Logo der Apotheken Umschau

Es kann jeden Menschen treffen - jederzeit. Entweder kann ein plötzlicher Unfall oder eine schwere Erkrankung dazu führen, dass man auf ein gesundes Spenderorgan angewiesen ist. Oder Ärzte stellen den Hirntod fest, wodurch man selbst zu einem potenziellen Organspender werden kann. Kommt eine Spende für mich infrage?

Warum sollte man sich mit Organspende auseinandersetzen?

Um eine persönliche Entscheidung zu finden, sollte man für sich das Für und Wider klären. Tatsache ist, mit der Spende einer Niere, der Lunge oder des Herzens kann man Leben retten.

Hilfe für eine Entscheidungsfindung kommt auch vom Staat und den Ärzten. Eine Aufklärungspflicht wurde 2020 sogar gesetzlich verankert. So sollen auch Hausarztpraxen ihre Patientinnen und Patienten regelmäßig über die Organspende informieren. Alle zwei Jahre können Interessierte dort ein Arztgespräch führen. Auch zuständige Behörden sind zudem verpflichtet, alle Bürgerinnen und Bürger mit Informationsmaterial zu versorgen.

Können Organe ohne Zustimmung transplantiert werden?

Diese Sorge ist unbegründet. Ohne eine Einwilligung wird kein Organ transplantiert. Ist der Wille des Verstorbenen nicht schriftlich fixiert und liegt kein Organspendeausweis vor, können nur Angehörige einer Organspende zustimmen. Es ist deshalb sinnvoll, zu Lebzeiten mit der Familie und Freunden über den eigenen Standpunkt zur Organspende zu reden. Eine schriftliche Erklärung erleichtert aber den Hinterbliebenen, im Sinne des Verstorbenen zu handeln und mit den Ärzten zu sprechen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu fixieren:

  • in einer schriftlichen Erklärung
  • in einem Organspendeausweis
  • in einer Patientenverfügung
  • im Organspende-Register

Wo bekomme ich einen Organspendeausweis?

Es gibt viele Möglichkeiten, sich einen Ausweis zu besorgen. Die einfachste ist, ihn sich gleich kostenfrei auf unserer Webseite heruntelzuaden:

Weitere Bezugsquellen für einen Organspendeausweis:

  • Auf der Interneseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) kann man ebenfalls einen Ausweis online auszufüllen und auszudrucken, Organspendeausweise als Plastikkarte sind im Online-Shop der BzgA kostenfrei bestellbar. Ebenso steht eine Telefon-Hotline 0800/90 40 400 kostenfrei zur Verfügung.
  • Viele Apotheken, Krankenkassen, Arztpaxen und Krankenhäuser helfen auf Anfrage oder haben Ausweise vorliegen
  • Pass- und Meldebehörden

Was ist eigentlich das Organspende-Register?

Das Online-Register für Organspende ist seit dem 18. März 2024 aktiv und wird stufenweise ausgebaut. Es ist eine zusätzliche Alternative, seinen Willen zur Organspende zu dokumentieren. Der Zugang geht über die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Über einen sicheren persönlichen Zugang kann jeder Deutsche ab 16 Jahren in das elektronische Verzeichnis die Entscheidung für eine Organ- und Gewebespende eintragen, ändern und wieder löschen. Wichtig: Niemand anderes kann eine Veränderung vornehmen.

Ziel ist es, dass Gewebeeinrichtungen und Krankenhäuser über das Register schnell und einfach diese Erklärungen abrufen können. Dies ersetzt aber nicht das Gespräch mit den Angehörigen, sondern hilft nur, den Willen des Verstorbenen schneller und einfacher abzurufen. Liegen mehrere schriftliche Willensbekundungen vor, gilt immer die aktuellste.

Welche Organe kann man spenden?

Die Nieren, das Herz, die Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse sowie der Darm können nach dem Tod gespendet werden. Ebenso kann man Gewebe für eine Transplantation spenden. Dazu gehören die Horn- und Lederhaut der Augen, Blutgefäße und Herzklappen. Haut-, Knochen-, Knorpel- und Weichteilgewebe sowie Gewebe, die aus Bauchspeicheldrüse oder Leber gewonnen werden, sind auch transplantierbar. Die Niere ist das am häufigsten benötigte und transplantierte Organ, die Patientinnen und Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium helfen, länger zu leben. Schriftlich kann jeder festhalten, welche Organe und welches Gewebe er spenden oder ausschließen will. Entscheidungen lassen sich jederzeit verändern.

Was ist die medizinische Voraussetzung für eine Organspende?

Nur wenn ein Mensch hirntot ist und seine gesamten Hirnfunktionen unumkehrbar ausgefallen sind, kann eine Organspende erfolgen. Blutungen im Gehirn, Hirninfarkte und Schädel-Hirnverletzungen nach einem Unfall können zum Beispiel zum Hirntod führen, den zwei Fachärztinnen oder-ärzte feststellen – und zwar unabhängig voneinander. Für kurze Zeit lässt sich das Herz-Kreislauf-System des Verstorbenen mithilfe intensivmedizinischer Maßnahmen künstlich aufrecht erhalten. So werden Organe weiterhin durchblutet, damit sie transplantiert werden können. Für Angehörige ist der Hirntod schwer greifbar und nachvollziehbar, weil der Mensch noch lebendig wirkt. Doch auch wenn Maschinen und Medikamente den Kreislauf und die Sauerstoffversorgung des Körpers für eine gewisse Zeit aufrechterhalten können - der Mensch ist definitiv tot.

Krankenwagen mit Sirene

Was der Hirntod bedeutet

Was nach schwerem Herz-Kreislaufversagen oder Gehirnverletzung passiert, wie Hirntod diagnostiziert wird. zum Artikel

Wie läuft eine Organspende ab?

Es zählt bei der Organspende jede Minute. Die Abläufe sind sehr gut koordiniert, um das Spenderorgan zum Empfänger zu bringen und die Angehörigen zu begleiten.

  1. Wenn jegliche Rettungsmaßnahmen gescheitert sind, wird die endgültige Hirntoddiagnostik eingeleitet. Nach strengsten Richtlinien stellen zwei dafür qualifizierte Ärztinnen und Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod fest. Sie dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein oder der Weisung eines beteiligten Arztes unterstehen. Meist sind es Neurologen oder Intensivmediziner, die dann alle lebenswichtigen Funktionen wie Schluck- und Atemreflexe genau untersuchen. Bildgebende Verfahren, die die Blutgefäße im Gehirn sichtbar machen, geben wenn notwendig weiteren Aufschluss.
  2. Danach muss ein Krankenhaus die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) über den Hirntod eines Patienten informieren. Die DSO schickt dann einen Koordinator, der die Ärzte berät und mit den Angehörigen redet. In vielen Krankenhäusern kümmern sich sogenannte Transplantationsbeauftrage um den Ablauf. Sie begleiten und betreuen auch die Hinterbliebenen.
  3. Es bleiben nur wenige Tage nach der Feststellung des Hirndtods, um die Organe zu entnehmen. Die Operation erfolgt genauso sorgfältig wie bei lebenden Menschen. Danach verschließt das OP-Team die Wunden und verbindet sie. Der Leichnam wird würdig aufgebahrt, damit Angehörige sich von dem Verstorbenen verabschieden können.
  4. Die Organe werden untersucht, sobald sie entnommen sind. Die internationale Vermittlungsstelle Eruotransplant wird von der DSO informiert. Eurotransplant nutzt die übermittelten Daten, um geeignete Empfänger für die Organe zu finden. Es sind strenge Auswahlkriterien, die sich nach der Erfolgsaussicht und Dringlichkeit richten.
  5. Die Organe werden zum Transplantationszentrum gebracht, die den Empfänger bereits informiert haben. Ist der Patient eingetroffen, muss er schnell vorbereitet werden. Meist innerhalb weniger Stunden muss das Organ transplantiert werden. Die Kosten für die Entnahme und den Transport übernimmt die DSO aus einem Budget, das ihr von den Krankenkassen bereitgestellt wird.

Generell gilt: Die Organspende erfolgt anonym. Es werden aber anonyme Dankesbriefe an die Angehörigen weitergeleitet.

Wer kann Organe spenden?

Generell dürfen alle ab dem Alter von 16 Jahren ihre Bereitschaft zur Organspende erklären und dokumentieren. Ein Widerspruch ist sogar bereits ab dem Alter von 14 Jahren möglich. Es gibt auch keine Altersgrenze für Organspenden. Letztendlich entscheiden Ärztinnen und Ärzte darüber, welche Organe infrage kommen. Nur wenige Krankheiten wie eine akute Krebserkrankung oder einer HIV-Infektion sind ein Hinderungsgrund für eine Organspende. Das Risiko ist aber immer gegeben, Infektionen, Tumore, genetisch bedingte Erkrankungen oder Schädigungen durch Giftstoffe in sich zu tragen. Deshalb entscheiden Ärztinnen und Ärzte anhand ihrer Untersuchungen, welche Organe voll funktionstüchtig und damit transplantierbar sind. Es ist trotzdem sinnvoll, seine Vorerkrankungen im Organspendeausweis zu notieren.

Werden potenzielle Organspender schlechter versorgt?

Nein, generell gilt: Notärztinnen, Rettungsteams und Intensivmediziner unternehmen alles, um das Leben eines Patienten zu retten. Generell handelt sich um eine sehr kleine Gruppe unter den Verstorbenen. Der Blutkreislauf kann beim Hirntod noch künstlich durch Beatmung und Medikamente aufrecht erhalten werden. Doch die Hirnströme sind erloschen.

Wie oft werden Organe in Deutschland gespendet?

Ein Hirntod wird nur selten festgestellt. Die Zahl der Organspender schwankt deshalb in den vergangenen Jahren zwischen zirka 865 und 965. 2023 konnten insgesamt 2877 Organe aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund hierzulande transplantiert werden, im Jahr zuvor waren es 2.662.

Wie viele Menschen warten auf ein Organ?

Fast 8.500 Menschen standen 2022 in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen warteten auf eine Spenderniere, viele davon schon seit mehreren Jahren. Rund 700 brauchten ein Spenderherz. Jedes Jahr sterben hunderte Menschen, während sie auf der Warteliste stehen.

Was bedeutet die Widerspruchsregelung?

Widerspruchsregelungen gibt es in vielen Ländern Europas. Zum Beispiel in Spanien, Österreich und Schweden, wo ein Mischsystem eingeführt wurde. Dort gelten alle Verstorbenen als Organspender, sofern sie der Organentnahme zu Lebzeiten nicht widersprochen haben. Das führt dazu, dass in diesen Ländern die Zahl der Organspenden wesentlich höher liegt, Spanien hat 2023 in Europa die meisten Spender für Eurotransplant gehabt.

In Deutschland gilt diese Regelung nicht. Es gab aber ein Gesetzentwurf zur sogenannten doppelten Widerspruchsregelung. Der Bundestag stimmte Anfang 2020 dagegen. Der Entwurf sah vor, dass Organe entnommen werden, wenn kein Widerspruch des Verstorbenen vorliegt und wenn auch die nächsten Angehörigen bezeugen, dass der Verstorbene der Organspende nicht widersprochen hat. Daher die Bezeichnung: Doppelte Widerspruchsregelung.

Krankenwagen mit Sirene

Was der Hirntod bedeutet

Was nach schwerem Herz-Kreislaufversagen oder Gehirnverletzung passiert, wie Hirntod diagnostiziert wird. zum Artikel

Transplantation menschlicher Organe

Transplantation

Bei einer Transplantation werden gesunde Organe, Organteile, Gewebe oder Zellen in den Körper eines kranken Menschen verpflanzt. Das Ziel der Behandlungsmethode ist, auf diese Weise die verlorene körperliche Funktion beim Empfänger wieder herzustellen zum Artikel


Quellen:

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Ja oder Nein zur Organ- und Gewebespende , Organspende-Ausweis zum Download und Organspende-Register. https://www.organspende-info.de (Abgerufen am 14.03.2024)