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Die Produktpalette für Damenhygiene ist riesig. Neben Intimwaschlotionen, -cremes, -deos und -tüchern gibt es auch Spezialduschen "für eine optimale innere Vaginalpflege". Das Problem dabei: Fast alles davon sollte frau lieber von ihrem Intimbereich fernhalten. Experten gehen davon aus, dass die Verwendung solcher Mittel zu vermehrten Infektionen mit Bakterien und Pilzen führt. Denn die Mittel stören die natürliche Scheidenflora.

Laut einer kanadische Studie von 2018 hatten Frauen, die Intimwaschlo­tionen oder -gels benutzten, eine 3,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit für eine bakterielle Infektion und 2,5-mal häufiger Harnwegsinfekte. Für "untenrum" gilt die Devise: Weniger ist mehr. "Auch Produkte, die dem pH-Wert der Scheide entsprechen und als am schonendsten gelten, beeinflussen die Flora", sagt Dr. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenärztin im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.

Kein Duschgel, keine Intimlotion: Wasser reicht völlig aus

Vor allem innerlich sollte keine Frau ihre Scheide waschen oder pflegen. "Es handelt sich um eine Schleimhaut wie im Mund. Da gibt man ja auch keine Creme drauf", sagt Wallwiener. Auch um den Bereich der äußeren Schamlippen zu säubern, reicht Wasser aus. Am besten einfach unter der Dusche mitwaschen. Allerdings sollte in den empfindlichen Bereich kein Duschgel gelangen.

Ganz vergessen sollten Frauen den Intimbereich beim Waschen aber nicht. Andernfalls können sich in den Hautfalten der Schamlippen weißliche Ablagerungen (Smegma) bilden, die unangenehm riechen. Komplizierter wird es, wenn die Scheide bereits Probleme macht, sich zum Beispiel unangenehm trocken anfühlt. "Dann ist eine Feuchtcreme als Sofortmaßnahme okay", sagt Wallwiener.

Dennoch sollte nach der Ursache gefahndet werden. Denn hinter dem Symptom könnte eine Erkrankung stecken. Auch Infektionen mit Pilzen und Bakterien bringen Trockenheit sowie Juckreiz, Rötungen und Schwellungen mit sich. Wallwiener: "Dann zum Gynäkologen gehen."

Bei stark verengter Vorhaut Beschneidung erwägen

Bei Männern wird die Intimhygiene schwierig, wenn sich die Vorhaut verengt und nicht mehr zurückschieben lässt. Dann kann sich darunter Smegma ansammeln. "Das erhöht das Risiko von Peniskrebs. Es können auch nässende Wunden entstehen, die nicht mehr gut heilen", sagt Professor Michael Truß, Direktor der Urologischen Klinik im Klinikum Dortmund.

Betroffene sollten ihre Vorhaut entfernen lassen, sich also beschneiden lassen. "Andernfalls ist keine angemessene Hygiene mehr möglich", so Truß. Wer die Vorhaut bewegen kann, säubert den Penis am besten unter fließendem Wasser. An dieser sensiblen Stelle gilt ebenfalls: Duschgel möglichst vermeiden. Am Hoden ist Einseifen weniger problematisch.

Analhygiene: Spezielle Feuchttücher sind nicht nötig

Den After sollten Männer und Frauen ebenfalls möglichst vorsichtig reinigen. Das gilt auch, wenn sie noch keine gesundheitlichen Probleme haben, wie zum Beispiel Hämorriden. "Es ist eine geschlossene Feuchtzone in der Pofalte, der Analbereich ist sehr sensibel", betont Dr. Gerhard Weyandt, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum Bayreuth.

Spezielle Feuchttücher für die Reinigung nach dem Toilettengang braucht es nicht. Manche Proktologen, also die Fachärzte für den Enddarm, lehnen diese Produkte ab. "Sie enthalten oft Alkohol, Konservierungs- und Duftstoffe. Das reizt die Haut oder führt zu Allergien", sagt auch Weyandt. Der Proktologe rät zudem davon ab, mit Klopapier fest zu reiben. Besser "tupfen".

Keine falsche Scham bei Beschwerden am After

Für Frauen ist es wichtig, keine Darmbakterien in die Scheide zu bringen. "Die Keime führen oft zu Blasenentzündungen oder bakteriellen Entzündungen", sagt Wallwiener. Ideal wäre es, den After nach dem großen Geschäft in einem Bidet auszuduschen und danach trocken zu föhnen oder mit Klopapier trocken zu tupfen. Doch das ist im Alltag nicht immer praktikabel. Eine mögliche Alternative: das Toilettenpapier mit Wasser ein wenig anfeuchten und damit vorsichtig tupfen.

Den Rat eines Arztes einholen sollte man bei Symptomen wie Jucken, Rötungen oder Entzündungen. "Es ist wichtig, die Ursache zu erkennen", sagt Weyandt. Auch manche Hauterkrankungen wie Schuppen- und Knötchenflechte könnten sich am After bemerkbar machen. Wer sich für sein Problem schämt und nicht zum Arzt geht, leidet oft unnötig lange. Hämorriden etwa lassen sich schneller und unkomplizierter in den Griff bekommen, wenn sie frühzeitig behandelt werden.

Unterwäsche muss nicht zwingend aus Baumwolle sein

Weniger problematisch, als viele denken, ist die Unterwäsche. Es müssen nicht unbedingt Baumwollschlüpfer sein, die man bei 60 oder 95 Grad in die Waschmaschine stecken darf. "Es ist okay, Slips aus Synthetik zu benutzen und diese nur bei 30 Grad zu waschen", sagt Wallwiener. Es komme auch selten zu allergischen Reaktionen auf Waschmittel, die für Unterwäsche verwendet werden.

Andererseits: Manche Frauen haben laut der Expertin tatsächlich weniger Scheidenprobleme, wenn sie klassisch Baumwolle tragen. Und Stringtangas seien bei bereits vorhandenen Reizungen im Intimbereich keine gute Idee. Sie verursachen mehr Reibung und können Darmbakterien in Richtung Scheide befördern.

Den Intimbereich schonend enthaaren

Soll man zum Enthaaren im sensiblen Intimbereich eine Creme, einen Epilierer oder Rasierer benutzen? Die Experten Wallwiener und Weyandt raten von den ersten beiden Methoden ab. Enthaarungscreme kann die Haut reizen, Epilieren bei der dort sehr dünnen Haut besonders schmerzhaft sein. 

Aber auch die Rasur birgt Risiken: Häufig kommt es zu Haarwurzelentzündungen. Das reicht von kleinen Pusteln bis zu großen Abszessen, die der Arzt aufschneiden muss. In kleinen Schnitten können sich Infektionen mit Feigwarzen weiterverbreiten. Um solche Folgen zu vermeiden: nie trocken rasieren, die Haut mit warmem Wasser einweichen. Weyandt rät, die Behaarung lediglich zu kürzen – mit einem Rasierapparat oder Haarschneider, eingestellt auf zwei Millimeter Höhe. Nach der Rasur die Haut mit einer feuchtigkeitshaltigen Creme ohne Duftstoffe beruhigen.

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