Logo der Apotheken Umschau

Was ist das Prinzip der Skelettszintigrafie?

Skelettszintigrafien gehören zu den nuklearmedizinischen Untersuchungsmethoden. Der Nuklearmediziner spritzt zunächst eine schwach radioaktiv markierte Substanz (typischerweise Tc-99m-Phosphonat) in eine Armvene des Patienten. Diese Substanz lagert sich im Knochen an. Je höher der Stoffwechsel in einem Bereich des Skelettes ist, desto mehr Substanz lagert sich an und desto mehr radioaktive Strahlung (bei Szintigrafien: Gammastrahlung) sendet diese Stelle aus. Diese Strahlung misst der Nuklearmediziner von außen mit einer sogenannten Gammakamera und erhält dadurch eine Abbildung der Stoffwechselaktivität des Skeletts - das sogenannte Skelettszintigramm.

Was hat es mit dem Knochenstoffwechsel auf sich?

Der Körper baut die Knochen ständig auf und um. Schon ein kleiner Rempler oder ein Anstoßen am Türstock bewirkt bei den betroffenen Knochen minimal erhöhte Umbauprozesse. Umso mehr wird der Stoffwechsel angekurbelt, wenn der Körper eine stärkere Verletzung des Knochens wie einen Knochenbruch reparieren muss. Ebenso erhöht sich der Knochenstoffwechsel bei Entzündungen, zum Beispiel zur Bekämpfung von Infektionen. Wenn gar Tumoren oder Metastasen im Knochen wachsen, kann sich der Stoffwechsel ganz gewaltig erhöhen.

Während das Röntgenbild oft noch keine Veränderung der Struktur des Knochens zeigt, bildet die Skelettszintigrafie krankhafte Prozesse schon sehr früh ab. Außerdem erfasst sie das vollständige Skelett. Deshalb nutzen sie Ärzte gerne zur Suche nach Krankheitsherden im gesamten Knochensystem.

Die Gammakamera misst die Strahlung der radioaktiven Substanz.

Die Gammakamera misst die Strahlung der radioaktiven Substanz.

Wann setzt der Arzt die Skelettszintigrafie ein?

Es gibt verschiedene Gründe (Indikationen) für eine Skelettszintigrafie:
Ärzte wenden sie bei Vorliegen von Krebserkrankungen an, die häufig Absiedlungen (Metastasen) im Knochen bilden. Beispiele dafür sind Tumoren der Lunge, der Niere, der Prostata und der weiblichen Brust. Aber auch bei einem Verdacht auf einen Knochentumor selbst liefert die Skelettszintigrafie wertvolle Hinweise.

Bei entzündlichen Erkrankungen ist die Skelettszintigrafie ebenfalls nützlich. Sowohl eine Entzündung von Knochen und Knochenmark (Osteomyelitis) als auch Gelenkentzündungen (Arthritis) fallen durch eine deutliche Steigerung des Knochenstoffwechsels an der jeweiligen Stelle auf. Auch vor einer Gelenktherapie mit radioaktiven Stoffen (Radiosynoviorthese) muss der Arzt zunächst die Entzündung des Gelenks mittels Skelettszintigrafie nachweisen.

Darüber hinaus zeigt sie auch in der Heilungsphase von Knochenbrüchen und bei locker sitzenden Gelenkprothesen typische Erhöhungen der Stoffwechselaktivität an. Nach manchen Verletzungen kann auch durch eine Fehlsteuerung des vegetativen Nervensystems die Stoffwechselaktivität dauerhaft erhöht sein. Der Arzt diagnostiziert dann einen Morbus Sudeck.

Eine verringerte Stoffwechselaktivität kommt bei abgestorbenem Knochen (Osteonekrosen) und Knocheninfarkten vor.

Wie läuft eine Skelettszintigrafie ab?

Für eine Skelettszintigrafie sollte der Patient ungefähr fünf Stunden Zeit mitbringen. Er braucht sich nicht speziell vorzubereiten. Es ist auch nicht nötig, vorher zu fasten.

Zuerst spritzt der Arzt die radioaktive Substanz in die Armvene. Hat er eine sogenannte Mehrphasen-Skelettszintigrafie geplant, zeichnet er sofort nach dem Spritzen der Substanz Frühaufnahmen von der sogenannten Perfusionsphase auf, die die Durchblutung des Knochens zeigen. In den nächsten zehn Minuten erfasst er mit der Gammakamera Bilder von der Blutpoolphase (Abbild des Blutvolumens im Knochen).

Dann heißt es für den Patienten: Warten und Flüssigkeit trinken, mindestens einen Liter. Denn durch die Steigerung der Nierenfunktion und Blasenentleerung scheidet der Patient die Substanz aus, die sich nicht am Knochen abgelagert hat. Dadurch verringert sich die Strahlenbelastung, und auch die Bildqualität profitiert von der Flüssigkeitsaufnahme. Erst nach zwei bis vier Stunden erfolgt dann die Hauptaufnahme in der sogenannten Spätphase, die den Knochenstoffwechsel darstellt. Die Aufzeichnung dieser Bilder dauert nochmal bis zu einer Stunde. Dabei sollte der Patient so still wie möglich liegen, um die Aufnahmen nicht zu verwackeln.

Zunächst erfolgt eine Aufnahme des ganzen Skeletts. Anhand dieser Aufnahme kann der Untersucher beurteilen, ob noch weitere Bilder einzelner Körperteile nötig sind, eventuell in verschiedenen Ansichten. Unter Umständen ordnet der Arzt auch noch Schichtaufnahmen mittels SPECT und/oder Computertomografie an.

Welche Risiken bestehen bei einer Knochenszintigrafie?

Die benötigte Menge der gespritzten Substanz ist extrem klein. Deshalb sind auch schwerere allergische Reaktionen darauf kaum bekannt. In sehr seltenen Ausnahmefällen kommen leichte Reaktionen wie Hautausschlag und Juckreiz vor.

Die Strahlenbelastung ist typischerweise geringer als beispielsweise bei einer Computertomografie oder einem Herzkatheter. Ein Teil der radioaktiven Teilchen zerfällt im Körper und sendet die Gammastrahlung nach draußen, der restliche Teil wird mit dem Harn über die Nieren wieder ausgeschieden. Deshalb ist es auch nach dem Ende der Untersuchung ratsam, möglichst viel Flüssigkeit zu trinken und Wasser zu lassen. Wer auf die Trinkmenge achten muss, zum Beispiel wegen einer Herz- oder Nierenkrankheit, sollte das Vorgehen mit seinem Arzt besprechen.

Bei schwangeren Frauen ordnen die Ärzte eine Skelettszintigrafie (wie auch andere Untersuchungsverfahren mit Strahlung) nur in Notfällen an, um das werdende Leben keiner unnötigen Bestrahlung auszusetzen. Stillende Frauen beraten sich am besten mit ihrem Arzt zum geeigneten Vorgehen. Üblicherweise sollen sie bei einer Skelettszintigrafie für ungefähr 48 Stunden das Stillen aussetzen. Außerdem sollte die Patientin am Untersuchungstag engen Körperkontakt zu Kindern vermeiden. Hier ist aber in der Regel bereits ein Abstand von einem Meter für den Strahlenschutz des Kindes ausreichend.

Prof. Michael Schäfers

Prof. Michael Schäfers

Beratender Experte: Professor Michael Schäfers, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Münster

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V., Bares R: Leitlinie für die Skelettszintigraphie. Online: www.nuklearmedizin.de/leistungen/leitlinien/html/sekelett_szin.php?navId=53 (Abgerufen am 22.11.2016)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.