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Was ist ein Schlüsselbeinbruch?

Der Schultergürtel stellt die Verbindung zwischen Oberarm und Brustbein her und wird gebildet vom Schlüsselbein (Klavikula) und Schulterblatt. Das Schlüsselbein zählt zu den Knochen, die sich Menschen am häufigsten brechen. "Fünf Prozent aller Frakturen sind Schlüsselbeinbrüche", sagt Dr. Peter Gutsfeld. Sie entstehen meist durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm oder die Schulter. Unterteilt werden die Schlüsselbeinbrüche (Klavikulafrakturen) nach ihrer Lokalisation in laterales Drittel (näher am Schulterbereich), mittleres Drittel (im mittleren Bereich) und mediales Drittel (näher am Brustbein).

In der Skizze: Die Lage des Schlüsselbeins

In der Skizze: Die Lage des Schlüsselbeins

Ursachen: Wie kommt es zu einem gebrochenen Schlüsselbein?

Ursächlich für einen Schlüsselbeinbruch ist meist ein Unfall. Dabei werden ein direktes und ein indirektes Trauma unterschieden. Beim direkten Trauma kommt es, zum Beispiel durch einen Verkehrsunfall zur einer direkten Krafteinwirkung auf das Schlüsselbein und es bricht. Dies ist häufig Ausdruck einer schweren Brustkorbverletzung. Bei einem indirekten Trauma, zum Beispiel durch einen Sturz auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm kommt es zu einer Kraftübertragung auf das Schlüsselbein, wodurch es brechen kann. Bricht sich ein Kind oder ein junger Mensch das Schlüsselbein, ist meist ein Sportunfall ursächlich. "Skifahren, Snowboardfahren und Radfahren sind typische Sportarten", meint Unfallchirurg Peter Gutsfeld. Bei älteren Menschen finden sich häufig Stürze auf die Schulter, zum Beispiel durch Stolpern über eine Türschwelle oder Teppichkante, als Ursache für einen Schlüsselbeinbruch.

Symptome: Wie äußert sich ein Schlüsselbeinbruch?

Es können starke Schmerzen auftreten, wenn der Verletzte versucht, den Arm oder die Schulter zu bewegen. Die betroffene Stelle schwillt oft an und verfärbt sich aufgrund eines Blutergusses (Hämatom) bläulich. Ein weiteres Symptom: "Der Bereich fühlt sich instabil an und es kann krepitieren, wenn man das Schlüsselbein mit der Hand betastet", so Gutsfeld. Krepitieren bedeutet so viel wie knirschen. Bei schlanken Menschen ist gegebenenfalls eine Stufe im Verlauf des Schlüsselbeins sichtbar.

Diagnose: Wie erkennt der Arzt eine Klavikulafraktur?

Der Arzt kann meist schnell auf einen Schlüsselbeinbruch schließen, sobald er die Schulter untersucht und der Patient seine Beschwerden schildert. Eine Röntgenaufnahme liefert dann den endgültigen Beweis. Bei speziellen Fragestellungen kann ergänzend eine Computertomographie (CT-Untersuchung) notwendig werden. Wichtig sind die Mitbeurteilung des Brustkorbes, der Lunge, der Nerven und Gefäße und der angrenzenden Gelenke zum Brustbein (Sternoclaviculargelenk) und zum Schulterdach (Akromioclaviculargelenk) hin. Immer sollte auch die betroffene Schulter untersucht werden, da sich gehäuft Begleitverletzungen finden.

Therapie: konservativ oder operativ?

Ob eine Klavikulafraktur konservativ (ohne Operation) oder operativ behandelt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Lokalisation des Bruches, Stand der Bruchstücke zueinander, Art der Verletzung oder Begleiterkrankungen ab.

  • Konservative Versorgung

Experte Gutsfeld betont: "Kinder sollten in der Regel konservativ therapiert werden". Da Fehlstellungen im Wachstum ausgeglichen werden können, dient der angelegte Verband (Gilchristverband) nur der Schmerzlinderung (Analgesie). Auch bei Erwachsenen erfolgt meist eine konservative Therapie der Klavikulafraktur. In über 70 Prozent der Fälle findet sich eine "einfache" Fraktur im mittleren Bereich des Schlüsselbeins, welche konservativ behandelt werden kann. Auch hier dient der Verband im Wesentlichen der Ruhigstellung zur Schmerzbehandlung. Eine Stellungskorrektur des Schlüsselbeinbruches lässt sich auch im sogenannten Rucksackverband nur unvollständig erzielen, daher besteht das Problem, dass der Bruch schief zusammenwachsen kann. Dies kann eine bleibende Fehlstellung (meist eine Verkürzung) verursachen.

  • Operative Versorgung

Eine operative Versorgung ist bei bestimmten Brüchen am schulternahen Ende oder auch bei Brüchen nahe am Brustbein (seltene Bruchform) nötig. Auch bei stark auseinander stehenden Bruchenden (Verkürzung ist größer als zwei Zentimeter oder ein zu weiter Abstand zwischen den Bruchenden) oder mehreren Bruchstücken (Mehrfragmentfrakturen) ist eine Operation nötig. Offene Frakturen (sichtbare Knochenenden, die aus der Haut heraus stehen) oder eine begleitende Verletzungen von Nerven und Gefäßen machen ebenfalls eine Operation notwendig.

Die Entscheidung zur Operation erfordert eine präzise Analyse der Bruchform und sollte die individuelle Situation des Patienten berücksichtigen. Immer sollte ein ausführliches Gespräch mit dem Operateur erfolgen.

Bei der Operation werden die Bruchenden wieder aneinander gefügt (Reposition) und zur Stabilisierung wird eine winkelstabile Platte oder gegebenenfalls ein Nagel verwendet, welcher in den Markraum des Knochens eingebracht wird (intramedulläre Schienung).

Ist der Bruch gut zusammengewachsen, wird das Implantat in einer weiteren Operation meist wieder entfernt. Nach der Operation ist man "rasch wieder schmerzfrei und kann in den Alltag und auch zügig zum Sport zurückkehren", so der Unfallchirurg. Dennoch birgt jede Operation auch Risiken wie zum Beispiel eine Entzündung der Wunde und des Knochens. Auch ein sogenanntes Implantatversagen durch Lockerung der Platte oder ein erneutes Brechen der Klavikula (Refraktur) nach Materialentfernung sind hier zu nennen.

Selten wachsen die Bruchenden nach einer konservativen oder operativen Behandlung nicht richtig zusammen (Pseudarthrose). Hier muss dann bei Beschwerden eine aufwendige Korrekturoperation erfolgen. In seltenen Fällen wird auch eine verbleibende Fehlstellung, in der Regel Verkürzung nach konservativer Therapie, operativ korrigiert, wenn hierdurch die Schulterfunktion wesentlich beeinträchtigt ist.

Vorbeugen: Kann man einem Schlüsselbeinbruch vorbeugen?

Einem Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) können Sie nur bedingt vorbeugen, da er meist durch einen Sturz, zum Beispiel beim Sport verursacht wird. Um das Unfallrisiko und somit das Risiko für Schlüsselbeinbrüche zu minimieren, ist es allgemein ratsam, beim Ausüben der Sportarten Vorsicht walten zu lassen, um Stürze zu vermeiden.

Zudem empfiehlt sich ein den Sportarten angepasstes Sturztraining. Das Tragen von Protektoren hilft beim Schlüsselbeinbruch nur sehr bedingt, da man in der Regel nicht direkt auf das Schlüsselbein stürzt, sondern die Kraft über den Arm und die Schulter indirekt fortgeleitet wird. Trotzdem sollten natürlich der Sportart angepasste Protektoren getragen werden, da sie den Sturz wenigstens teilweise abmildern und zum Teil die Schulter und den Arm schützen können.

Dr. Peter Gutsfeld

Dr. Peter Gutsfeld

Beratender Experte

Dr. Peter Gutsfeld, Facharzt für Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, arbeitete bis Ende 2016 als leitender Arzt der Unfallchirurgie und Sportorthopädie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. 2017 wechselte Dr. Gutsfeld an die Ohlstadtklinik der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern.

Quellen:

  • Christian M. Müller-Mai, Axel Ekkernkamp, Frakturen: Klassifikation und Behandlungsoptionen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010
  • X. Ma, K. Wang, X. Chen et al., Operative treatments compared with nonoperative treatment of displaced midshaft clavicular fractures. In: J Orthop Sci. 2019 Apr
  • Frima H., van Heijl M., Michelitsch C. et al., Clavicle fractures in adults; current concepts. In: Eur J Trauma Emerg Surg. 2019 Apr 3.
  • Siewert, Chirurgie, 8. Auflage, Springer Verlag
  • Deutsches Ärzteblatt, Klavikulaschaftfraktur. Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/78729/Klavikulaschaftfraktur (abgerufen am 10. Mai 2019)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.