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Zunehmend seltener fangen junge Leute überhaupt damit an. Mit dieser wirklich absurden Sache, sich stündlich bis minütlich auf bis zu 950 Grad Celsius erhitzte Chemiecocktails aus Hunderten giftigen und Dutzenden krebserregenden Stoffen in die Lunge zu ziehen:

Alleine von 2001 bis 2016 sank die Zahl der Tabakzigaretten-Raucher unter 18 Jahren auf rund sieben Prozent – und hat sich damit fast geviertelt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spricht von einem historischen Tiefstand.

Tödliche Sucht

Auch die Zahl der rauchenden Erwachsenen ging zurück, allerdings deutlich weniger. Laut Suchtsurvey 2018 qualmt immer noch fast ein Viertel – allen Warnungen von Krebs­experten und Lungenärzten zum Trotz. Selbst die Bilder auf den Packungen schrecken nicht ab. Denn Rauchen ist immer noch eine Sucht, wenn auch eine legale.

Zum Rauchstopp

Ihr Hauptwirkstoff Nikotin ist als Schädlingsbekämpfungsmittel in der EU längst nicht mehr zugelassen. Im menschlichen Gehirn wirkt das Nervengift wie ein Botenstoff. Es macht entspannt, zufrieden oder aufgeregt. Auf der anderen Seite sind Zigaretten für vier von fünf Lungenkrebsfällen verantwortlich.

Tabakkonsum ist die Ursache von mehr als 90 Prozent aller COPD-Erkrankungen und lässt pro Jahr deutlich über hunderttausend Menschen an seinen Spätfolgen sterben. Laut einer wissenschaftlichen Analyse im Fachblatt The Lancet war Rauchen 2016 weltweit der Haupt­­risikofaktor für frühzeitige Sterblichkeit und den Verlust an gesunden ­­Lebensjahren durch Behinderung.

Dazu kommt: Wer raucht, riecht unangenehm, wird kurzatmig. Die Haut ergraut, und Wunden heilen schlechter, weil die Durchblutung gestört ist. Wer es jedoch schafft, von der Zigarette zu lassen, spürt quasi von jetzt auf gleich Effekte.

Gespräch mit dem Arzt, Verhaltenstherapie und Alternativen

Doch wie klappt’s am ehesten? Von denjenigen Rauchern, die es ohne Hilfe versuchen, schaffen es die wenigsten. "Von hundert, die zu Silvester aufgehört haben, werden in einem Jahr 95 bis 97 wieder rauchen", sagt Dr. Thomas Hering aus Berlin, Lungenfacharzt und Tabakentwöhnungs­­beauftragter des Bundesverbands der Pneumologen.

Tabakentwöhnung: Hilfe aus der Apotheke

  • Nikotinersatzpräparate gibt es ­unter anderem als Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten und Sprays. Sie lindern Entzugserscheinungen und erleichtern die Entwöhnung. Die Mittel sind frei erhältlich und müssen selbst bezahlt werden.
  • Rezeptpflichtige Tabletten mit dem Wirkstoff Vareniclin mildern Entzugssymptome, können aber ­Nebenwirkungen hervorrufen.
  • Was für wen wie lange infrage kommt, sollte man stets mit dem Arzt oder Apotheker besprechen. Gerade bei Nikotinersatzpräparaten ist die Dosis sehr wichtig. Sie hängt davon ab, wie stark man raucht.

Patienten dagegen, die ihr Vorhaben mit dem Arzt besprechen, verdoppeln die langfristigen Erfolgschancen immerhin. Eine Verhaltenstherapie in einer Tabakambulanz macht mit 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit zum Nichtraucher. Kosten: bis zu 300 Euro.

"Aufhörwillige, die unterstützende Medikamente mit dem Wirkstoff ­Vareniclin oder solche zum Nikotin­ersatz einnehmen, schaffen es in 50 Prozent der Fälle", so Hering (siehe Kasten rechts). Doch diese Mittel sind wegen möglicher Nebenwirkungen nicht für jeden geeignet.

Laut einer Übersichtsstudie von 2019 kommt zudem leichter von der Zigarette los, wer Ersatzprodukte mit höherer Nikotindosis wählt oder zwei Mittel kombiniert: etwa Nikotinpflaster und schnell wirkende -kaugummis. Auch gibt es Hinweise, dass es hilfreich sein könnte, mit dem Nikotinersatz bereits vor dem Rauchstopp anzufangen.

Eine Frage der Kosten

Doch mit Medikamenten wird der Rauchstopp teurer. Die Krankenkassen in Deutschland bezuschussen bisher nur die Verhaltenstherapie, Medikamente sind von der Erstattung ausgeschlossen.

Hering und andere Experten kritisieren das, etwa Professor Stefan Andreas von der Lungenfachklinik Immenhausen: "Statt effektive und billige Maßnahmen zu bezahlen, müssen wir später teuerste Klinikbehandlungen durchführen, wenn das Rauchen gesundheitliche Schäden angerichtet hat."

Rauchern mit beschränkten finan­ziellen Mitteln rät Thomas Hering, den Betrag für die Rauchstopp-Hilfe in kleinen Raten zu sparen oder sich die Therapie schenken zu lassen.

Keine Entwarnung für E-Zigaretten

Der Dampf einer E-Zigarette ist nach heutigem Wissensstand harmloser als Zigarettenrauch. Doch über Langzeitfolgen, da sind sich deutsche Herzspezialisten, Lungenfachärzte oder Krebs­experten einig, weiß man noch viel zu wenig, um Entwarnung zu geben.

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Aktuelle Studien legen sogar den Verdacht nahe, dass auch Nikotin krebserregend sein kann, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Pneumo­­logie und Beatmungsmedizin in einem Positionspapier. Ein Umstieg auf die E-Zigarette wird darin auch deshalb nicht empfohlen, weil sie als Mittel zur Raucherentwöhnung nur wenig geeignet sei.

Vielmehr fordern die Experten eine strengere Reglementierung von Verdampfungs-produkten. Diese regen durch Aromenvielfalt und Werbung vor allem junge Leute zum vermeintlich harmlosen Konsum an. Und das erfolgreich: Zwar rauchen immer weniger junge Menschen in Deutschland Tabak. Aber gerade die Zahl der jugendlichen E-Zigaretten-Dampfer steigt.