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Wahre Größe zeigt, wer sich nicht kleinkriegen lässt. Wenn es ein Organ im menschlichen Körper gibt, auf das dieser Satz zutrifft, dann die Leber. Mit ­­etwa 1400 Gramm wiegt sie rund fünfmal so viel wie das Herz, ist also ein echtes Schwer­gewicht.

Und zwar eines, das ziemlich viel wegsteckt: Medikamente, Alkohol, fettes Essen, Zucker. Trotz dieser Belastungen erfüllt die Leber meist ein Menschenleben lang ihren Dienst – sogar wenn sie selbst vielleicht schon längst nicht mehr gesund ist.

Die Leber erkrankt oft unbemerkt

"Eine erkrankte Leber tut nicht weh, die Patienten haben kaum Symptome", sagt Professor Markus Cornberg, Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland haben eine Lebererkrankung, doch nur etwa jede fünfte wird frühzeitig entdeckt.

Die gute Nachricht: Für eine gesunde Leber kann vorbeugend jeder eine Menge tun – weit mehr, als viele von uns glauben. Denn oftmals wird das Organ auf eine einzige Fähigkeit  reduziert. "Die meisten Menschen denken bei der Leber zuerst an Alkohol und die Entgiftungsfunktion", sagt Cornberg. Dabei ist das Organ in der Körpermitte ausgesprochen vielseitig und erfüllt mit der Galle gleich mehrere lebenswichtige Aufgaben.

Diagnose von Lebererkrankungen

  • Leberleiden bleiben oft lange unentdeckt, weil sie keine spezifischen Beschwerden verursachen. Hinweise können Müdigkeit oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch sein.
  • Oft handelt es sich um Zufallsbefunde. ­Ein Leberschaden kann etwa bei einem Ultraschall entdeckt werden. Oder durch ein Blutbild bei einer Vorsorgeuntersuchung.
  • Störungen der Leberfunktion lassen sich gut im Blut nachweisen. In der Regel zahlt die Kasse die Labortests.
  • Laborwerte alleine sind nur begrenzt ­aussagekräftig. Zur weiteren Untersuchung wird etwa Ultraschall eingesetzt oder eine Gewebeprobe entnommen.

Stoffwechselfabrik und Speicherorgan

"Zusammen kann man sie sich als Fabrik vorstellen", sagt Professor Christian Trautwein von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen. Eine Fabrik, in der es vor allem um Chemie geht. Eiweiße aus der Nahrung werden dort zunächst in ihre Einzelteile zerlegt und dann zu neuen Produkten zusammengebaut. Zu Enzymen etwa, die viele biochemische Reaktionen im Körper steuern. Oder zu Hormonen, die unsere Stimmung regulieren oder unseren Appetit.

Auch Fette könnten ohne die Leber nicht verstoffwechselt werden. Denn in ihr entstehen die dafür notwendigen Gallensäuren. "Die Galle ist der wichtigste Partner der Leber bei der Verdauung", sagt Trautwein. Wenn auch eher der Juniorpartner. Circa einen halben Liter Gallensaft bildet die Leber Tag für Tag. In der Gallenblase wird er eingedickt und gelangt von dort aus in den Darm. Doch die Leber produziert nicht nur, sie speichert auch verschiedenste Stoffe. Zucker zum Beispiel: In Form von Glykogen wandert der Körpertreibstoff ins Depot des Organs. Dort werden zudem Vitamine und Spurenelemente wie Kupfer, Zink oder Eisen in gewissen Mengen eingelagert.

Auf direktem Weg in die Leber

Vieles von dem, was wir essen oder trinken, muss also am Ende die Leber bewältigen. Vor allem durch eine ausgewogene Ernährung lässt sich daher auch die Gesundheit des Organs beeinflussen. Als Stoffwechselzentrale ist die Leber in zwei Blutkreisläufe eingebunden – als einziges Organ außer dem Herz. Über den Pfortaderkreislauf bekommt sie Nährstoffe direkt aus dem Darm zugeführt.

Die gute Anbindung hat auch Nachteile. "Fast jedes Medikament, das wir schlucken, muss früher oder ­später die Leber passieren", sagt Dr. ­Harald Mückter vom Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie in München. Eine Folge: Dort werden Arzneien häufig teilweise oder komplett verstoffwechselt, noch bevor sie an ihr eigentliches Ziel gelangen. Etliche unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln treffen deshalb die Leber. "Da sie ein großes und robustes Organ ist, treten schwere Schäden durch Medikamente erst bei längerfristiger Anwendung auf", sagt Pharmakologe Mückter.

Wie Alkohol zur Fettleber führt

Eine viel größere Herausforderung für die Leber stellt Alkohol dar. Das liegt vor allem an den Substanzen, die das Organ daraus herstellt – zum Beispiel Acetaldehyd. "Es kann mit allen möglichen Stoffen reagieren – auch mit solchen aus den Zellen selbst", erklärt Mückter. Deshalb ist es nicht nur für den Kater am nächsten Tag mitverantwortlich, sondern erschwert der Leber die Arbeit. Hinzu kommt, dass das Organ Alkohol auch in Fett umwandelt. Und wenn es nach und nach verfettet, begünstigt das eine Vielzahl weiterer Erkrankungen – von Diabetes bis zu Herz-Kreislauf-Problemen.

Video: Was ist eine Fettleber?

Anfällig ist die Leber vor allem für Entzündungen (Hepatitis). Häufigster Auslöser dafür: eine Virusinfektion. Davor könne man sich in vielen Fällen schützen, so Experte Markus Cornberg: "Impfungen gegen Hepatitis A und B gibt es schon länger, und gegen Hepatitis C und B stehen mittlerweile sehr effektive Therapien zur Verfügung."

Risikofaktor metabolisches Syndrom

Allerdings kann sich auch eine Fettleber entzünden – ganz ohne das ­Zutun von Viren. Ein verfettetes Organ haben zunehmend mehr Menschen. Laut einer Schätzung der Leberstiftung sind hierzulande mehr als ein Drittel der Erwachsenen über 40 betroffen.

Früher wurde das Problem vor allem mit übermäßigem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Heute gelten eher Übergewicht, Diabetes und Be­­wegungsmangel als Ursachen.

Gesunder Verzicht
Die beste Unterstützung für Leber und Galle: meiden, was den beiden Organen schadet.

Infektionen: Hepatitis- und viele andere Viren können eine Leberentzündung verursachen. Eine Impfung gibt es gegen Hepatitis A und B.  

Entgiftung: Alkohol abzubauen ist für die Leber eine Belastung. Jeder Tag Abstinenz hilft dem Organ, sich zu regenerieren.

Medikamente: Viele Wirkstoffe werden in der Leber abgebaut. Manche von ihnen können das Organ schädigen, zum Beispiel eine Überdosis Paracetamol.

Ungesunde Fette: Enthält die Nahrung zu viel davon, kann die Leber sie nicht ­vollständig verarbeiten und speichert sie. Besser, auch für die Galle, sind Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen.

Zucker: Neben Alkohol und Übergewicht gilt Diabetes als Risikofaktor für eine Leberverfettung. Auch das Risiko für Gallensteine kann steigen. 

Mangelnde Aktivität: Mehr ­Bewegung tut der Leber gut. Sport unterstützt den ­Stoffwechsel und kann Leberfett abbauen.

Übergewicht: Zu viel Körperfett gefährdet die Leber. Das Körpergewicht sollte innerhalb eines Jahres um fünf bis zehn Prozent reduziert werden.

Gegen eine Fettleber können die Patienten selbst etwas unternehmen. Mediziner Cornberg erlebt im Klinikalltag regelmäßig, wie gut sich das kranke Organ erholt – wenn man es dabei unterstützt. Etwa bei einem Patienten, dessen Leberwerte im Blut dramatisch hoch waren. "Wir dachten zunächst an eine Hepatitis", so Cornberg. Der Mann war übergewichtig, bewegte sich kaum und trank öfter Alkohol. Seine Leber war stark verfettet.

Die Ärzte empfahlen ihm dringend, seinen Lebensstil zu ändern. Und der Patient befolgte den Rat. Er fing mit Sport an, ernährte sich ausgewogen, nahm einige Kilo ab. Nach einem Jahr waren seine Leberwerte wieder normal. Ein Beispiel, das motivieren soll, meint Cornberg: "Der Lebensstil kann viele Leber­erkrankungen verursachen, aber auch aufhalten." Nachtragend ist die Leber nämlich nicht. Auch das gehört zu wahrer Größe.

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