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Stromunfall – kurz erklärt

  • Stromschläge können in Abhängigkeit bestimmter Faktoren sehr gefährlich werden, vor allem wenn sie durch das Herz fließen.
  • Die meisten Unfälle passieren im Haushalt.
  • Wer einen Stromschlag bekommen hat, sollte sicherheitshalber immer einen Arzt aufsuchen.
  • Bei Symptomen wie Herzrasen, Atemnot oder Brustenge sofort die 112 wählen!
  • Für Ersthelfer gilt: sich selbst nicht in Gefahr bringen!

Wie gefährlich kann ein Stromschlag werden?

Elektrischer Strom kann – gerade in Verbindung mit Wasser – für einen Menschen lebensgefährlich werden. Fließt der Strom durch das Herz, kann dies das Reizleitungssystem stören.

Das Herz koordiniert seine Pumptätigkeit durch elektrische Reize, die das Organ erzeugt. Wird dieses fein abgestimmte System durch einen Stromschlag gestört, können Herzrhythmusstörungen auftreten, die mitunter in ein Kammerflimmern münden. Das Herz schlägt dann derart schnell, dass es nicht mehr effektiv Blut in den Kreislauf pumpt. Es kommt zum Herz-Kreislaufstillstand. Daneben droht durch den Strom auch die Lungenmuskulatur zu verkrampfen, was im schlimmsten Fall zum Atemstillstand führt.

Was macht einen Stromschlag gefährlich?

Ab wann ein Elektro- oder Stromunfall, wie Experten einen Stromschlag nennen, gefährlich wird, hängt zum einen vom Weg ab, den der Strom durch den Körper nimmt. Zum anderen von der Stromart, der Spannung, der Einwirkzeit und der Stromstärke. Bei sogenannter Niederspannung (Haushaltsstrom, Wechselstrom) ist vor allem das Herz gefährdet. Bei Hochspannung (Hochspannungsleitung) stehen Verbrennungen – äußerlich wie innerlich – im Vordergrund.

Je länger der Strom auf den Körper einwirkt, desto höher ist das Risiko für ernste Folgen. Nicht nur das Herz kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Verkrampfen sich die Muskeln, hängt der Betroffene an der Stromquelle regelrecht fest und steht somit dauerhaft unter Strom.

Da bei einem Blitzschlag die Einwirkzeit extrem kurz ist, kann ein Mensch ihn überleben, obwohl oft eine sehr hohe Stromstärke vorliegt. Bei längerer Einwirkzeit wird bereits eine Stromstärke von schon etwa 20 Milliampere unter Umständen gefährlich.

Wo passieren die meisten Stromunfälle? Wie kann man sie vermeiden?

Die meisten Stromunfälle ereignen sich im Haushalt, in denen eine Spannung von 230 Volt üblich ist und die Sicherungen bis zu 16 Ampere Strom zulassen. Allerdings bekommt man in der Badewanne eher selten einen Stromschlag – auch wenn diese Szene aus Fernsehfilmen bekannt ist. In Neubauten sind Badewannen normalerweise geerdet, außerdem gibt es einen Schutzschalter.

Fällt der Haartrockner also tatsächlich ins Wasser, schaltet sich der Strom automatisch ab – oder salopp gesagt: die Sicherung fliegt heraus. In Altbauten fehlen diese Sicherheitsmaßnahmen jedoch oft, deshalb gilt dort erhöhte Vorsicht. Ein Elektrogerät gehört niemals in die Nähe von Wasser, sei es die eingelassene Badewanne oder das Waschbecken.

Deutlich öfter bekommen Menschen einen Stromschlag, wenn sie sich als Handwerker betätigen. Ein typisches Beispiel: Das Brot klemmt im Toaster, das Kabel verbleibt in der Steckdose, Sie versuchen mit einem Messer die geröstete Scheibe herauszuholen – und dann funkt es.

Ähnliche Zwischenfälle ereignen sich, wenn Glühbirnen ausgetauscht, Kaffeemaschinen gereinigt oder Wasserkocher zerlegt werden. Besonders alte oder nicht fachmännisch reparierte Geräte und beschädigte Kabel sind eine ernste Gefahr. Deshalb immer erst den Stecker ziehen und nur anfangen zu basteln, wenn sicher ist, dass das Gerät vom Netz getrennt ist. Besser ist, gleich einen Fachmann zu fragen oder ein neues Gerät anzuschaffen.

Kinder sollten nie an eine ungesicherte Steckdose gelangen. Zwar passiert meistens noch nichts, wenn das Kind die Stromquelle lediglich am Plastiküberzug berührt. Stecken Kinder aber einen leitenden Gegenstand, etwa einen Schraubendreher, in die Steckdose, wird es gefährlich. Deshalb immer eine geprüfte Kindersicherung installieren!

Symptome: Wann zum Arzt?

Wer einen Schlag bekommt, sollte – auch wenn es ihm vermeintlich gut geht – einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen. Denn Herzrhythmusstörungen können auch verspätet auftreten. Wer direkt nach dem Stromunfall Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot, oder ein Krampfgefühl in der Brust verspürt, muss sofort den Rettungsdienst – also die 112 – rufen.

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Erste Hilfe nach einem Stromschlag

Wichtig: Ersthelfer dürfen sich nicht selbst in Gefahr bringen! Der Eigenschutz geht vor.

Kommt der Betroffene nicht von der Stromquelle los, sollte man folgendermaßen vorgehen:

  • Den Stromkreis unterbrechen. Also Stecker ziehen, Gerät ausschalten oder Sicherung herausnehmen. Denn sonst besteht die Gefahr, dass auch der Helfer einen Schlag bekommt. Dann helfen.
  • Ist der Betroffene bewusstlos, gilt – nachdem die 112 gewählt wurde: Erste Hilfe leisten.
  • Insbesondere, wenn es sich um ein Hochspannungskabel handelt, kann der Strom auch aus bis zu 20 Metern Entfernung auf den Menschen überspringen. Bei Unfällen mit einem Hochspannungskabel muss der Betreiber informiert werden, der den Bereich abschaltet und von Fachpersonal freigeben lässt. Erst dann dürfen die Helfer zum Betroffenen!

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Nicht gefährlich aber unangenehm sind Mini-Stromschläge. Wer die Türklinke umgreift oder den Pullover der Freundin anfasst, bekommt unter Umständen einen Schlag. Schuld daran ist eine elektrostatische Entladung. Gehen Sie zum Beispiel über den Teppich, lädt sich der Körper durch die dabei entstehende Reibung elektrisch auf. Berühren Sie dann einen Gegenstand, kann sich die körpereigene Spannung schlagartig entladen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Quellen:

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Stromunfall 2016