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Das Tollwutvirus (Rabiesvirus, Lyssavirus) befällt Säugetiere und ganz selten auch Vögel. Es ist mit wenigen Ausnahmen weltweit verbreitet.

Eine Übertragung des Virus erfolgt vor allem durch Bisse oder durch Kontakt von infiziertem Speichel mit offenen Wunden oder Schleimhäuten.

Welche Rolle spielt die Tollwut heute?

Situation weltweit: In einigen Ländern der Erde ist die Tollwut bei Wild- und Haustieren (vorwiegend bei Hunden und hundeartigen Tieren) endemisch verbreitet. Das bedeutet, dass die Erkrankung bei diesen Tieren in diesen Regionen andauernd und gehäuft vorkommt. Die Hauptendemiegebiete liegen in Indien, China, Afrika und Südostasien sowie in Mittel- und Südamerika. In diesen Gegenden passiert die Übertragung auf den Menschen vor allem durch Hundebisse (90 Prozent) oder über Nutztiere. Weltweit sterben jährlich zirka 59.000 Menschen an einer Tollwutinfektion (WHO, 2018). Meistens ist die ländliche Bevölkerung in den Endemiegebieten betroffen, darunter finden sich auch viele Kinder.

Situation in Europa: Im europäischen Raum war bis vor kurzen vor allem die Infektion nach Kontakt mit erkrankten Wildtieren (vor allem dem Rotfuchs) gefürchtet. In den meisten Ländern des Europäischen Raumes konnte die Tollwut durch gezielte Impfmaßnahmen (Impfköder für Wildtiere, Impfung von Haustieren) weitgehend ausgerottet werden. Sie kommt aber noch in manchen osteuropäischen Ländern im Baltikum vor, auf dem Balkan, in der Ukraine und Georgien. Eine Rolle spielt die Erkrankung vor allem bei Reisen in Endemiegebiete oder für die illegale Einfuhr von Tieren aus diesen Regionen. Auch in der Türkei und Ländern des Nahen Ostens wie beispielsweise dem Iran spielt die Tollwut nach wie vor eine Rolle.

Seitdem hierzulande die Gefahr der Verbreitung der Tollwut über Wildtiere wie den Rotfuchs gebannt ist, tritt in jüngerer Zeit zunehmend eine Verbreitung durch Fledermäuse in den Vordergrund. Bei Fledermäusen ist die Tollwut in Europa und auch in Deutschland endemisch verbreitet. Sie sind der eigentliche Wirt für das Rabies- oder Lyssa-Virus, den Erreger der Tollwut.

Symptome: Wie verläuft die Tollwut?

Nach der Infektion durch einen Biss folgt eine Inkubationszeit von im Mittel 20 bis 90 Tagen. Es gibt im Wesentlichen zwei Erkrankungsformen:

  • In 80 Prozent der Fälle tritt die Tollwut in ihrer klassischen Form, der enzephalitischen (sogenannten wilden) Wut auf. Sie ist durch Hydrophobie ("Wasserangst") und  Aerophobie (Angst vor Luftzug) gekennzeichnet, die von Schlundkrämpfen und Hyperaktivität begleitet sind. Genaueres lesen Sie im Kapitel Symptome.
  • In etwa 20 Prozent der Fälle tritt eine paralytische (stille) Verlaufsform auf, die sich durch Lähmungen der Arme und Beine sowie der Schließmuskeln des Magen-Darm-Traktes und der ableitenden Harnwege bemerkbar macht. Daneben kommt leichtes Fieber vor.

Seltener tritt eine atypische Verlaufsform auf. Charakteristisch sind unter anderem Nervenschmerzen, Zuckungen der gebissenen Gliedmaßen, Hirnstammsymptome (siehe dazu Kapitel Symptome) und Krampfanfälle.

Unser Experte: Dr. Hinrich Sudeck, Internist und Tropenmediziner

Unser Experte: Dr. Hinrich Sudeck, Internist und Tropenmediziner

Kann man eine Tollwut behandeln?

Die einzig wirksame Behandlung nach dem Kontakt zu einem mutmaßlich infizierten Tier besteht darin, den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.

Das ist durch eine sofortige aktive Impfung und die Gabe von fertigen Antikörpern (Rabies-Immunglobulin) in den allermeisten Fällen möglich. Man spricht hier von einer Postexpositionsprophylaxe. Jedes Jahr erhalten mehr als 15 Millionen Menschen diese Therapie.

Erfolgt keine rechtzeitige Postexpositionsprophylaxe, verläuft die Erkrankung praktisch immer  tödlich, sobald Symptome aufgetreten sind. Nur ganz wenige Menschen haben eine Tollwut überlebt, alle hatten jedoch schwere bleibende Schäden. Mehr zur Postexpositionsprophylaxe lesen Sie im Kapitel Therapie.

Reisende in Endemiegebiete oder Personen, die berufsbedingt einem erhöhten Risiko für eine Tollwutexposition ausgesetzt sind, sollten sich durch eine Impfung schützen (Präexpositionsprophylaxe).

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.