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Staphylokokken sind weit verbreitete Bakterien, die Haut und Schleimhäute von Menschen und Tieren besiedeln. Bestimmte Staphylokokkenarten gehören zur normalen Flora der menschlichen Haut. So ist jeder Mensch mit vielen Bakterien der Art Staphylococcus epidermidis besiedelt. Sie verursacht aber nur sehr selten Infektionen. Andere Staphylokokken-Arten treten allerdings häufiger als Verursacher von Infektionen in Erscheinung.

Der mit Abstand häufigste Erreger von Wundinfektionen ist Staphylococcus aureus. Diese Bakterienart verfügt über krank machende Eigenschaften. Trotzdem entwickelt bei weitem nicht jeder Mensch, der damit besiedelt ist, eine Infektion.

Ungefähr 20 Prozent der gesunden Bevölkerung sind dauerhaft mit Staphylococcus aureus besiedelt. Darüber hinaus ist das Bakterium ungefähr bei weiteren 20 Prozent gelegentlich nachweisbar. Wenn jemand besiedelt ist, dann vor allem im Kopfbereich und hier insbesondere in der Nase. Danach folgen Rachen und Haaransatz. Obwohl Staphylococcus aureus also bei sehr vielen Menschen vorkommt, macht das Bakterium nur wenige krank.

Wie kommt es zu einer Besiedelung mit Staphylococcus aureus?

In den allermeisten Fällen erfolgt die Besiedlung spontan. Was dabei im Detail abläuft, ist unbekannt. Experten gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit, besiedelt zu werden vor allem davon abhängt, ob in der Nasenschleimhaut bestimmte Bausteine vorhanden sind, an die sich die Bakterien anhaften können. Um welche Bestandteile es sich genau handelt, ist allerdings noch nicht vollständig aufgeklärt. Bei Menschen, die solche Bestandteile aufweisen, die dementsprechend also mit Staphylococcus aureus besiedelt sind, können die Bakterien mit chemischen Mitteln zwar vorübergehend entfernt werden. Oft kommt es aber innerhalb einiger Wochen wieder zu einer spontanen Besiedlung. Im Gegensatz dazu verlieren diejeningen, die von Haus aus nicht mit Staphylococcus aureus besiedelt sind, das Bakterium oft innerhalb weniger Wochen spontan, wenn es zuvor auf die Nasenschleimhaut aufgebracht wurde.

Was bedeutet MRSA?

Manche Bakterien sind unempfindlich gegen bestimmte Antibiotika. Man bezeichnet diese Keime als resistent gegen die Wirkstoffe. Einige der Resistenzen, die uns heute im medizinischen Bereich Probleme bereiten, hat es vermutlich zwar schon vor der Einführung der Antibiotika gegeben. Insgesamt war die Anzahl der resistenten Bakterien aber überschaubar. Unter anderem durch den breiten Einsatz von Antibiotika konnten sich resistente Stämme aber zunehmend ausbreiten.

In den Anfängen der antibiotischen Therapie ließen sich von Staphylokokken verursachte Infektionen in aller Regel erfolgreich mit Penicillin behandeln. Inzwischen sind die meisten Staphylokokken in der Lage, einen Stoff zu bilden, der Penicillin unwirksam macht.

Um auch diese Staphylokokken zu bekämpfen, wurden aus dem ursprünglichen Penicillin weitere Wirkstoffe entwickelt, die Isoxazolylpenicilline. Methicillin war der erste zugelassene Wirkstoff dieser Gruppe.

Allerdings isolierten Ärzte schon bald nach der Einführung der weiter entwickelten Penicilline Staphylococcus aureus aus Wunden, die auch gegen die Substanzen dieser neuen Wirkstoffgruppe unempfindlich wurden. Diese Keime bezeichnet man als Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, abgekürzt MRSA.

Gegenwärtig sind etwa 20 Prozent von Staphylococcus aureus -Isolaten im klinischen Untersuchungsmaterial gegen die Isoxazolylpenicilline resistent. Diese Resistenz beinhaltet bei Staphylokokken automatisch auch eine Resistenz gegen weitere hoch wirksame Antibiotika, so dass zur Bekämpfung nur noch wenige, meist neuere Antibiotika zur Verfügung stehen.

MRSA sind nicht die einzigen resistenten Bakterien, die Experten kennen. So gibt es zum Beispiel auch resistente Salmonellen und Kolibakterien.

Wann kann es zu einer MRSA-Besiedelung kommen?

Im Gegensatz zum Methicillin-empfindlichen Staphylococcus aureus erfolgt eine Besiedlung mit MRSA in der Regel nicht spontan. Der MRSA wird vielmehr von besiedelten auf bislang nicht besiedelte Personen übertragen.

Im Krankenhaus wird das Bakterium insbesondere über die Hände des medizinischen Personals auf Patienten weitergegeben. Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine MRSA-Besiedelung besteht bei Menschen, die chronisch krank sind (zum Beispiel Dialysepatienten, also Patienten, die auf eine "Blutwäsche" angewiesen sind, außerdem Patienten mit Tracheostoma, einem künstlichen Zugang zur Luftröhre).

Ob sich das Bakterium nach einer Übertragung bei einer bestimmten Person ansiedeln kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Bei manchen Menschen verschwinden die MRSA mit der Zeit wieder (passagere Besiedlung). Bei anderen bleibt die Besiedlung dauerhaft bestehen. Die Veranlagung dafür, ob ein MRSA bleibt oder wieder verschwindet, ist unterschiedlich stark ausgeprägt und durch äußere Maßnahmen kaum zu beeinflussen. Allerdings scheinen hohes Alter, chronische Hauterkrankungen wie Psoriasis, schwere Grunderkrankungen und vorangegangene Antibiotika-Behandlungen die Besiedlung zu begünstigen.

Gibt es Möglichkeiten, MRSA wieder zu entfernen?

Es besteht eine Empfehlung des Robert Koch-Institutes, zumindest einen Versuch zu unternehmen, MRSA wieder von Haut und Schleimhäuten zu entfernen. Man spricht dann von einer Sanierung von MRSA-Trägern. Geeignete Maßnahmen sind die Anwendung von Mupirocin-Nasensalbe, desinfizierenden Mundspülungen sowie Ganzkörperwaschungen mit antiseptischen Seifen und Lösungen nach genauer Vorgabe des Arztes.

Diese Sanierungsmaßnahmen sind aber nicht immer erfolgreich. Nach Ansicht einiger Experten ist eine dauerhafte Sanierung wahrscheinlich nur dann möglich, wenn der Betroffene den Keim über kurz oder lang auch spontan wieder verloren hätte. Nachdem eine Sanierungsbehandlung vor allem bei wiederholter Anwendung unerwünschte Wirkungen mit sich bringen kann, raten Spezialisten nach einem erfolglosen Sanierungsversuch von weiteren Versuchen ab.

Wie stellt der Arzt eine Besiedelung mit MRSA fest?

Es gibt Screening-Untersuchungen auf MRSA. Zu empfehlen ist das Screening bei Krankenhausaufenthalten von Personen mit einem erhöhten Risiko einer Besiedlung. Der Arzt entnimmt meist Abstriche aus Nase und Rachen sowie von Hautstellen, zum Beispiel von Wunden. Im Labor erfolgt die Bestimmung der Spezies, also der Art des Keimens, und seiner Empfindlichkeit gegen Antibiotika.

Welche Maßnahmen sollen die MRSA-Verbreitung verhindern?

Ist bei einem Patienten eine MRSA-Besiedelung bekannt, müssen im Krankenhaus bestimmte Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Sie sollen verhindern, dass der Keim auf andere Patienten übergeht:

  • Die betroffenen Patienten müssen isoliert werden. In der Regel liegen sie daher in einem Einzelzimmer.
  • Alle Menschen, die mit dem Betroffenen in Kontakt kommen, sollen üblicherweise Schutzkittel, Einmalhandschuhe und einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
  • Sämtliche Pflegeutensilien dürfen nur an einem Patienten eingesetzt werden.

Selbstverständlich sind auch die üblichen Standard-Hygiene-Maßnahmen (Händedesinfektion) einzuhalten.

Wann kann es zu einer MRSA-Infektion kommen?

Unter bestimmten Umständen können MRSA bei ihrem Träger zu Infektionen führen. Begünstigende Faktoren sind zum Beispiel eine Zuckerkrankheit, Verletzungen der Haut, Fremdkörper (etwa Kunststoffschläuche oder Gelenkersatz), bestimmte Infektionen (wie eine Influenza) oder andere Faktoren, die zu einer Immunabwehrschwäche führen. Man spricht dann von einer endogenen Infektion.

Seltener können Infektionen auch nach einer Übertragung von MRSA von außen entstehen. Das kann durch die Hände des ärztlichen und Pflegepersonals im Krankenhaus passieren. Besonders kritisch ist eine Übertragung auf Intensivstationen, weil sehr kranke Menschen besonders gefährdet sind, schwere Infektionen zu entwickeln.

Welche Infektionen mit MRSA gibt es?

MRSA können verschiedenste Infektionen auslösen. Besonders häufig sind Wundinfektionen und Hautinfektionen. Möglich sind aber auch Infektionen des Nasen-Rachenraumes (beispielsweise Mittelohrentzündungen), sowie schwere Allgemeininfektionen (zum Beispiel Hirnhautentzündung, Lungenentzündung, Blutvergiftung, Entzündungen der Herzklappen).

MRSA im Alltag

Im häuslichen Umfeld ist eine Infektion gesunder Kontaktpersonen mit MRSA sehr unwahrscheinlich. Spezielle Hygienemaßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich. Wichtig ist jedoch, dass Betroffene Gebrauchsgegenstände, Pflegeutensilien (Seife, Zahnbürste, Waschlappen, Handtücher) und Bekleidung nur selbst benutzen. Beim Kontakt zu chronisch Kranken oder Neugeborenen können spezielle Hygieneregeln gelten. Dazu informiert der Arzt.

Wichtig ist, dass Betroffene und ihre Angehörigen über die unterschiedlichen Infektionsrisiken im Krankenhaus und zu Hause informiert werden. So wird auch verständlich, warum in der Klinik in der Regel Isolation und Schutzkleidung notwendig sind, während zu Hause üblicherweise ein ganz normaler Umgang möglich ist.

Was ist wichtig im Umgang mit Patienten mit MRSA?

Patienten mit einer MRSA-Besiedlung oder MRSA-Infektion haben grundsätzlich das gleiche Anrecht auf eine angemessene Diagnostik und Therapie wie jeder andere Patient. Die medizinischen Maßnahmen leiten sich allein aus den medizinischen Erfordernissen ab.

Natürlich ist es äußerst wichtig, dass Ärzte, Pflegepersonal und Patienten über Gefahren resistenter Keime informiert sind, dass sie die Regeln zur Vorbeugung und Hygiene gewissenhaft befolgen.

Doch die Angst vor einer Weiterverbreitung des Keimes darf keinesfalls dazu führen, dass MRSA-Patienten die notwendige Therapien nur verzögert oder unter Kompromissen erhalten.

Im klinischen Alltag haben Menschen mit MRSA häufig unter einer Stigmatisierung zu leiden. Es gibt sogar Fallberichte darüber, dass Betroffenen aufgrund von Ängsten vor Ansteckung und Weiterverbreitung bestimmte Behandlungen (zum Beispiel Rehabilitationsbehandlungen oder gar Operationen) verweigert wurden. Eine Verweigerung medizinisch notwendiger Maßnahmen ist weder durch Gesetze oder Leitlinien gedeckt noch ethisch vertretbar.

Beratender Experte: Privatdozent  Dr. med. Stefan Borgmann

Privatdozent Dr. Stefan Borgmann ist Spezialist für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Er leitet die Abteilung Klinische Infektiologie und Hygiene des Klinikums Ingolstadt.

Quellen:

RKI-Ratgeber für Ärzte, Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA. Online: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Staphylokokken_MRSA.html (Abgerufen am 26.11.2013)

Borgmann S, Stark M, Kaiser P et al. MRSA in Praxis, Pflegeheim und häuslichem Umfeld. In Bayerisches Ärzteblatt 3/2008. Online: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Erreger_ausgewaehlt/MRSA/MRSA_Artikel_BAB.pdf?__blob=publicationFile (Abgerufen am 25.11.2013)

Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis: Maßnahmen beim Auftreten multiresistenter Erreger (MRE), AMF-Registriernummer 029/019, Stand 08/2012. Online: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/029-019l_S1_Massnahmen_bei_Auftreten_multiresistenter_Erreger_01.pdf (Abgerufen am 27.11.2013)

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.