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Magensäureblocker – kurz erklärt:

  • blockieren eine spezielle Pumpe in Magenzellen
  • drosseln so die Produktion von Magensäure, deswegen auch Protonenpumpenhemmer oder -inhibitoren (PPI) genannt
  • gelten als Mittel der Wahl bei Sodbrennen und Geschwüren
  • schützen die Magenschleimhaut bei Einnahme von magenschädigenden Medikamenten (wie Kortison oder spezielle Schmerzmittel), daher oft auch als "Magenschutz" bezeichnet
  • zählen zu den meistverkauften Arzneien in Deutschland
  • Studien haben Nachteile bei der Verträglichkeit aufgedeckt

Säureblocker richtig einnehmen

Damit die Magensäure auch tatsächlich weniger wird und die Beschwerden abnehmen, sollten Sie einige Dinge bei der Einnahme von PPI beachten:

  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI) auf nüchternen Magen nehmen, da sie sonst nicht helfen. Am besten eine Stunde vor der nächsten Mahlzeit.
  • Bestehen die Beschwerden tagsüber, sollten Sie das Medikament vor dem Frühstück schlucken. Also nach dem Aufstehen rechtzeitig daran denken, damit Sie den Zeitabstand einhalten.
  • Treten die Probleme mit der Magensäure nachts auf, nimmt man PPI eine halbe Stunde vor dem Abendessen.
  • Sie haben vergessen, das Mittel zu nehmen? Bitte jetzt nicht zum nächsten Einnahmezeitpunkt zwei Tabletten oder Kapseln schlucken, sondern einfach mit der normalen Dosis weitermachen.
  • Wer neben PPI regelmäßig auf weitere Arzneien angewiesen ist, sollte sich über mögliche Wechselwirkungen informieren. Diese können etwa bei Schlafmitteln und Herzmedikamenten auftreten.
  • Sie nehmen PPI schon länger? Reden Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber. Gerade bei Sodbrennen lässt sich oft auch mit einer Umstellung der Ernährung viel erreichen.
Apotheker Marco Bubnick

Apotheker Marco Bubnick

Nebenwirkung Vitaminmangel?

"Die Protonenpumpenhemmer gelangen in den Darm, von dort über den Leberkreislauf ins Blut und schließlich zu den Belegzellen des Magens. In einem chemischen Prozess blockieren sie die Säureproduktion", sagt der Apotheker Marco Bubnick aus Schwerin.

In der Vergangenheit gerieten die Medikamente schon öfter in die Kritik. Sie seien für eine erhöhte Knochenbruchrate oder Vitamin- und Mineralstoffmängel verantwortlich, hieß es. Man vermutete, zu wenig Magensäure führe dazu, dass die Nährstoffe und das Kalzium nicht ausreichend aufgenommen würden.

Professor Herbert Koop, Gastroenterologe in Berlin, kann die Patienten beruhigen. Das Bruchrisiko sei sehr gering, es finden sich keine Belege für einen Mangel an

  • Kalzium
  • Eisen
  • oder Vitamin-D

Ein Vitamin-B12- und ein Magnesium-Mangel seien, wenn überhaupt, nur bei jahrelanger Anwendung von PPI zu erwarten, könnten aber durch die Gabe entsprechender Präparate ausgeglichen werden. "Nur in ganz seltenen Fällen muss das Medikament abgesetzt werden", so der Experte. Weiß man schon im Vorfeld, dass eine sehr lange Therapie – das heißt mehr als ein Jahr –  mit einem PPI geplant ist, sollten vor dem Beginn und auch während der Einnahmezeit der Vitamin B12- und Magnesiumspiegel mit Blutentnahmen überwacht werden.

Fragliche Nebenwirkungen Demenz und Nierenschaden

Vor einigen Jahren haben Forscher Hinweise gefunden, dass bei längerfristigem Einsatz der "Magenschützer" das Risiko steigen könnte, an Demenz zu erkranken. Andere Studien konnten diesen Effekt nicht finden. Auch Koop warnt vor vorschnellen Schlüssen. "Wenn Jahrzehnte nach der Einführung dieser Medikamente solche Ergebnisse auftauchen, bin ich doch ein wenig skeptisch", sagt der Mediziner. "Die Studien beruhen nur auf Datenbanken, es ist aber nicht jedes Detail gut charakterisiert." So spiele es bei der Demenzentwicklung auch eine Rolle, ob die Patienten körperlich aktiv und intellektuell gefordert seien. Ob Magensäurehemmer wirklich einen Effekt auf das Gehirn haben, bleibt weiter zu klären. Eventuell hat auch die schlechtere Vitamin B12-Aufnahme damit zu tun.

In anderen Studien ermittelten Forscherteams, dass PPI Nierenschäden begünstigen könnten. Dazu gehören

  • akute Nierenentzündung
  • chronisches Nierenversagen oder dessen Verschlechterung

Aber auch hier benötigt es weitere Forschung, um den genauen Zusammenhang zwischen Magensäureblockern und Schäden an der Niere zu verstehen.

Magensäureblocker rezeptfrei, aber nicht ohne Beratung

PPI gelten schon lange als sehr gut verträglich – so gut, dass die Wirkstoffe inzwischen teilweise nicht mehr rezeptpflichtig sind. Dazu gehören

  • Omeprazol
  • Pantoprazol
  • Esomeprazol

Dennoch fordern Mediziner mehr Zurückhaltung bei der Verschreibung. Das sei der einzige Schluss, den man aus den Studien ziehen könne, so Koop: "Man soll niemandem etwas verordnen, was er nicht braucht. Und man sollte es zeitlich so begrenzt wie möglich einsetzen." Es gelten die Regeln, die Dosis so niedrig und die Therapiezeit so kurz wie möglich zu halten. Bei zu langer Therapie drohen vor allem immungeschwächten Patienten und Patientinnen vermehrt Magen-Darm-Infektionen.

Wichtig sei der sorgfältige Umgang mit diesen Arzneien, meint auch Apotheker Bubnick. Dazu gehöre eine umfangreiche Beratung – gerade im Hinblick auf mögliche Wechselwirkungen, etwa mit bestimmten Herzmedikamenten oder Schlafmitteln.

Damit die Präparate richtig wirken, müssen sie eine halbe bis Stunde vor dem Essen eingenommen werden. "Sonst liegen sie mit der Mahlzeit zu lange im Magen und werden dort zerstört, bevor sie in den Darm gelangen können." Die Folge: Eine Besserung bleibt aus. Und die Patienten oder Patientinnen erhalten oft PPI in noch höherer Dosis.

Quellen:

UpToDate: Authors:C. Dirk Keene, MD, PhD  Epidemiology, pathology, and pathogenesis of Alzheimer disease Jul 2019.

UpToDate: Author: M Michael Wolfe, MD Proton pump inhibitors: Overview of use and adverse effects in the treatment of acid related disorders