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Erste Hinweise auf die Diagnose: Beschwerden und Krankengeschichte

Bei der Schilderung der Beschwerden (Anamnese) kommen meist schon an früher Stelle im Dialog mit dem Arzt Hinweise zu den Auslösern zur Sprache. Im Hinblick auf Gesäßschmerzen können das beispielsweise ungewohnte Sitzbelastungen auf einer Fahrradtour, beim Autofahren oder am Computer sein.

Grundsätzlich möchte der Arzt über den Schmerz selbst mehr wissen: Wo er genau sitzt, ob er zum Beispiel eine oder beide Körperseiten betrifft, und wann er auftritt. Ist es ein Ruhe- oder Nachtschmerz, nimmt er bei Bewegung zu oder schmerzen vor allem die ersten Schritte nach einer Ruhephase (Anlaufschmerzen)? Können die Oberschenkel schmerzfrei abgespreizt werden (Grätschstellung) oder gibt es hier Einschränkungen?

Auch nach möglichen Begleitsymptomen wie Morgensteifigkeit, Nachtschweiß, Fieber, gerötete und schmerzende Augen, Schmerzen und Schwellungen an Gelenken wie Finger, Knie, Sprunggelenk, Hüftgelenk wird der Arzt fragen.

Die Angewohnheit vieler Männer, die Geldbörse ständig in einer  Hosentasche über dem Gesäß zu tragen, kann zur Druckbelastung des  Ischiasnervs im Rahmen eines sogenannten Piriformis-Syndroms führen. Diese Möglichkeit wird der Arzt eventuell ebenfalls ansprechen.

Darüber hinaus ist die Kenntnis der Kranken- und  Familiengeschichte des Patienten für die Diagnose wichtig. Der Hausarzt ist  natürlich damit vertraut. Relevant ist dieser Punkt immer dann, wenn jemand erstmals in die  Sprechstunde eines Arztes kommt.

Dass der neue Arzt über  bereits bekannte oder zurückliegende Erkrankungen informiert sein muss, ist selbstverständlich.

So kann beispielsweise eine chronisch-entzündliche  Darmerkrankung, eine rheumatische Krankheit oder eine Infektion, insbesondere des Darms oder der Harnwege, durchaus etwas mit Schmerzen im Kreuz-  oder Gesäßbereich zu tun haben, auch wenn diese erst im Nachhinein  aufgetreten sind.

Schließlich geht es darum, zu eruieren, ob die Beschwerden  möglicherweise auch eine psychische Erklärung finden. Das erscheint  geboten, wenn das Schmerzbild trotz angemessener Therapie länger als  vier Wochen andauert.

Was der Arzt untersucht

Bei der körperlichen Untersuchung geht es um die Statik, das Körpergewicht, das Steh- und Gehvermögen, die Form und Beweglichkeit der Wirbelsäule sowie hier eventuell vorhandene Klopf- und Druckschmerzen.

Im Fokus sind außerdem das Gangbild, die Länge der Beine, Achsabweichungen wie zum Beispiel X- oder O-Beine, die Stellung und Ausrichtung des Beckens und seiner Eckpunkte. Die Gelenke werden genau untersucht. Auf mögliche äußerliche Veränderungen wie Schwellungen, Verformungen, Knoten oder Knötchen sowie Überwärmung und Rötung der Haut richtet der Arzt ebenfalls sein Augenmerk.

Reflexprüfung: Hier an der Kniescheibensehne

Reflexprüfung: Hier an der Kniescheibensehne

Eingehend untersucht er bei Gesäß- und Kreuzschmerzen natürlich auch die Kreuzbein-Darmbein- und Hüftgelenke, sodann die Muskeln: ihren Spannungszustand, Kraft und Reflexe sowie hier vorhandene spezielle Schmerzpunkte und Seitenunterschiede. Dazu gehören zum Beispiel auch die Valleix-Druckpunkte im Verlauf des Ischiasnervs an der Rückseite des Oberschenkels.

In Bauchlage kann die passive Streckung der Hüfte (der Arzt hebt das gestreckte Bein an) deutlich schmerzhaft sein, in Rückenlage Beugen der Hüfte (der Arzt hebt wiederum das gestreckte Bein, eventuell auch den Fuß an): Tests auf sogenannte Nervendehnungsschmerzen.

Geprüft werden außerdem das Berührungs- und Schmerzempfinden sowie die Beschaffenheit der Haut. Schließlich entscheidet der Arzt dann auch, ob es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen nicht spezifischen oder einen spezifischen Schmerzzustand handelt. Im ersteren Fall liegt die Ursache höchstwahrscheinlich in muskulären Verspannungen, und es sind meist keine weiteren Untersuchungen notwendig. Die Beschwerden klingen im Allgemeinen bald wieder ab. Gegebenenfalls hilft ein nach Rücksprache mit dem Arzt kurzfristig eingenommenes Schmerzmittel dabei, dass es schneller geht.

Bei unklarer Diagnose hilft Medizintechnik weiter

Technische Verfahren wie Analysen des Blutes und anderer Körperflüssigkeiten, Röntgen- und Ultraschall-Untersuchungen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT), eine vertiefende orthopädische oder neurologische Untersuchung sind angezeigt, wenn der Arzt ein spezifisches körperliches Krankheitsbild vermutet.

Dabei können auch elektrophyiologische Untersuchungen aufschlussreich sein. Die Maßnahmen können die erste Verdachtsdiagnose eingrenzen und meist auch sichern, insbesondere natürlich im unklaren Akut- oder Notfall.

Eine bildgebende Diagnostik soll überdies einmal gezielt erfolgen, wenn die Beschwerden trotz angemessener sechswöchiger (sogenannter subakuter Kreuzschmerz) oder nach zwölfwöchiger Therapie (chronischer Kreuzschmerz) fortbestehen oder zunehmen.

Vorher sollten psychische oder soziale Faktoren, die ein Chronischwerden der Schmerzen begünstigen, ausgeschlossen worden sein.

Weitere Informationen dazu in den Ratgebern "Rückenschmerzen" und "Hexenschuss".

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