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Es fühlt sich an, als sei da etwas im Hals, was nicht dorthin gehört. Es kratzt, es stört beim Schlucken, es ist rau, es drückt und spannt und nervt. Ein unangenehmes Kratz- und Engegefühl im Hals, manchmal spricht man auch von einem „Kloß im Hals“ oder einem „Frosch im Hals“, dieses Globusgefühl, wie Fachleute es nennen, ist ein häufiges Phänomen – und zum Glück in den allermeisten Fällen harmlos. „Dass wir von einem „Kloßgefühl“ sprechen, legt ja schon nahe, dass dort meist nichts ist“, sagt Professor Sebastian Strieth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Bonn. Und doch ist das Kloßgefühl etwas, was abgeklärt werden sollte - vor allem, wenn es länger anhält.

Wer zusätzliche Symptome wie Kribbeln, Juckreiz, Schwindel, Übelkeit oder sogar Atemnot spürt, sollte sofort ärztlichen Rat einholen, im Zweifel den Notruf unter 112 wählen. Es könnte sich zum Beispiel um eine lebensbedrohliche allergische Reaktion handeln. Auch bei Beschwerden wie Schmerzen oder Fieber oder bei Halsproblemen nach einem „Verschlucken“ ist zeitnah die Ärztin oder der Arzt gefragt.

Hat man außer dem „Frosch im Hals“ aber keinerlei Beschwerden und fühlt sich sonst gesund, kann man häufig noch etwas abwarten, bevor man eine Ärztin oder einen Arzt aufsucht: Wenn das Kloßgefühl nur für ein paar Minuten oder Stunden anhält und am nächsten Tag wieder verschwunden ist und wegbleibt, braucht man laut Strieth normalerweise erst einmal nicht in die ärztliche Praxis. Einen weiteren Hinweis findet man beim Essen: Wer ein Kloßgefühl hat, aber problemlos das Essen herunterschlucken kann, hat höchstwahrscheinlich keine gefährliche Verengung im Hals. Hält das Gefühl länger an oder kehrt es immer wieder, sollten die Ursachen abgeklärt werden. „Aber wer sehr besorgt ist, braucht nicht zurückhaltend zu sein, sondern kann sich an einen Hals-Nasen-Ohrenarzt wenden. Der findet meist recht zügig heraus, ob etwas Ernstes dahintersteckt“, sagt Strieth.

Wie läuft die ärztliche Untersuchung ab?

Manche Betroffene wenden sich zunächst an ihre hausärztliche Praxis. Sie kann bei Bedarf an eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis überweisen. Hier geht es in der Regel erst einmal in einem kurzen Gespräch darum, die Beschwerden zu beschreiben: Seit wann hat man das Kloßgefühl? Sind sie immer da, oder kommen und gehen sie? Wie ist es beim Essen und Trinken? In den meisten Fällen wird anschließend eine Kehlkopfspiegelung gemacht. Das ist eine endoskopische Untersuchung, bei der eine Sonde über die Nase in den Rachen bis zum Kehlkopf geschoben wird, so dass dieser begutachtet werden kann. Manchmal schließt sich dem noch eine Ultraschalluntersuchung an.

Eine mögliche Ursache: Rückfluss von Magensäure

„Mit der endoskopischen Untersuchung schließen wir unter anderem aus, ob ein bösartiger Tumor dahintersteckt“, erklärt Strieth. Das ist jedoch nur sehr selten der Fall, in den allermeisten Fällen finden Untersuchende keinen Tumor.

Häufiger ist hingegen ein sogenannter Reflux: Dass Magensäure vor allem nachts in die Speiseröhre läuft und bis zum Kehlkopfbereich gelangt, diesen reizt – und dann, häufig zu ganz anderen Tageszeiten, das Kloßgefühl hervorruft. Die meisten Betroffenen haben häufig auch Sodbrennen, das ist ein brennendes Gefühl im Oberbauch. „Einen ersten Verdacht hat man daher häufig schon beim Gespräch“, sagt Strieth. In der endoskopischen Untersuchung lassen sich dann manchmal Anzeichen für einen solchen Reflux des Mageninhalts erkennen, etwa gerötete Schleimhaut. Doch nicht immer lässt sich etwas erkennen, auch fließt bei manchen Menschen zwar die Magensäure zurück und greift den Kehlkopf an, aber sie verspüren kein Sodbrennen. Man spricht dann von einem „stillen Reflux“. Ob dieser vorliegt, lässt sich vor allem mit dem sogenannten Reflux-Symptom-Index herausfinden: Das ist ein Fragebogen, der alle Beschwerden des „stillen Reflux“ abfragt – entsprechend der Antworten der Patientinnen und Patienten lässt sich einschätzen, ob ein Reflux die Ursache ist.

Liegt ein Reflux vor, berät Strieth die Betroffenen zunächst in Bezug auf den Lebensstil. „Übergewicht, viel Kaffee trinken, spät abends noch Essen und Alkohol trinken – das alles sind Faktoren, die einen Reflux begünstigen. Wer hier seine Gewohnheiten ändert oder auch nachts mit erhöhtem Oberkörper schläft, kann entsprechend häufig einen Reflux eindämmen“, erklärt Strieth. Reicht eine Lebensstiländerung nicht, können auch bestimmte Medikamente, sogenannte Protonenpumpenhemmer, dafür sorgen, dass der Magensaft weniger sauer ist und die Schleimhäute in der Speiseröhre und im Kehlkopfbereich weniger angreift. Die Therapie mit Medikamenten sollte mit Ärztin oder Arzt abgesprochen sein.

Eine weitere Ursache für ein Kloßgefühl im Hals kann – wenn auch deutlich seltener als ein Reflux - eine Kehlkopfentzündung sein, die etwa im Rahmen von Erkältungen oder anderen Infektionen auftritt. In der Kehlkopfspiegelung fällt sie dem Untersucher meist direkt auf. „Meist ist es eine durch Viren hervorgerufene Entzündung, das heißt, Antibiotika nützen hier nichts.“ Es ist dann vor allem angeraten, die Stimme zu schonen und für ausreichende Feuchtigkeit in der Umgebung zu sorgen. Auch mit Salzwasser zu inhalieren kann helfen. „Man muss sich ein Stück weit zurücknehmen und meist ein paar Tage abwarten, bis die Entzündung abheilt“, sagt Strieth.

Auch Stress kann schuld sein

Manchmal stecken Schilddrüsenveränderungen hinter den Beschwerden. In vielen Fällen aber wird keine sichtbare Ursache für das Kloßgefühl gefunden. Dann kommt zum Beispiel eine Muskelverspannung oder eine erhöhte Körperwahrnehmung infrage. Beides kann etwa durch Stress ausgelöst werden, häufig geht ein so ausgelöstes Kloßgefühl auch mit Depressionen oder Traumata einher. Die Behandlung: Im Idealfall den Stress oder die akute Belastungssituation entschärfen, sofern das möglich ist.

Auch Atemübungen und Entspannungstraining können in solchen Fällen helfen. Oft sind derartige Maßnahmen aber gar nicht nötig: Die Beruhigung, dass alles in Ordnung ist, führt in vielen Fällen schon dazu, dass das Gefühl zügig nachlässt. Strieth betont noch einmal: „Lieber einmal zur Beruhigung zur Ärztin oder zum Arzt gehen, da braucht man keine Scheu zu haben. Und wenn wir nichts finden, ist das auch für uns Behandelnde erfreulich.“ Denn dann können sie die Patientin oder den Patienten immerhin mit dem Befund nach Hause schicken: Es gibt keinen Grund zur Sorge.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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