene Gewebe des Wirtes befallen. Danach wandeln sie sich in Bradyzoiten um, die sich nur noch selten teilen. In dieser Lebensform können sie meist in Zysten im Muskel oder im Gehirn lebenslang weiterbestehen. Mediziner bezeichnen das als eine latent persistierende, also eine "versteckt fortbestehende" Infektion.

Welche Beschwerden treten auf?

Bei gesunden Erwachsenen und Kindern verläuft die Infektion in der Regel symptomlos und daher meistens unerkannt ab. Nur selten kommt es zu einem grippeähnlichen Krankheitsbild mit Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und Durchfällen, das jedoch ohne Therapie wieder vorübergeht. Auch mehr oder weniger ausgedehnte Lymphknotenschwellungen – vor allem am Hals – können auftreten. Selten entzündet sich das Gehirn oder die Netz- und Aderhaut am Auge. Experten halten es aber für denkbar, dass die Anzahl der Augeninfektionen durch Toxoplasmose nur unzureichend erfasst wird – dass die tatsächliche Anzahl also höher liegt als bekannt.

Menschen, deren Immunsystem durch Vorerkrankungen oder Medikamente geschwächt ist, erkranken bei einer Erstinfektion mit Toxoplasmose häufig an einer speziellen Art der Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie). Typische Symptome sind trockener Husten, geringes Fieber und Atemnot.

Liegt eine Erstinfektion schon länger zurück, kann es zu einer Reaktivierung der unbemerkt vorhandenen Infektion kommen. Das führt häufig zu einer schweren Entzündung des Gehirns. Anzeichen dafür sind – in Abhängigkeit von der betroffenen Hirnregion – unterschiedliche neurologische Ausfälle wie Halbseitenlähmung, Sehstörungen oder Krampfanfälle. Seltener sind die Augen betroffen. Zu den möglichen Symptomen zählen verschwommenes Sehen, Gesichtsfeldausfälle, Lichtempfindlichkeit, Augenschmerzen und, wenn die Makula, also der Ort des schärfsten Sehens betroffen ist, eine Beeinträchtigung des Scharfsehens. Breitet sich der Erreger weiter aus, können viele verschiedene Organe betroffen sein.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft

Infiziert sich eine Frau in der Schwangerschaft erstmals mit Toxoplasmose, gefährdet das ihr ungeborenes Kind. Denn die Parasiten können über die Plazenta auf das Ungeborene übergehen. Nicht jedes Baby infiziert sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass das geschieht, steigt mit der Schwangerschaftsdauer an. Im ersten Drittel infizieren sich etwa 17 Prozent der betroffenen Babys, im zweiten rund 24 Prozent und im dritten Drittel etwa 64 Prozent (Robert Koch-Institut, 2000).

Je jünger das ungeborene Kind zum Zeitpunkt der Infektion ist, desto schwerwiegender sind die möglichen Folgen. Infektionen im ersten Drittel der Schwangerschaft führen am häufigsten zu einem Abort. Kinder, die sich im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel infizieren, kommen meist ohne erkennbare Symptome zur Welt, können aber nach Jahren noch Spätsymptome einer angeborenen Toxoplasmose entwickeln. Dazu gehören vor allem Netz- und Aderhautentzündungen, eine Entwicklungsverzögerung oder Krampfanfälle.

Hat sich eine Mutter bereits vor der Schwangerschaft infiziert und eine Immunität gegenüber Toxoplasmose aufgebaut, ist das ungeborene Kind normalerweise nicht gefährdet.

Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft?

Das Robert Koch-Institut empfiehlt, schwangere Frauen auf eine Immunität gegen Toxoplasmose hin zu untersuchen. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für solche Bluttests normalerweise nur in begründeten Fällen.

Als immun gelten Frauen, bei denen IgG-Antikörper gegen Toxoplasmose vorhanden sind.

Sind auch IgM-Antikörper vorhanden, so können diese, müssen aber nicht zwingend auf eine frische Infektion hinweisen. Daher sind weitere Kontrolluntersuchungen notwendig. Darüber hinaus ist eine Abklärung in Speziallabors nötig.

Hatte sich die Schwangere bisher nicht mit dem Toxoplasmose-Erreger infiziert, so sind keine Antikörper nachweisbar. Dann sollte in regelmäßigen Abständen auf Antikörper getestet werden, um eine etwaige Infektion möglichst früh zu erkennen.

Schwangere lassen sich zum Test und den möglichen Kosten am besten von ihrem Arzt beraten.

Wann und wie wird eine Toxoplasmose behandelt?

Schwangere mit einer frischen Toxoplasmose-Infektion sollten eine Therapie erhalten, empfehlen Robert Koch-Institut und Paul Ehrlich Gesellschaft – auch wenn eine kindliche Infektion nicht nachgewiesen ist. Aktuelle Studien zeigen, dass sich dadurch das Risiko senken lässt, dass Toxoplasmen auf das ungeborene Kind übergehen. Neugeborene, die sich im Mutterleib angesteckt haben, erhalten ebenfalls eine Therapie.

Bei gesunden Erwachsenen muss eine Toxoplasmose im Normalfall nicht behandelt werden. Ausnahme: Es kommt zu einer Augenbeteiligung.

Auch wer eine Abwehrschwäche hat und an einer aktiven Toxoplasmose-Infektion erkrankt, braucht eine Therapie.

Zum Einsatz kommen verschiedene Wirkstoffe wie Spiramycin (Frühschwangerschaft) oder Pyrimethamin und Sulfadiazin in Kombination mit Folinsäure.

Was kann vor einer Infektion schützen?

Vor allem Schwangere, die nicht immun gegen Toxoplasmose sind, sowie Menschen mit Abwehrschwäche sollten nach Möglichkeit vorbeugen: zum Beispiel rohe oder nicht ausreichend erhitzte Fleischprodukte meiden, rohes Gemüse und Früchte gründlich waschen und sich regelmäßig die Hände reinigen. Das gilt in besonderem Maße nach dem Umgang mit rohem Fleisch, nach der Gartenarbeit und dem Besuch von Spielplätzen. Bei der Gartenarbeit am besten auch Handschuhe tragen.

Katzenbesitzern empfehlen Experten, ihre Tiere mit Dosenfutter zu ernähren anstatt mit Frischfleisch. Die Katzentoilette sollte ein anderes Familienmitglied leeren und einmal täglich mit heißem Wasser reinigen.

Weitere Tipps zum Schutz vor Toxoplasmose gibt eine Informationsbroschüre des Bundesinstitutes für Risikobewertung (siehe Link unten).

Professor Dr. Uwe Groß

Professor Dr. Uwe Groß

Beratender Experte

Professor Dr. Uwe Groß ist Direktor des Institutes für Medizinische Mikrobiologie der Universitätsmedizin Göttingen. Er leitet das Nationale Konsiliarlabor Toxoplasma und die Arbeitsgruppe Toxoplasmose der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG).

Quellen:

Toxoplasmose: RKI-Ratgeber für Ärzte. Online: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Toxoplasmose.html?nn=2374512 (Abgerufen am 09.12.14)

Toxoplasmose und Schwangerschaft – wie effektiv ist eine Therapie? Stellungnahme der Paul-Ehrlich-Gesellschaft. Online: http://www.p-e-g.org/aktuelles/239 (Abgerufen am 09.12.14)

Verbrauchertipps: Schutz von Toxoplasmose, Stand: Juni 2011. Online: http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_toxoplasmose.pdf (Abgerufen am 09.12.14)

Groß U, Toxoplasmose in der Schwangerschaft, Dtsch Arztebl 2001; 98(49): A-3293 / B-2778 / C-2579. Online: http://www.aerzteblatt.de/archiv/29759/Toxoplasmose-in-der-Schwangerschaft (Abgerufen am 09.12.14)

Harrison Innere Medizin, Herausgeber M. Dietel, N. Suttorp, M. Zeiz, ABW Wissenschaftsverlag

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.